Freiwillige bringen Senioren zum Supermarkt
Ob zum Arzt, zum Friedhof oder ins Geschäft: Der Fahrdienst des Kissinger Mehrgenerationenhauses wird von vielen genutzt. Wie das Angebot aufgebaut ist und warum die Leiterin auf finanzielle Unterstützung hofft
Kissing Viele ältere Menschen entscheiden sich, auf ihren Führerschein zu verzichten. Wer nie einen hatte, möchte nicht ständig die berufstätigen Kinder für Fahrten einspannen. Doch alle Erledigungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu machen, ist gerade im ländlichen Raum schwierig.
Das Mehrgenerationenhaus Casa Cambio in Kissing hat daher einen Fahrdienst auf Freiwilligenbasis eingerichtet. Im vergangenen Gemeinderat stellte Leiterin Brigitte Dunkenberger das Projekt vor. Die Senioren werden beispielsweise zum Einkaufen in den Supermarkt, zum Arzt oder zum Besuch des Friedhofs gebracht.
Die Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses schauten sich zunächst die Fahredienste in Todtenweis und Mering an. Bei letzterem sind die Ehrenamtlichen in Privatautos unterwegs. „Das kam für uns aber nicht infrage.“Also schaffte das Mehrgenerationenhaus einen großen, geräumigen Wagen an. „Da kann auch ein Rollator mitgenommen werden“, sagte Dunkenberger. Schon bald meldeten sich einige Senioren, die das Angebot in Anspruch nehmen wollten. Auch die Suche nach Freiwilligen verlief laut Dunkenberger recht einfach. Inzwischen gibt es bereits acht Fahrerinnen und Fahrer, die die Dienste übernehmen. Das Casa Cambio kann damit Montag bis Mittwoch den ganzen Tag abdecken und die Vormittage am Donnerstag und Freitag. Die Fahrer holen die Senioren zu Hause ab und bringen sie wieder zurück. Wenn die älteren Menschen es wollen, werden sie aber auch auf dem Friedhof oder in den Supermarkt begleitet. Die Ehrenamtlichen helfen, die Gießkanne zu tragen oder bei Produkten, die sehr hoch im Regal liegen. Dunkenberger erklärte, dass das Angebot ganz Kissing abdecke. Vereinzelt werden Senioren aber auch nach Friedberg oder Mering, zum Beispiel zu Augenärzten und anderen Spezialisten gefahren. Weitere Fahrten bedeuteten aber auch, dass das Auto längere Zeit nicht zur Verfügung steht.
Alle Fahrer sind über den Träger des Casa Cambio, die katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg, versichert. „Das war uns ganz wichtig“, sagte Dunkenberger. Zwei Koordinatorinnen, die geringfügig beschäftigt sind, nehmen die Anrufe der Senioren entgegen und tragen die Termine in einen OnlineKalender ein. Über den werden die Fahrer mit allen nötigen Informationen versorgt, wobei die Koordinatorinnen darüber hinaus die Ehrenamtlichen bei Bedarf instruieren. Seit drei Monaten gibt es den Fahrdienst bereits. Rund 30 Senioren nahmen ihn pro Monat in Anspruch – Tendenz steigend.
Das Angebot ist für die älteren Menschen kostenlos, aber Spenden sind erwünscht. „Davon bezahlen wir das Benzin, das schaffen wir gut“, sagt Dunkenberger. Aber darüber hinaus fallen weitere Kosten an – für den Unterhalt der Autos und die zwei Koordinatorinnen. Dunkenberger rechnet etwa mit 9000 Euro pro Jahr. Zurzeit bezahle alles der Förderverein. Die Fraktionen im Gemeinderat bedankten sich für das Engagement und stellten Unterstützung in Aussicht. Bürgermeister Manfred Wolf versprach, das Projekt bei den Haushaltsberatungen zu berücksichtigen.
OKontakt Wer den Dienst nutzen möchte, soll mindestens einen Tag vor der geplanten Fahrt folgende Nummer wählen: 0157/87948972. Das Telefon ist von Montag bis Freitag zwischen 9.30 und 11.30 Uhr besetzt.