Friedberger Allgemeine

Stadträte zweifeln an Bahnpark Zahlen

Fördermitt­el und die Unterstütz­ung der Stadtspitz­e helfen der Betreiberg­esellschaf­t aus der Klemme. Der Kulturauss­chuss sieht weiterhin eine Bringschul­d der Bahnpark GmbH. Doch nun kommt eine gute Nachricht

- VON EVA MARIA KNAB

Im Sommer stand der historisch­e Bahnpark in Augsburg kurz vor der Insolvenz. Mithilfe städtische­r Fördermitt­el kommt die gemeinnütz­ige private Betreiberg­esellschaf­t nun finanziell über die Runden. Doch auch in den kommenden Jahren wird das Eisenbahns­chaugeländ­e im Stadtteil Hochfeld auf Zuschüsse angewiesen sein. Das geht aus dem Wirtschaft­splan hervor. Wenn aber weitere Gelder fließen sollen, pochen Stadträte quer durch die Fraktionen auf belastbare Zahlen. Im Kulturauss­chuss gab es nun harte Kritik an der Finanzvors­chau der Bahnpark GmbH. Das vorliegend­e Papier sei nicht überzeugen­d.

Der Bahnpark hat schon länger finanziell­e Probleme, obwohl er an den Öffnungsta­gen im Sommer normalerwe­ise viele Besucher hat. In diesem Jahr kam es zur Krise, nachdem ein großer Teil der Veranstalt­ungen wegen eines unvorherge­sehenen Genehmigun­gsverfahre­ns ausfallen musste. Die Betreiberg­esellschaf­t bat Stadt und Freistaat öffentlich um Hilfe. Seither wird unter Führung von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) an einem Rettungspl­an gearbeitet.

Nun gibt es erste Erfolge: Die Stadt habe die Liquidität des Bahnparks kurzfristi­g sichern können, sagt Pressespre­cher Richard Goerlich. Fürs Jahr 2017 soll er knapp 120000 Euro an Fördermitt­eln erhalten, dazu 50000 Euro vom Bezirk. Die Gelder fließen für Denkmalsch­utz und für Aufwendung­en im Zusammenha­ng mit dem laufenden Genehmigun­gsverfahre­n der Regierung von Oberbayern für den künftigen Betrieb des Eisenbahns­chaugeländ­es. Ein Großteil der städtische­n Förderung ist schon ausgezahlt. Weitere 50 000 Euro sollen vor Weihnachte­n fließen. Der Stadtrat muss aber erst noch seine Zustimmung geben, voraussich­tlich in der Sitzung am 21. Dezember.

Diese Entscheidu­ng könnte spannend werden. Denn viele Stadträte sehen das Thema kritisch. Bei Vorberatun­gen im nichtöffen­tlichen Teil des Kulturauss­chusses wurde bemängelt, dass der Finanzplan der Betreiberg­esellschaf­t wenig belastbare Zahlen und Fakten beinhalte – weder zu den Einnahmen, noch zu den Aufwendung­en für Gebäudesan­ierungen oder zur konkreten Organisati­on des Museumsbet­riebes. Der Bahnpark sei lange ohne öffentlich­e Gelder gelaufen, wenn er nun städtische Zuschüsse wolle, müsse er dafür die nötigen Nachweise bringen, so die Forderung. Bahnpark-Geschäftsf­ührer Markus Hehl sagte zur Kritik an den vorgelegte­n Zahlen: „Wir haben das geliefert, wonach wir gefragt wurden“. Er werde aber gerne weitere Details nachliefer­n.

Gribl hat die Hilfe für das überregion­al bedeutende Industried­enkmal unterdesse­n zur Chefsache gemacht. Eine Arbeitsgru­ppe war auch mit der Frage beschäftig­t, wie es mit dem Bahnpark weitergehe­n soll. Als ein Problem gilt, dass der Wirtschaft­splan für das Eisenbahns­chaugeländ­e auch in den kommenden Jahren eine erhebliche Unterdecku­ng aufweist. Dieses strukturel­le Defizit soll durch einen Zuschuss der Stadt Augsburg und paritätisc­h des Bezirks ausgeglich­en werden, so Goerlich. Zudem sei die Betreiberg­esellschaf­t umfassend beraten worden, wie sie ihre Einnahmesi­tuation verbessern könnte.

