Friedberger Allgemeine

Moor Renaturier­ung stößt auf viel Skepsis

Der Donaumoos-Zweckverba­nd wirbt bei der Bürgervers­ammlung in Pöttmes für eine Wiedervern­ässung im Gebiet „Schorner Röste“. Vor allem Landwirte haben Zweifel. Andere Zuhörer befürchten Hochwasser und Mücken

- VON NICOLE SIMÜLLER

Pöttmes Die geplante Moor-Renaturier­ung im Gebiet „Schorner Röste“auf Pöttmeser und Ehekirchen­er Flur treibt die Menschen um. Bei der Bürgervers­ammlung des dafür verantwort­lichen Donaumoos-Zweckverba­nds (DZV) im Pöttmeser Rathaus war der Sitzungssa­al voll. Die Zuhörer kamen aus dem Markt Pöttmes, dem Raum Ehekirchen und weiteren Orten im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen. Die Wogen gingen zeitweise hoch, dennoch blieb die Debatte meist sachlich. Vor gut drei Wochen hatte eine erste Versammlun­g in Walda stattgefun­den.

Die Redner hatten keinen leichten Stand. Auch weil es bislang nur eine Machbarkei­tsstudie der Regierung von Schwaben gibt und sie viele Fragen noch nicht beantworte­n konnten. Das soll ab 2018 in Arbeitskre­isen geschehen, denen Vertreter von Landwirtsc­haft, Gemeinden, Naturund Tierschutz sowie Wasserwirt­schaft angehören sollen. DZV-Projektbet­reuer Michael Hafner erklärte, warum die tiefen Moorschich­ten nahe Schorn und Grimolzhau­sen (Pöttmes) sowie bei Walda (Ehekirchen) und Langenmose­n erhaltens- wert sind. Moorschutz sei ein wichtiger Faktor beim Klimaschut­z. Jährlich lösten sich anderthalb Zentimeter Torfschich­t im Donaumoos in Luft auf, das entspreche sechs Kipperladu­ngen pro Hektar. Er verwies auf weltweit zunehmende Wetterextr­eme und die steigende Zahl von Klimaflüch­tlingen. Hafner stellte jedoch klar: „Wir können über Eigentum nicht verfügen und werden es auch nicht tun.“Er hob wie DZVGeschäf­tsstellenl­eiter Willi Riß das Prinzip der Freiwillig­keit hervor.

Mathias Gogl hakte ein: „Was macht ihr mit einem Landwirt, der nicht mitmachen will?“Hafner sagte, es werde geprüft, ob seine Fläche abgegrenzt werden kann; andernfall­s sei die Renaturier­ung nicht möglich. Auf Gogls Einwand, die Häuser seien nicht für höhere Grundwasse­rstände gebaut, entgegnete Bürgermeis­ter Franz Schindele: „Es gibt keine nasse Enteignung.“

Dennoch gab es viele Fragen zur Haftung für mögliche Wasserschä­den in Häusern. Hafner sagte, der DZV sei schadeners­atzpflicht­ig. Die Studie belege aber aufgrund der Topografie – das Gebiet liegt in zwei Talsenken –, dass Siedlungen nicht beeinträch­tigt würden. Richard Schöttner von der Regierung von Schwaben, die mit dem Dattenhaus­er Ried im Kreis Dillingen ein ähnliches Projekt betreut hat, ergänzte: „Wir gehen lieber zwei Mal auf Nummer sicher.“Bei früheren Projekten seien keine Schäden bekannt.

Willi Riß zufolge muss in einem Planfestst­ellungsver­fahren belegt werden, dass die Renaturier­ung keine Nachteile für die Menschen hat. Nur dann werde sie genehmigt. Dazu würden etwa Gutachten zu den Folgen höherer Grundwasse­rstände erstellt. Diese schwankten derzeit zwischen 30 und 100 Zentimeter­n unter Flur, Ziel seien 20 Zentimeter. Sorgen vor einer Mückenplag­e versuchten die Redner zu entkräften. Schöttner zufolge brauchen die Tiere wechselfeu­chte Verhältnis­se. Im Moor aber sei der Wasserstan­d gleichblei­bend.

Landwirt Marinus Arnold sagte, alles drehe sich um Klimaschut­z. „Landwirtsc­haft interessie­rt niemanden mehr.“Dafür erhielt er viel Beifall. Hafner antwortete, das in der Studie untersucht­e Gebiet sei mit 340 Hektar größer als das tatsächlic­he Projektgeb­iet. Im südlichen Teil besitzt die Stadt München Flächen – ebenso wie der DZV oder der Markt Pöttmes. Alfons Bauschmid, Werksleite­r der Stadtgüter München, verfolgte die Debatte als Zuhörer. Er forderte die Landwirte auf, sich dem Projekt zu öffnen: „Es ist dem Image der Landwirtsc­haft nicht zuträglich, alles von vornherein abzugrätsc­hen.“Die Stadt werde sich nicht verschließ­en. Auf Nachfrage von Marinus Arnold, wie Pöttmes zu der Renaturier­ung stehe, sagte der Bürgermeis­ter: „Wir sehen das Projekt als gut an.“

Biolandwir­t Hubert Birkmeir aus Schorn berichtete, fast alle seine Futterfläc­hen lägen im Moos. Wenn sein Verpächter die verkauft, müsse er weit entfernte Felder pachten, was nicht ökologisch sei, oder den Stall zumachen. Auf die Frage von Riß, wer dem Projekt positiv gegenüber stehe, hoben einige Zuhörer die Hand. Birkmeir deutete an, die Renaturier­ung sei vorstellba­r, wenn Landwirte eine vernünftig­e Förderung erhielten. Er wies auf die Option hin, Flächen an die öffentlich­e Hand zu verkaufen und zu tauschen. Am Schluss sprach sich Schindele erneut für das Projekt aus. Die Studie zur Schorner Röste steht auf der DZV Seite unter „Aktuelles“www.donaumoos zweckverba­nd.de

 ?? Symbolfoto: Silvia Eckert Wagner ?? Weite Flächen, moorige Böden – das Donaumoos ist eine eigentümli­che Landschaft. Nun soll das Moor im nach dem Schorner Röstgraben benannten Projektgeb­iet „Schorner Röste“zwischen dem Pöttmeser Ortsteil Schorn, den Ehekirchen­er Ortsteilen Walda und...
Symbolfoto: Silvia Eckert Wagner Weite Flächen, moorige Böden – das Donaumoos ist eine eigentümli­che Landschaft. Nun soll das Moor im nach dem Schorner Röstgraben benannten Projektgeb­iet „Schorner Röste“zwischen dem Pöttmeser Ortsteil Schorn, den Ehekirchen­er Ortsteilen Walda und...
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