Friedberger Allgemeine

Ehemalige Dorfwirtsc­haft in Hochdorf soll weg

Der Besitzer will das Haus abreißen lassen. Was der Merchinger Gemeindera­t davon hält und wie er entscheide­t

- VON CHRISTINA RIEDMANN POOCH

Merching/Hochdorf Die ehemalige Dorfwirtsc­haft in Hochdorf soll nach dem Wunsch des Besitzers abgerissen werden. Das lange Zeit unbewohnte Gebäude, das nach dem Ortsbrand 1868 in Hochdorf errichtet wurde, ist nach dessen Einschätzu­ng „längst kein Denkmal mehr.“

Wie es in die Denkmallis­te gekommen ist, wisse man nicht, berichtete Ortssprech­er Reinhard Helfer. „Eigentlich ist es nichts Besonderes: In der Beschreibu­ng der Denkmallis­te ist die Nordansich­tsachse und der Dachstuhl erwähnt“, erläutert Eigentümer Reinhard Oswald. Er habe für dieses Gebäude keinen dringliche­n Eigenbedar­f, aus wirtschaft­licher Sicht mache es keinen Sinn für ihn, das marode Gebäude zu sanieren. Außerdem wünsche er sich eine gewisse Gleichbeha­ndlung als Denkmalbes­itzer: „Es ist für mich eher eine Bürde, die man geerbt hat.“Und mit dieser möchte er seine Kinder nicht belasten. Eine Neuerricht­ung des Gebäudes wäre eine Option für ihn – eine Sanierung aus finanziell­en Gründen nicht. Bereits 1990 hatte er Antrag auf den Abriss gestellt – damals war er abgelehnt worden.

Letztendli­ch wird das Amt für Denkmalsch­utz über den Abbruch entscheide­n, doch vorher muss die Gemeinde eine Stellungna­hme für einen Antrag geben. Im Merchinger Rat konnte man seine Überlegung­en nachvollzi­ehen: Josef Failer konnte als Bauunterne­hmer darlegen, dass es aus wirtschaft­licher Sichtweise tatsächlic­h aufgrund der Bausubstan­z keinen Sinn mache, das Gebäude zu sanieren. Das Gebäude habe außerdem nicht die besondere Stellung wie etwa der Pfarrhof in Hochdorf oder etwa ein Schloss oder eine Kirche. In den meisten Fällen habe es eher keinen Sinn, ein Gebäude dieser Art zu erhalten, das bereits baufällig ist. In Hörmannsbe­rg gebe es ein Beispiel, das aufgrund der fehlenden Sanierungs­möglichkei­t auf lange Sicht immer mehr zum Schandflec­k der Gemeinde geworden sei: Aktuell sei das Haus mit einem Bauzaun ver- sehen, damit niemand gefährdet werde.

„Natürlich sieht dies das Amt für Denkmalsch­utz mit anderen Augen“, räumte er ein. „Aber warum soll man so viel Geld hineinstec­ken, wenn es einfach keinen Sinn macht.“Niemand mache der Familie deshalb einen Vorwurf, an Abbruch zu denken. Reinhard Helfer gab zu bedenken, dass der Hochdorfer Pfarrhof damals für einen Millionenb­etrag von der Diözese saniert worden sei – Jahre später war es zu einem Bruchteil verkauft worden. „Ein Privatmann kann sich so etwas gar nicht leisten.“Es sei zudem nicht bekannt, dass das Gebäude irgendeine tragende Funktion oder historisch­e Bedeutung gehabt habe, warf Christian Niedermair ein. Die Räte kamen zu dem Schluss, dass die vorgetrage­nen Gründe plausibel nachvollzi­ehbar seien und die Gemeinde das Haus nicht als ortsprägen­d einstufe. Der Besitzer Reinhard Oswald kann nun den Antrag auf Streichung der Listung und damit auf Abbruch bei der Denkmalsch­utzbehörde stellen.

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Foto: Christina Riedmann Pooch Die denkmalgel­istete ehemalige Gastwirtsc­haft in Hochdorf ist baufällig.

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