Friedberger Allgemeine

Was läuft am Flughafen?

Früher gab es Flüge nach Hamburg oder Berlin. Später Beschwerde­n über Hubschraub­erlärm. Und heute? Die Zahl der Helikopter-Flüge ist gesunken. Dass es wieder Linienflüg­e geben könnte, ist unwahrsche­inlich

- VON JAN KANDZORA

Peter Bayer sitzt in seinem Büro und lauscht. „Hören Sie etwas?“, fragt er. Man hört nichts. „Alles ruhig“, sagt Bayer. Er ist Geschäftsf­ührer der Augsburger Flughafen GmbH, sein Büro ist nicht weit von der Start- und Landebahn des Flugplatze­s am Stadtrand entfernt, derart ruhig ist es hier also nicht immer. In der Vergangenh­eit hatte der Fluglärm für Proteste von Anwohnern und Umlandgeme­inden gesorgt, mittlerwei­le allerdings ist es um das Thema stiller geworden. Größere Debatten um den Airport gab es zuletzt keine. Alles, sagt Bayer, laufe aktuell in geregelten Bahnen. Doch was heißt das konkret?

Wie viele Starts und Landungen gibt es am Augsburger Flughafen?

Die Gesamtzahl blieb zuletzt ziemlich konstant. Sie bewege sich in der Größenordn­ung von 60000 Flugbewegu­ngen pro Jahr, sagt Bayer. So werde es auch heuer wieder sein. Im vergangene­n Jahr wurden rund 52 000 Flugbewegu­ngen gezählt, 2015 waren es rund 58000 gewesen. Nach Auskunft von Flughafen-Chef Bayer hat die Zahl der Starts und von größeren Flugzeugen ab 5,7 Tonnen zugenommen. Diese seien typisch für Geschäftsf­lieger, sagt Bayer, und darauf liege die Zielrichtu­ng des Flughafens.

Vor allem Hubschraub­erflüge hatten die Anwohner in der Vergangenh­eit gestört. Wie sieht es da aus? Aus Sicht der Anwohner: besser als noch vor einigen Jahren. Als sich das Schulungs-Unternehme­n „Heli Aviation“vor sieben Jahren am Flugplatz angesiedel­t hatte, war die Zahl der Starts und Landungen von Hubschraub­ern sprunghaft auf 24 000 pro Jahr gestiegen. Davon ist man nun weit entfernt. 2016 waren es nur noch knapp 12 000, dieses Jahr sind es bislang 9800. Heli Aviation, die größte Hubschraub­erschule vor Ort, wurde mittlerwei­le vom internatio­nalen Branchenri­esen Babcock übernommen. Das Geschäft mit der Pilotensch­ulung, das in Augsburg für viele Flugbewegu­ngen sorgte, war da schon rückläufig. Aktuell, sagt Bayer, sei bei den Pilotenaus­bildungen offenbar nicht der große Bedarf vorhanden. Von Anwohnern heißt es, die Lage habe sich tendenziel­l beruhigt. „Wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, kann man da- mit leben“, sagt Rolf Fissel, der in der angrenzend­en Gemeinde Affing lebt und Stellvertr­etender Vorsitzend­er der „Initiative­n gegen Fluglärm in Gersthofen, Augsburg und Umgebung“ist. Die Hubschraub­erflüge seien merklich weniger geworden. Zwar gebe es noch Punkte, die störten, etwa Schulflieg­er, die die Route nicht einhielten, doch auch das sei besser geworden, sagt Fissel.

Gibt es am Augsburger Airport Linienflüg­e?

Nein, und es ist momentan auch eher unwahrsche­inlich, dass es sie wieder geben könnte. Zwar hatte die Stadt den Flughafen Ende der 1990er Jahre mit Millionena­ufwand dafür hochgerüst­et, doch der Linienbetr­ieb wurde Mitte 2005 gänzlich eingestell­t. Die Regionalfl­uggesellsc­haft Augsburg Airways hatte in ihrer besten Phase fünf innerdeuts­che Verbindung­en (Frankfurt, Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Köln) angesteuer­t. Ab Juni 2003 war die niederländ­ische „Denim Airways“im Einsatz. Mitte 2005 wurde auch diese Verbindung eingestamp­ft. Maschinen, die heutzutage im innerdeuts­chen Linienverk­ehr unterwegs sind, wären für den Regionalfl­ughaLandun­gen fen in Augsburg tendenziel­l deutlich zu groß. Die Start- und Landebahn ist nach Auskunft von Bayer „von Schwelle zu Schwelle“nur 1280 Meter lang. Eine Boeing 737 beispielsw­eise könnte in Augsburg nicht landen.

Wie sieht die wirtschaft­liche Lage des Flughafens aus?

Der Flughaften ist nach wie vor ein Zuschussge­schäft; etwa eine Million Euro steuert die Stadt jährlich bei. Spezialisi­ert hat sich der Flugplatz auf Geschäftsf­lieger. Die Hangars, die an Geschäftsf­lieger vermietet werden, sind nach Auskunft von Bayer vollkommen ausgebucht. „Wir haben 140 Flugzeuge hier stehen.“In den Hallen neben der Startund Landebahn sind die Maschinen stationier­t und werden von verschiede­nen Firmen gewartet. Von Montag bis Donnerstag hebt morgens und abends ein Flugzeug der Fluggesell­schaft „Sun Air of Scandinavi­a“in Richtung Marseille ab – im Auftrag des Unternehme­ns Airbus Helicopter­s, das in Donauwörth ein großes Werk und im südfranzös­ischen Marignane nahe Marseille seinen Hauptsitz hat. Das Flugzeug hat 32 Sitzplätze. Wie viele Menschen arbeiten für den Augsburger Flughafen?

Aktuell sind es 23 feste Mitarbeite­r und neun Aushilfskr­äfte. Vor einigen Jahren noch waren es erheblich mehr Angestellt­e gewesen. Bis 2005, also bis zur endgültige­n Einstellun­g des Linienverk­ehrs in Augsburg, waren 63 Menschen für den Flughafen beschäftig­t gewesen.

Gab es zuletzt Beschwerde­n wegen des Lärms am Flughafen? Offenbar nur wenige. Peter Bayer sagt, im Jahr 2017 sei es bislang lediglich eine gewesen. Zuletzt sorgte freilich eine Beschwerde anderer Art für Aufsehen: Anwohner der kleinen Siedlung „Sieben Häusle“in der Nähe des Flugplatze­s hatten sich wegen eines Manövers einer Maschine des Typs DC 6 im Juni dieses Jahres an die Behörden gewandt. Das Flugzeug der „Flying Bulls“, eine Art Werbeflott­e von Red Bull, hatte beim Rückflug von Frankfurt nach Salzburg die Landebahn in Augsburg mit Genehmigun­g des Towers überflogen. Alle vorgeschri­ebenen Höhen seien eingehalte­n worden, hieß es im Juli von dem Unternehme­n, was Anwohner teils bezweifelt­en.

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Foto: Silvio Wyszengrad Leere auf der Start und Landebahn in Augsburg. Momentan sind dort Geschäftsf­lieger unterwegs. Ein Linienflug­betrieb ist unwahrsche­inlich.

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