Altes Hobby, frischer Wind
Jamie Brooklyn Schmidt züchtet seit einem Jahr Enten. Für ein besonders schönes Tier gewann der Fünfjährige sogar einen Preis. Warum der Bub in Papas Fußstapfen tritt
Mering Jamie Brooklyn Schmidt spielt Fußball. An der frischen Luft, hin und wieder auch im Wohnzimmer. Daneben züchtet Jamie Rasseenten in seiner ersten Saison. Die Brut präsentierte er unlängst bei einer Geflügelschau. Nun gut, an der Geschichte klingt zunächst einmal nichts ungewöhnlich. Doch Jamie ist fünf Jahre alt.
Draußen im Garten genießen Enten und Gänse die letzten Sonnenstrahlen. Es hat nicht lange gedauert, den Erpel einzufangen. Oliver Schmidt merkt man die langen Jahre der Routine an. Der Diplomagraringenieur hat seit Kindesbeinen an mit Zuchtgeflügel zu tun. Was Wunder also, dass Junior Jamie die Familientradition am Leben hält. „Ich füttere sie mit Salat“, sagt der junge Meringer über seine Tiere. Auch das Misten übernimmt er, am liebsten mit Papa zusammen.
Vater Schmidt als auch Sohn sind Geflügelliebhaber durch und durch. Während sich der 36-Jährige um seine Steinbacher Kampfgänse kümmert, bevorzugt Jamie sogenannte Rouen-Enten. „Ich würde Mutterkühe halten, wenn ich könnte“, räumt der Agraringenieur ein. Doch dafür ist der Garten im Meringer Ortsteil St. Afra zu klein. „Tiere faszinieren mich“, sagt Oliver Schmidt. „Sie wirken auf mich tiefenentspannt.“Sohn Jamie scheint diese Faszination geerbt zu haben – allerdings nicht für die Gans. „Er konnte gerade erst laufen, da hat er sich bei Ausstellungen sofort auf Enten gestürzt“, erinnert sich Papa Oliver mit einem Schmunzeln.
Das Vater-Sohn-Gespann ist Mitglied im Kleintierzuchtverein Schwabmünchen. Vor nicht allzu langer Zeit richtete der die Kreisgeflügelschau in Schwabmühlhausen aus, auf der auch Jamie in der Kategorie der Jugendlichen ausstellte. Wie der 36-Jährige erklärt, dürfe man nach der Satzung vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter ab vier Jahren in örtlichen Vereinen Mitglied sein. Jamie ist fünf. „Er hat die Zuchttiere selbst ausgesucht.“Ein Erpel und zwei Enten, die die Familie von guten Züchtern auf großen Schauen geholt hat. „Wenn du etwas werden willst, musst du investieren“, weiß Papa Oliver. Ende April schlüpften die ersten Küken.
Auf die Geflügelschau nahm Jamie zwölf Tiere mit. Acht davon waren wildfarbig, die übrigen vier blauwildfarbig. Ein bisschen mulmig war ihm schon zumute, gibt Jamie zögernd zu. Er läuft rot an. „Ganz gespannt war er“, merkt Oliver Schmidt lachend an. Doch die Aufregung war umsonst: Eines der Exemplare gefiel den Preisrichtern so gut, dass sie den wildfarbigen Rouen-Erpel mit Bestnoten auszeichneten.
Damit setzte sich Jamie gegen elf andere Jungzüchter mit knapp 80 Tieren durch. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so gut wird“, geben beide zu. Für sein Prachtexemplar bekommen hat Jamie ein Ehrenband. „In Grün“, so der Fünfjährige stolz.
Inzwischen wird Jamie Brooklyn sogar zu einem richtigen Geschäftsmann: Nur drei seiner zwölf ausgestellten Tiere behält er für die eigene Zucht. Weitere drei Exemplare hat er an einen Zuchtkollegen nach Niederbayern verkauft. Und die übrigen sechs? „Die gehen ins Weihnachtsgeschäft.“Denn auch das gehöre dazu, bekräftigt Oliver Schmidt. „Jamie lernt von Anfang an, dass Tiere Lebensmittel sind. Und das beste Lebensmittel stammt aus dem eigenen Garten.“Ein Problem habe er damit nicht, meint der Bub. Die letzten Tage mit den Tieren verbringt er draußen. Hin und wieder kickt er den Ball. Mal füttert er Salat, mal mistet er mit Papa. „Er hatte sofort einen Draht zu den Enten“, betont Oliver Schmidt. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Es ist sogar eine Seltenheit, denn am Nachwuchs mangelt es den Kleintierzuchtvereinen. Viele Junge, die begonnen haben, ließen mit den Jahren wieder davon ab, erzählt der 36-Jährige. „Ich hoffe, dass es bei ihm anhält.“
Was er mal werden will, wenn er groß ist – das weiß der fünfjährige Jamie allerdings noch nicht. Vielleicht was mit Tieren. Vielleicht Fußballprofi. Bis dahin bringt er frischen Wind in ein altes Hobby. Und vielleicht hält es ja wirklich an.
Sowohl Vater Schmidt als auch der Sohn sind Geflügelliebhaber