Friedberger Allgemeine

Weide oder Wolf?

Der Schutz von Rindern und Schafen vor dem Raubtier ist schwierig

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München Bayerns Bauernpräs­ident Walter Heidl spitzt es zu: „Wir müssen uns entscheide­n: Wollen wir Weide – oder wollen wir Wolf?“Damit meint er, dass die Ansiedlung von Wölfen in Westeuropa nicht mit der Viehwirtsc­haft, insbesonde­re auf den Almen und Alpen im Bergland, vereinbar ist. Doch von einer Beweidung, folgert der Bauern-Vertreter, hänge der Erhalt der Kulturland­wirtschaft und damit der Tourismus ab. In dieser Lesart wird der auch Schafe und Jungrinder reißende Wolf zum Feind der Landwirte und des Tourismus stilisiert.

Im Freistaat hat die Diskussion an Fahrt gewonnen, seit im August 2017 Wolfsnachw­uchs zur Welt kam und damit das erste Rudel durch Bayern streift. Der Naturschut­zbund Deutschlan­d hat schon ein zweites Rudel ausgemacht. So ein Rudel besteht aus zwei älteren und zwei bis zehn Jungwölfen. Doch was tun mit dem neuen Bewohner Bayerns? Gibt es jenseits von abwehrbere­iten Hütehunden einen wirksamen Schutz des Weideviehs vor dem Eindringli­ng? Die Bayerische Landesanst­alt für Landwirtsc­haft hat nachgerech­net und kommt auf einen hohen Betrag für effektive Wolfsabweh­r: Um im ganzen Freistaat entspreche­nde Schutzzäun­e anzubringe­n, seien bis zu 413 Millionen Euro nötig. Hinzu kämen jährliche Folgekoste­n von bis zu 43 Millionen. Denn es müssten, rechnet das Amt vor, gut 57 000 Kilometer Weidezaun wolfsicher gemacht werden. Dass dies finanziell selbst im reichen Bayern nicht durchsetzb­ar ist, liegt auf der Hand. Bauernpräs­ident Heidl befürchtet nun, dass gerade Almbauern, wie schon zum Teil heute vereinzelt, keine Weidetiere „mehr auftreiben“.

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Foto: dpa Auch in Bayern leben Wölfe. Das führt zu Konflikten mit Landwirten.

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