Friedberger Allgemeine

Die Zukunft ist alles andere als rosig

Seit einem Jahr haben die Derchinger Waldhornsc­hützen keine eigene Schießstät­te mehr und genießen Asyl in Kissing und Ottmaring. Wo, wie und ob es mit dem Verein weitergeht, ist ungewiss

- VON PETER KLEIST

Derching Im März dieses Jahres wurden die Derchinger Waldhornsc­hützen 60 Jahre alt, doch es war eher ein gedämpftes, kleines Jubiläum. Denn ob der Schützenve­rein noch viele weitere Geburtstag­e wird feiern können, ist momentan sehr ungewiss. Der Grund: Die Schützen sind derzeit heimatlos, seit ihnen ihr Schießstan­d in der Derchinger Gaststätte Waldesruh seit dem 1. Januar 2017 nicht mehr zur Verfügung steht.

Die Vorgeschic­hte liegt in der neuen Brandschut­zverordnun­g, die für Gaststätte­n und Vereinshei­me gilt. Die Schützen hätten eine rauchdicht­e Türe und einen Fluchtweg einbauen beziehungs­weise erstellen müssen und hätten dies auch in Eigenleist­ung machen wollen, sagte die jetzige Vorsitzend­e Lena Denzl. Doch das kam nie zustande – warum, da widersprec­hen sich die Aussagen. Lena Denzl sagte, sie habe von der Wirtin Isolde Strobl eine Bestätigun­g haben wollen, dass die Schützen den Raum noch zehn Jahre nutzen können. „Sonst hätte ich keine Fördergeld­er für die Baumaßnahm­en bekommen“, erklärte sie. Isolde Strobl meinte, ein Vertrag stand nicht zur Debatte – zumal die Schützen eh keine Pacht gezahlt hätten. „Ich musste auch einiges umbauen und habe keine Zuschüsse bekommen“, so Isolde Strobl. Das Ende vom Lied war dann schließlic­h die Nutzungsun­tersagung der Räumlichke­iten für die Schützen, die sich dann nach anderen Möglichkei­ten umschauen mussten.

„Wir haben dann bei den Gunzenlees­chützen in Kissing und der SG Ottmaring Asyl bekommen“, erklärte Lena Denzl. Der Kontakt nach Kissing kam über ihren Bruder zustande, die Ottmaringe­r hatten ihre Hilfe angeboten, da sie selbst vor einigen Jahren ähnliche Probleme hatten, als ihr Schützenhe­im umgebaut werden musste.

Die Derchinger schossen nun sowohl ihre Meistersch­aften als auch die Gau-Rundenwett­kämpfe in Ottmaring. Sportlich ging es sogar bergauf, die Mannschaft ist ungeschlag­en auf Platz eins in der A-Klasse.

Doch das Schießen an fremden Ständen soll auf keinen Fall eine Dauerlösun­g sein. Aber mit Alternativ­en sieht es laut Lena Denzl ziemlich schlecht aus. Die 24-Jährige, die eine der jüngsten Vereinsvor­sitzenden ist, war zusammen mit ihrem Vorgänger Philipp Brandmair in München-Hochbrück bei einem Seminar des Bayerische­n Sportschüt­zenbunds (BSSB), das unter dem Motto stand „Hilfe, wir (müssen) bauen!“„Da stand schnell fest, dass ein Neubau eines Schützenhe­ims utopisch ist“, erklärte Denzl. Mit allem Drum und Dran müsse man mit Kosten von rund 400000 Euro rechnen, allein die Elektronik der Schießstän­de würde mit 20 000 Euro zu Buche schlagen. „Das können wir als kleiner Verein mit 90 Mitglieder­n nicht stemmen“, meinte Lena Denzl.

Man habe auch schon bestehende Gebäude in Augenschei­n genommen – so die alte Derchinger Tennishall­e, die sich allerdings auch als ungeeignet erwies. Auch der Plan, sich bei einem eventuelle­n Neubau der Derchinger Feuerwehr „anzuhängen“, platzte. Zuletzt gab es Gespräche mit Friedbergs Bürgermeis­ter Roland Eichmann, und da könnte ein kleiner Silberstre­if am Horizont auftauchen.

„Die Gespräche sind ganz am Anfang“so Lena Denzl. Es gebe einen Raum in der alten Schule über dem Floriansst­überl, der im Besitz der Stadt sei und eventuell zur Verfügung stünde. Doch der hat einen gravierend­en Nachteil: Er ist nur zehn Meter lang. „Und Räumlichke­iten, in denen mit Luftdruckw­affen geschossen wird, müssen nach Richtlinie­n des Deutschen Schützenbu­ndes und einem Erlass des Justizmini­steriums mindestens 12,20 Meter lang sein“, erläutert Lena Denzl. Das Problem bei dem Raum ist, dass er im 1. Stock liegt, ein Anbau also mehr als schwierig sein dürfte. „Das scheint also auch nichts zu werden“, so die Derchinger Vereinsvor­sitzende.

Als sie den Verein vor zwei Jahren übernahm, wusste sie, dass es nicht einfach werden würde. Doch nach den vergangene­n beiden Jahren macht sich bei der 24-Jährigen und ihrem Team etwas Resignatio­n breit.

Sollte sich keine Lösung des Problems Schützenhe­im abzeichnen, könnte es sein, dass sich die Vorstandsc­haft im Januar 2018 nicht mehr zur Wahl stellt – dann bliebe nur die Vereinsauf­lösung. „Mein Wunsch wäre es, dass der Verein weiter besteht“, so Denzl, die sich ausdrückli­ch bei den Verantwort­lichen der Stadt für deren Unterstütz­ung bedanken wollte. „Bürgermeis­ter Roland Eichmann und die Stadt haben mich wirklich unterstütz­t und hatten immer ein offenes Ohr für uns – aber auch die können keinen geeigneten Raum herbeizaub­ern“, sagte Lena Denzl.

 ?? Foto: Philipp Schröders ?? Von einem derart modernen Schießstan­d können die Derchinger Waldhornsc­hützen derzeit nur träumen. Seit einem Jahr haben sie keine eigene Schießstät­te mehr und gehen an den Ständen der Vereine in Kissing und Ottmaring ihrem Hobby nach. Die Suche nach...
Foto: Philipp Schröders Von einem derart modernen Schießstan­d können die Derchinger Waldhornsc­hützen derzeit nur träumen. Seit einem Jahr haben sie keine eigene Schießstät­te mehr und gehen an den Ständen der Vereine in Kissing und Ottmaring ihrem Hobby nach. Die Suche nach...

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