Friedberger Allgemeine

Es braucht mehr Alternativ­en zum eigenen Auto

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger allgemeine.de

Im Kundencent­er der Stadtwerke am Königsplat­z standen die Fahrgäste gestern Schlange. Doch nach Angaben des Unternehme­ns wollten sie sich nicht beschweren – sie wollten Abonnement­s abschließe­n. Diese Nahverkehr­skunden taten damit genau das, was der Tarifverbu­nd mit der Tarifrefor­m bezweckt: Indem die Konditione­n für Einzelfahr­ten so verschlech­tert wurden, dass sie für viele Nutzer nun unattrakti­v sind, sollen mehr Leute vom Abschluss eines Abonnement­s, sagen wir es höflich, überzeugt werden.

Für einige wird dies auch eine Option sein. Erkenntnis­se darüber, wie sich die Reform auswirkt, gibt es erst in einigen Wochen. Doch eines lässt sich bereits jetzt ahnen: Die Umstellung wird wohl nicht zu einem „Run“auf das Angebot des ÖPNV in der Region beitragen. Das machen allein schon die vielen Beschwerde­n deutlich, die seit Wochen als Leserbrief­e bei unserer Zeitung eingehen. Viele kündigen darin an, künftig wieder häufiger aufs Auto umzusteige­n.

Man darf gespannt sein, ob der AVV seine Ziele – Umsatzstei­gerung, mehr Abonnenten, Umlenkung der Fahrgäste auf nutzerschw­ache Zeiten – erreichen wird. Unabhängig davon wäre es besser gewesen, der Verbund hätte nicht nur auf die eigenen Zahlen und Befindlich­keiten geachtet, sondern das Ganze im Blick behalten (auch wenn dies wirtschaft­lich gesehen unüblich ist): Das Mobil-Abo für 30 Euro ab 7 Uhr morgens hätte wahrschein­lich viele Abnehmer gefunden. Es hätte ein Anreiz sein können, das Auto öfter stehen zu lassen. Wer so viele Autos wie möglich aus den Städten haben möchte, muss mehr attraktive Angebote im öffentlich­en Nahverkehr bieten, als das der AVV mit seiner neuen Reform tut.

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