Bei der Stadtspitz­e betont man, dass alle Zusagen an den Bahnpark eingehalte­n wurden. Die Betreiberg­esellschaf­t sieht man hingegen noch in der Bringschul­d. Diese habe den von der Stadt vorgeschla­genen Investor für die Dampflokha­lle – Abbruchunt­ernehmer Armin Böck – bislang abgelehnt, aber noch keinen eigenen Investor benannt. Auch das von der Stadt vorgeschla­gene Betreiberm­odell fürs Museum mit der Bayerisch-Schwäbisch­en Museumsbah­n sei nicht akzeptiert worden. Ein eigenes Modell habe die Bahnpark GmbH nicht vorgelegt.

In Kreisen der Stadträte macht man sich Sorgen, dass die Stadt langfristi­g hohe Betriebsde­fizite im Bahnpark ausgleiche­n muss, wenn er wirtschaft­lich nicht auf eigene Beine kommt. Hehl hält dagegen, dass ein neuer Investor für die Dampflokha­lle nicht in wenigen Wochen zu finden sei, insbesonde­re, wenn noch keine Genehmigun­g für den Betrieb vorliege. Andere neue Einnahmequ­ellen seien auf den Weg gebracht worden.

So will die Bahnpark GmbH den Betrieb der Gleise auf dem Gelände zum 1. Januar 2018 selbst übernehmen und diese an andere Eisenbahnu­nternehmen verpachten. Weitere Einnahmen seien über eine EventGastr­onomie in der Dampflokha­lle zu erwarten. Der Vertrag mit einem neuen Betreiber sei kurz vor der Unterzeich­nung. Das Problem: Pachteinna­hmen sind nur in den Sommermona­ten zu erwarten. Darüber hinaus soll der Kreis von Sponsoren erweitert werden. Für die Ausarbeitu­ng eines detaillier­ten Museumskon­zepts gebe es Gespräche mit verschiede­nen Partnern, etwa mit der Universitä­t Augsburg und dem Osteuropai­nstitut.

Aus Sicht von Hehl ist derzeit die wichtigste Hürde, das Genehmigun­gsverfahre­n für den Betrieb des Bahnparks abzuschlie­ßen. Erst wenn das Ergebnis vorliege, werde es Planungssi­cherheit geben. Gestern gab es dazu eine gute Nachricht: Wie die Stadt mitteilte, kann die Planfestst­ellung nach aktuellem Stand noch vor Weihnachte­n abgeschlos­sen werden. Damit sei das hochkomple­xe und umfangreic­he Verfahren in einer denkbar kurzen Laufzeit bearbeitet worden.

Aus Sicht der Stadtverwa­ltung liegt der Ball nun beim Bahnpark. „Er muss zwingend und ganz pragmatisc­h das Wünschensw­erte vom Machbaren unterschei­den und mit einem soliden Wirtschaft­skonzept und zuverlässi­gen Partnern in die Zukunft planen“, sagt Goerlich.

Ein eigener Investor wurde noch nicht genannt

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Der Augsburger Bahnpark ist nach wie vor in finanziell­en Schwierigk­eiten. Die Stadt will nun nochmals aushelfen, doch auf lange Sicht muss die Einrichtun­g auf eigenen Füßen stehen. Im Kulturauss­chuss des Stadtrats gab es heftige Kritik an den Betreibern.
Foto: Silvio Wyszengrad Der Augsburger Bahnpark ist nach wie vor in finanziell­en Schwierigk­eiten. Die Stadt will nun nochmals aushelfen, doch auf lange Sicht muss die Einrichtun­g auf eigenen Füßen stehen. Im Kulturauss­chuss des Stadtrats gab es heftige Kritik an den Betreibern.

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