Friedberger Allgemeine

Vom Heizungsba­uer zum „Thermen König“

Der Unternehme­r Josef Wund baute die Bäderlands­chaft in Bad Wörishofen. Er starb bei einem Flugzeugab­sturz

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen Mit zitternder Stimme meldet sich die Frau in der Therme Bad Wörishofen: „Kein Kommentar, wir dürfen nichts sagen. Wir sind alle geschockt“, sagt sie dann und legt auf. Sie und ihre Kollegen haben gestern Früh erfahren, dass ihr Seniorchef tödlich verunglück­t ist: Josef Wund starb im Alter von 79 Jahren bei einem Flugzeugab­sturz bei Waldburg (Kreis Ravensburg). Mit Josef Wund verliert die Region eine Unternehme­rpersönlic­hkeit, die von Bewunderer­n und Kritikern als „Visionär“gewürdigt wird.

In Bad Wörishofen hat Wund mit dem Bau der Therme einen Meilenstei­n für die Zukunft der touristisc­hen Entwicklun­g der KneippStad­t gesetzt, seinen Titel als „Bäder-König“verdankt er unter anderem dem Bau der Spaßbäder in Erding, Sinsheim, Euskirchen und Bukarest. In Bad Vilbel bei Frankfurt wird derzeit ein weiteres Freizeitba­d geplant und Josef Wund soll dort am Donnerstag persönlich nach dem Rechten gesehen haben. Auf dem Weg zurück in seinen Wohnort Friedrichs­hafen am Bodensee riss ihn der Absturz des Kleinflugz­eugs aus einem bewegten Leben.

Kurz vor der Landung stürzte die Cessna am Donnerstag­abend gegen 18.15 Uhr in einem schwer zugänglich­en Waldstück bei Waldburg ab. Mit Josef Wund verloren der 45-jährige Pilot aus dem österreich­ischen Vorarlberg und ein 49-Jähriger aus Wien ihr Leben. Die drei Opfer wurden trotz starken Schneefall­s noch in der Nacht geborgen.

Die Ursache für den Absturz ist noch unklar, ob das Wetter möglicherw­eise eine Rolle gespielt hat, müssen nun unter anderem Experten der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng aufklären.

In Bad Wörishofen verbreitet­e sich die Nachricht vom Tod des Thermen-Investors gestern wie ein Lauffeuer – immerhin arbeiten rund 250 Mitarbeite­r in der Therme. Sie gilt als Besucherma­gnet und zieht im Jahr rund 700 000 Besucher an – damit ist sie eine tragende Säule des Heilbades und Kneipp-Kurortes. Wunds Sohn Jörg führt seit einiger Zeit die Geschäfte, die Grundbesit­zverwaltun­g ist im März von Bad Wörishofen nach Friedrichs­hafen verlegt worden. Der Grund: Josef Wund lag seit längerem im Clinch mit der Stadtspitz­e über die Höhe des zu zahlenden

Vor wenigen Tagen feierte Josef Wund seinen 79. Geburtstag, doch wer ihn kannte, beschreibt ihn als tatkräftig­en, innovative­n Unternehme­r, der keinerlei Gedanken daran verschwend­ete, einen Gang zurückzusc­halten oder gar aufzuhören. „Ich mache jeden Tag etwas, was es noch nicht gibt. Das ist der echte Fortschrit­t“, hat der Unternehme­r einmal über sich selbst gesagt. Fremdenver­kehrsbeitr­ages.

Mehr als 50 Firmen gehören zur Wund-Unternehme­nsgruppe. Die Strukturen der weitverzwe­igten Gruppe sind unübersich­tlich und verflochte­n, eine gemeinsame Bilanz gibt es nicht. Der Umsatz der Wund-Gruppe mit ihren rund 1500 Mitarbeite­rn liegt bei rund 100 Millionen Euro.

Langjährig­e Weggefährt­en beschreibe­n Josef Wund als echten „Macher“, als einen Menschen, der nie zur Ruhe kam und bei der Durchsetzu­ng seiner Interessen immer konsequent, häufig hemdsärmel­ig und manchmal auch rücksichts­los war. Der Sohn eines Kutschers und Obstbauern war wohl das, was man einen „Selfmadema­n“nennt – er durfte nicht aufs Gymnasium, nach der Lehre als Heizungsba­uer machte er als Ingenieur und Architekt Karriere, baute erst Tennishall­en, dann Einkaufsze­ntren und später Freizeitbä­der. Josef Wund erkannte Chancen und griff beherzt zu, wenn andere zögerten. Mit dem Bau des „Deutschen Pavillons“auf der Weltausste­llung „Expo 2000“wurde er berühmt: Er hatte den Pavillon selbst geplant, gebaut und auf eigene Kosten vorfinanzi­ert, um ihn dann an den Bund zu vermieten – ein cleverer und lukrativer Schachzug. Davon gab es viele im Leben des umtriebige­n und rastlosen Milliarden-Unternehme­rs, der für seine Verdienste mit zahlreiche­n Auszeichnu­ngen belohnt wurde, darunter die Bürgermeda­ille der Stadt Bad Wörishofen.

 ?? Fotos: Imago/Karl Josef Hildenbran­d, dpa ?? Josef Wund baute unter anderem die Therme in Bad Wörishofen. Am Donnerstag ist der 79 Jährige bei einem Flugzeugab­sturz in der Nähe von Ravensburg ums Leben gekommen.
Fotos: Imago/Karl Josef Hildenbran­d, dpa Josef Wund baute unter anderem die Therme in Bad Wörishofen. Am Donnerstag ist der 79 Jährige bei einem Flugzeugab­sturz in der Nähe von Ravensburg ums Leben gekommen.
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