Die Zukunft ist alles andere als rosig
Seit einem Jahr haben die Derchinger Waldhornschützen keine eigene Schießstätte mehr und genießen Asyl in Kissing und Ottmaring. Wo, wie und ob es mit dem Verein weitergeht, ist ungewiss
Derching Im März dieses Jahres wurden die Derchinger Waldhornschützen 60 Jahre alt, doch es war eher ein gedämpftes, kleines Jubiläum. Denn ob der Schützenverein noch viele weitere Geburtstage wird feiern können, ist momentan sehr ungewiss. Der Grund: Die Schützen sind derzeit heimatlos, seit ihnen ihr Schießstand in der Derchinger Gaststätte Waldesruh seit dem 1. Januar 2017 nicht mehr zur Verfügung steht.
Die Vorgeschichte liegt in der neuen Brandschutzverordnung, die für Gaststätten und Vereinsheime gilt. Die Schützen hätten eine rauchdichte Türe und einen Fluchtweg einbauen beziehungsweise erstellen müssen und hätten dies auch in Eigenleistung machen wollen, sagte die jetzige Vorsitzende Lena Denzl. Doch das kam nie zustande – warum, da widersprechen sich die Aussagen. Lena Denzl sagte, sie habe von der Wirtin Isolde Strobl eine Bestätigung haben wollen, dass die Schützen den Raum noch zehn Jahre nutzen können. „Sonst hätte ich keine Fördergelder für die Baumaßnahmen bekommen“, erklärte sie. Isolde Strobl meinte, ein Vertrag stand nicht zur Debatte – zumal die Schützen eh keine Pacht gezahlt hätten. „Ich musste auch einiges umbauen und habe keine Zuschüsse bekommen“, so Isolde Strobl. Das Ende vom Lied war dann schließlich die Nutzungsuntersagung der Räumlichkeiten für die Schützen, die sich dann nach anderen Möglichkeiten umschauen mussten.
„Wir haben dann bei den Gunzenleeschützen in Kissing und der SG Ottmaring Asyl bekommen“, erklärte Lena Denzl. Der Kontakt nach Kissing kam über ihren Bruder zustande, die Ottmaringer hatten ihre Hilfe angeboten, da sie selbst vor einigen Jahren ähnliche Probleme hatten, als ihr Schützenheim umgebaut werden musste.
Die Derchinger schossen nun sowohl ihre Meisterschaften als auch die Gau-Rundenwettkämpfe in Ottmaring. Sportlich ging es sogar bergauf, die Mannschaft ist ungeschlagen auf Platz eins in der A-Klasse.
Doch das Schießen an fremden Ständen soll auf keinen Fall eine Dauerlösung sein. Aber mit Alternativen sieht es laut Lena Denzl ziemlich schlecht aus. Die 24-Jährige, die eine der jüngsten Vereinsvorsitzenden ist, war zusammen mit ihrem Vorgänger Philipp Brandmair in München-Hochbrück bei einem Seminar des Bayerischen Sportschützenbunds (BSSB), das unter dem Motto stand „Hilfe, wir (müssen) bauen!“„Da stand schnell fest, dass ein Neubau eines Schützenheims utopisch ist“, erklärte Denzl. Mit allem Drum und Dran müsse man mit Kosten von rund 400000 Euro rechnen, allein die Elektronik der Schießstände würde mit 20 000 Euro zu Buche schlagen. „Das können wir als kleiner Verein mit 90 Mitgliedern nicht stemmen“, meinte Lena Denzl.
Man habe auch schon bestehende Gebäude in Augenschein genommen – so die alte Derchinger Tennishalle, die sich allerdings auch als ungeeignet erwies. Auch der Plan, sich bei einem eventuellen Neubau der Derchinger Feuerwehr „anzuhängen“, platzte. Zuletzt gab es Gespräche mit Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann, und da könnte ein kleiner Silberstreif am Horizont auftauchen.
„Die Gespräche sind ganz am Anfang“so Lena Denzl. Es gebe einen Raum in der alten Schule über dem Floriansstüberl, der im Besitz der Stadt sei und eventuell zur Verfügung stünde. Doch der hat einen gravierenden Nachteil: Er ist nur zehn Meter lang. „Und Räumlichkeiten, in denen mit Luftdruckwaffen geschossen wird, müssen nach Richtlinien des Deutschen Schützenbundes und einem Erlass des Justizministeriums mindestens 12,20 Meter lang sein“, erläutert Lena Denzl. Das Problem bei dem Raum ist, dass er im 1. Stock liegt, ein Anbau also mehr als schwierig sein dürfte. „Das scheint also auch nichts zu werden“, so die Derchinger Vereinsvorsitzende.
Als sie den Verein vor zwei Jahren übernahm, wusste sie, dass es nicht einfach werden würde. Doch nach den vergangenen beiden Jahren macht sich bei der 24-Jährigen und ihrem Team etwas Resignation breit.
Sollte sich keine Lösung des Problems Schützenheim abzeichnen, könnte es sein, dass sich die Vorstandschaft im Januar 2018 nicht mehr zur Wahl stellt – dann bliebe nur die Vereinsauflösung. „Mein Wunsch wäre es, dass der Verein weiter besteht“, so Denzl, die sich ausdrücklich bei den Verantwortlichen der Stadt für deren Unterstützung bedanken wollte. „Bürgermeister Roland Eichmann und die Stadt haben mich wirklich unterstützt und hatten immer ein offenes Ohr für uns – aber auch die können keinen geeigneten Raum herbeizaubern“, sagte Lena Denzl.