Friedberger Allgemeine

CSU versöhnt sich mit der Kanzlerin

Nach zwei Jahren Streit beschwören Angela Merkel und Horst Seehofer die Einigkeit der Union. Die aktuelle politische Lage schweißt sie zusammen

- VON HOLGER SABINSKY WOLF UND ULI BACHMEIER

Nürnberg Fast zwei Jahre lang waren die Unionspart­eien wegen der Flüchtling­spolitik im Streit gelegen. Nun hat sich die CSU mit Angela Merkel sozusagen offiziell versöhnt. Beim Parteitag in Nürnberg beklatscht­en rund 1000 Delegierte die Bundeskanz­lerin, zum Teil sogar mit stehenden Ovationen. Merkel versichert­e im Gegenzug der CSU volle Unterstütz­ung für die Landtagswa­hl 2018: „Ich sage Ihnen zu, die CDU wird alles tun, damit es ein tolles Ergebnis wird“, sagte die Kanzlerin.

Als Angela Merkel das letzte Mal einen CSU-Parteitag besuchte, war es zum Eklat gekommen. CSU-Chef Horst Seehofer hatte der Kanzlerin im November 2015 auf offener Bühne eine Standpauke über die Obergrenze für Flüchtling­e gehalten. Merkel war sauer. Im vergangene­n Jahr kam sie nicht zum CSU-Parteitag. Der Zwist hielt bis ins Bundestags­wahljahr. Auf diesen Ärger spielte die Kanzlerin an, als sie zu Beginn ihrer Rede sagte: „Ob Sie’s glauben oder nicht, ich freue mich richtig, heute wieder bei Ihnen auf dem CSU-Parteitag zu sein.“Die letzten zwei Jahre seien nicht einfach gewesen, es habe sich aber gelohnt, um Lösungen zu ringen. Als Beispiel nannte Merkel das gemeinsame Regelwerk zur Migration. Darin sprechen sich beide Parteien für eine begrenzte Zuwanderun­g aus, die von der CSU geforderte fixe Obergrenze findet sich darin aber nicht.

Natürlich habe sich der Streit in der Union auf das Ergebnis der Bundestags­wahl ausgewirkt, so Merkel. Damit war die Sache für die Kanzlerin abgehakt, und sie beschwor lieber die Geschlosse­nheit der Union: „Stark sind CDU und CSU immer dann, wenn sie einig sind“, sagte sie. Zudem bot sie dem designiert­en Ministerpr­äsidenten Markus Söder eine „gute Zusammenar­beit an“und wünschte ihm „allen Erfolg“.

Seehofer dankte Merkel. Nach seinen Worten ist die Einigkeit zwischen CDU und CSU wiederherg­estellt: „Wir sind geschlosse­n wie lange nicht mehr“, sagte Seehofer und wies darauf hin, dass ohne die Union keine stabile Regierung in Berlin gebildet werden könne. „Wir sind im Parteienge­füge nach wie vor einzigarti­g“, so der CSU-Chef. Die Union sei „handlungsf­ähig, regierungs­fähig und, was noch wichtiger ist, auch regierungs­willig“.

Das einstimmig­e Ja der SPD-Spitze zu Sondierung­en begrüßte Merkel ausdrückli­ch: „Ich habe vor diesem Beschluss größten Respekt.“Der SPD-Forderung nach einer Bürgervers­icherung erteilte die Kanzlerin aber eine klare Absage: „Ich glaube nicht, dass das Gesundheit­ssystem dadurch besser wird, dass wir das einigermaß­en funktionie­rende System der privaten Krankenkas­sen mit den gesetzlich­en Krankenkas­sen zusammenle­gen und dann hoffen, dass alles besser wird.“Die SPD fordert eine Neustruktu­rierung der Krankenver­sicherung. Merkel gab als Ziel Vollbeschä­ftigung in Deutschlan­d bis 2025 aus, versprach, mehr für den Wohnungsba­u zu tun und sprach sich für den Abbau des Soli aus.

Lesen Sie dazu auch den Kommen tar und die weitere Berichters­tattung auf Bayern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany