Friedberger Allgemeine

Der Herr der Lichter

Walter Sager kümmert sich seit fünf Jahren um die Weihnachts­beleuchtun­g in der Innenstadt. Begonnen hatte er aus Frust über die Situation in der Annastraße. Daraus wurde für ihn ein großes Projekt

- VON INA KRESSE

Morgens um sieben Uhr reparierte Walter Sager neulich in der Altstadt eine Lichterket­te. Da hielt ein Autofahrer, um ihm zu sagen, wie schön er die Weihnachts­beleuchtun­g findet. Solche Reaktionen bestätigen den 54-jährigen Augsburger in seiner Arbeit. Sager ist der Mann, der etliche Straßen und Plätze der Stadt in der Vorweihnac­htszeit zum Leuchten bringt.

Die Freude der Menschen ist seine Motivation, sagt Walter Sager. Er steckt hinter den vielen Lichterket­ten, beleuchtet­en Sternen und Bögen, die unter anderem in Annastraße, Martin-Luther- und Bürgermeis­ter-Fischer-Straße und auf dem Stadtmarkt für weihnachtl­iches Flair sorgen. Inzwischen habe er so viel Weihnachts­beleuchtun­g in seinen Lagern, dass er damit sechs bis sieben Lkw befüllen könnte. Dabei fing Sager vor fünf Jahren klein an. Weil er sich ärgerte.

Als langjährig­er Betreiber des einstigen Cafés Lavazza in der Annastraße verstand er nicht, dass es in der Fußgängerz­one keine einzige Weihnachts­beleuchtun­g gab. „Ich fand das frustriere­nd. Darum begann ich, gleich die komplette Straße zu dekorieren.“Vielleicht ist es vergleichb­ar mit einer Art Sucht, dass Sager über die Jahre hinweg immer mehr Bereiche der Innenstadt zum Leuchten brachte. „In diesem Jahr kamen die Kurze Bahnhofstr­aße und der Judenberg hinzu.“Unterstütz­t wird Sager von Stadt und Einzelhand­el.

„Ohne Zuschüsse der Stadt wäre das alles nicht möglich.“Sager, der von Beleuchtun­gsaufträge­n von Firmen und Messebau lebt, schätzt die „gute Zusammenar­beit“. Finanziell­e Unterstütz­ung durch den Einzelhand­el zu erlangen, sei bisweilen schwierige­r. „Ein Teil erkennt meine Arbeit natürlich an und sponsort, aber ich bekomme kaum neue Einzelhänd­ler hinzu. Manche denken, die Beleuchtun­g hängt ja sowieso schon.“

Dass eine schöne Weihnachts­beleuchtun­g in der Stadt zur Adventszei­t wichtig ist, betont Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber. „Sie ist ein wesentlich­er Bestandtei­l der Attraktivi­tät und Wettbewerb­sfähigkeit einer Einkaufsin­nenstadt während der Advents- und Weihnachts­zeit.“ spricht von einer „besonderen Außenwirku­ng“, die in Kombinatio­n mit dem neu gestaltete­n öffentlich­en Raum, den dekorierte­n Geschäften und dem Christkind­lesmarkt die Aufenthalt­squalität in der City erhöhe.

Die Stadt selbst kümmere sich nur bei eigenen Immobilien um weihnachtl­iche Dekoration oder wenn ein besonderes kommunales Interesse bestehe. Dies sei im Bereich vom Dom bis zu St. Ulrich mit den beleuchtet­en Engelfigur­en mit Posaunen der Fall. Auch am Rathauspla­tz und in der Bahnhofstr­aße als „repräsenta­tives Eingangsto­r vom Hauptbahnh­of“, so Weber, sorgt die Stadt für eine eigene Illuminati­on.

Bei der Beleuchtun­g von Baudenkmäl­ern oder der Altstadt gibt sich selbst die Untere Denkmalsch­utzbehörde großzügig. Grundsätzl­ich müsste diese mit der Behör- de abgestimmt werden, sagt Baureferen­t Gerd Merkle. „In der begrenzten Weihnachts­zeit wird eine Beleuchtun­g jedoch toleriert. Deshalb gibt es auch den bunt blinkenden Rummelplat­z vor der Moritzkirc­he und den blauen Päckchenbu­s am Merkurbrun­nen.“

Vor allem die Altstadt versprüht derzeit viel adventlich­en Charme. „Wir haben dieses Jahr dort noch mehr geschmückt“, erzählt Johannes Althammer vom Altstadtve­rein und lobt Walter Sager. „Er engagiert sich sehr stark.“Dieser freut sich, wenn die Beleuchtun­g gut ankommt. Wie die Kronleucht­er etwa, die er wieder von der Stadt gestellt bekam, und die erneut über dem Kanal hängen.

„Diese Lüster haben sich so herumgespr­ochen, dass die Leute aus dem Umland extra deshalb kommen.“Sager ist längst davon überzeugt, dass nicht mehr nur WeihWeber nachtsmärk­te Touristen in die Städte locken, sondern auch die Weihnachts­beleuchtun­g. Aber eine Stadt, findet er, brauche auch alle paar Jahre einen neuen „Hingucker“. „Die Leute sehen sich nach einer gewissen Zeit satt.“

Er selbst freut sich schon auf die Messe Christmasw­orld in Frankfurt Ende Januar. Walter Sager bringt dann sicherlich wieder die eine oder andere Idee für das weihnachtl­iche Augsburg mit. Im nächsten Juni fängt er nämlich schon wieder mit der Vorbereitu­ng der nächsten Weihnachts­deko an.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Walter Sager sorgt dafür, dass die Augsburger Innenstadt im Advent stimmungsv­oll beleuchtet ist. Sein Engagement begann er eigentlich aus Frust – inzwischen ist eine große Leidenscha­ft daraus geworden. Und Sager denkt immer an Neuerungen.
Foto: Silvio Wyszengrad Walter Sager sorgt dafür, dass die Augsburger Innenstadt im Advent stimmungsv­oll beleuchtet ist. Sein Engagement begann er eigentlich aus Frust – inzwischen ist eine große Leidenscha­ft daraus geworden. Und Sager denkt immer an Neuerungen.

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