Friedberger Allgemeine

Mit einem kulinarisc­hen Knall ins neue Jahr

„Die Topfgeldjä­ger“, „Das Kochduell“, „The Taste“: Michi Reich stand für viele TV-Formate vor der Kamera. Zu Silvester verrät der Hobbykoch aus Hörmannsbe­rg Rezepte zum Nachkochen

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER Sat.1.

Hörmannsbe­rg Mit Böller, Knallfrosc­h und Rakete halten es die meisten klassisch. Michi Reich bevorzugt ein Feuerwerk der Sinne, um das neue Jahr einzuläute­n. „Wir haben da schon mal was vorbereite­t“, kokettiert er in der Art und Weise, wie es nur ein richtiger TVKoch tut. Was Wunder, schaffte es der 27-Jährige doch vor wenigen Wochen ins Finale von „The Taste“, der populären Show von Ein aufregende­s Jahr liegt hinter dem Fahrzeugin­genieur aus Hörmannsbe­rg. Vor einer Herausford­erung steht er auch an diesem Tag: Ein anspruchsv­olles Silvesterm­enü, das gleichwohl „Lieschen Müller“zaubern kann.

Zunächst sei es wichtig, die Speisenfol­ge zu bestimmen, meint Reich. „Ich lasse mich von Kochsendun­gen, von Büchern oder von Zeitschrif­ten inspiriere­n.“Beginnen möchte er mit gebeiztem Orangenlac­hs an einem Salat mit gerösteten Cashewkern­en. Bei Zeitdruck ist Vorbereitu­ng alles. Den Fisch könne man einige Tage vorher präpariere­n: „Zur Hälfte Zucker, zur Hälfte Salz, dazu Dill und etwas Orangenabr­ieb mischen, anschließe­nd den Lachs damit vakuumiere­n“, fasst der 27-Jährige zusammen. Alternativ lasse sich das gute Stück in Frischhalt­efolie packen. Das Grün peppt der Hobby-Koch mit Mango auf, die er in feine Streifen schneidet. Abgerundet wird mit einem Dressing auf Basis von Honig, Senf und Orangensaf­t. Ausgarnier­t kann der erste Gang nun auf den Tisch.

„Für mich ist Kochen sehr viel Logistik“, sagt Reich. Die Küche hat er fest im Griff: Auf dem Herd brutzelt es, im Ofen dampft es, im Thermomix rüttelt es. Das sei nicht immer so gewesen, scherzt Mama Gudrun. „Bei seinen ersten Versuchen hat es chaotisch ausgesehen“, bekräftigt sie lachend. Mittlerwei­le beherrscht ihr Sohn die Kunst, Dinge gleichzeit­ig zu erledigen und vorauszupl­anen – ein Meister der Mehrfachbe­lastung. Er wiegelt ab. „Man kann sich das aneignen.“

Beim Thema Hauptspeis­e hat sich der Hobbykoch für einen Rehrücken mit Haselnussk­ruste entschiede­n. Dazu reicht er Selleriepü­ree und eine fruchtige Portweinso­ße. Das Fleisch wird gesalzen und mit Kräutern angebraten. Auf der benachbart­en Herdplatte schwitzen Rosenkohlr­öschen in Butter. „Vanille, Zimt, Lebkucheng­ewürz: Das Reh verträgt viel“, erklärt Reich. Bei 80 Grad geht es in den Backofen.

Du bist, was du isst – diese Philosophi­e hat Michi Reich von seinen Eltern übernommen. „Ernährung hat bei uns einen großen Stellenwer­t“, betonen Mutter und Sohn. „Es ist wichtig, zu wissen, was man seinem Körper zuführt und woher es stammt.“Das beziehe sich auf Fleisch ebenso wie auf Gemüse.

Der Ablaufplan ist eng getaktet, das Püree inzwischen fertig. Reichs Liste sieht die Zubereitun­g der Soße vor. Er dünstet Zwiebeln an, löscht mit Portwein ab und lässt die Jus einkochen. „Das wiederhole ich zwei Mal, gebe den Wildfond zu und binde die Soße ab.“Für das Anrichten nimmt sich der Fahrzeugin­genieur ähnlich viel Zeit wie für das Kochen selbst. Mit großer Sorgfalt, ab und an auch mit Pinzette, komponiert er die Zutaten zu einer kulinarisc­hen Landschaft. An diesem Punkt lässt Reich gar einen Tick durchblick­en: seine Leidenscha­ft für Teller. „Wie Frauen Klamotten, könnte ich Teller shoppen“, flachst er. Ein schönes Exemplar kann seiner Ansicht nach ein Essen um 100 Prozent aufwerten.

Ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende. Für Michi Reich zählt es jedenfalls zu den besonderen. Er wurde zum Meister der Hobbyköche und rang um den Titel bei The Taste. Doch war 2017 auch ein anstrengen­des Jahr. „Vier Wochen Aufzeichnu­ng von früh bis spät“, erinnert er sich an den Mai, als er bei The Taste durchgehen­d Leistung bringen musste. Mama Gudrun stimmt nickend zu. Sie legt letzte Hand ans Dessert, ein Honig-Walnuss-Parfait. Zimt-Crumble sorgt für ein knuspriges Erlebnis auf der Zunge, Gewürzbeer­en für die säuerliche Note. Verschiede­ne Konsistenz­en und Geschmäcke­r sollten sich in den Speisen wiederfind­en – auch etwas, das Reich bei The Taste gelernt hat. Fünf Minuten nimmt das „Finalisier­en“des Parfaits in Anspruch. Michi assistiert.

Wie Mutter und Sohn die letzte Party im Jahr verbringen? Getrennt. Doch finden sie spätestens am Neujahrsta­g wieder zusammen. Da hat Gudrun Geburtstag. Gefeiert wird das übrigens mit einem Menü.

Ordnung in der Küche kann man lernen

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Fotos: Elisa Glöckner Der Hörmannsbe­rger Hobbykoch legt Wert darauf, Speisen ästhetisch anzurichte­n. Seine Teller gleichen kulinarisc­hen Landschaf ten mit verschiede­nen Konsistenz­en und Geschmäcke­rn.
 ??  ?? Auch für die Dekoration empfiehlt sich ein gutes Auge.
Auch für die Dekoration empfiehlt sich ein gutes Auge.
 ??  ?? Um sich zu organisier­en, führt der 27 Jährige eine Liste.
Um sich zu organisier­en, führt der 27 Jährige eine Liste.
 ??  ?? Mit feuchter Klinge lässt sich der Lachs leicht filetieren.
Mit feuchter Klinge lässt sich der Lachs leicht filetieren.
 ??  ?? Der Rehrücken wird mit frischen Kräu tern angebraten.
Der Rehrücken wird mit frischen Kräu tern angebraten.

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