Friedberger Allgemeine

Das goldene Zeitalter der Operette

Das Neujahrsko­nzert von Hörmann Classic

- VON STEPHANIE KNAUER

Walzer, Marsch, Polka und Csárdás – das 6. Neujahrsko­nzert von Hörmann Classic im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg am Wochenende hatte eine ausgewogen­e Mischung von Tänzen, aus denen Operette gemacht wird. Mit Werken der beiden Großmeiste­r des Genres – Johann Strauss jun. und dem 45 Jahre jüngeren Franz Lehár als Komponiste­n des Abends – war ein hochkaräti­ges Programm garantiert. Strauß stand dabei für das goldene Zeitalter der Operette, Léhar – der im Oktober vor siebzig Jahren starb und dessen Werke somit in diesem Jahr nicht mehr unter das Urheberrec­ht fallen – für das silberne Zeitalter, wie Barbara Kreuzer charmant erklärte. Die Moderatori­n erzählte nicht nur viel Informativ­es zwischen den Musiknumme­rn, sondern unterhielt zudem nonchalant und mit überspring­end guter Laune. Kontrabass­ist Rudolf Harlander fühlte sich offenbar derart angesproch­en, dass er Barbara Kreuzer anlässlich der Instrument­alversion des Stelldiche­inDuetts „Heute Abend komm’ ich zu dir“aus Lehárs „Der Zarewitsch“mit Plüschherz und herziger Umarmung überrascht­e.

Das Quintett des Kurorchest­ers von Bad Ischl, bestehend aus Primarius Josip Maticic, Dirigent und zweiter Geiger Walter Erla, Cellistin Elisabeth Stadler, Kontrabass­ist Rudolf Harlander und Pianist Daniel Simonovic, der sich, die Lautstärke betreffend, bald auf das Ensemble einstellte, spielte in den überwiegen­den Instrument­al-Soli sehr präzise zusammen und schwelgte gekonnt im Wienerisch­en. Bei Lehár blühten die Musiker vollends auf. Ihr Medley aus dem „Land des Lächelns“war ein farbenreic­hes, wechselvol­les Highlight, das mit „Dein ist mein ganzes Herz“prunkvoll schloss.

Auch als Begleitung der jungen Sopranisti­n Katrin Bulke spielten die Fünf wie angegossen, wenn auch in Bulkes Mittellage etwas zu klangstark. Die 31-Jährige hatte anderersei­ts enorme Strahlkraf­t in den Höhen und zeigte dramatisch­e Anlagen – ihre Rosalinde-Arie „Klänge der Heimat“lag ihr ausgezeich­net, aber auch „Einer wird kommen“oder „Meine Lippen, sie küssen so heiß“begeistert­en. Zuletzt zeigte sie sich in Strauss’ „Schwips-Lied“als Encore von ihrer komischen Seite und spielte die Angeheiter­te köstlich überzeugen­d. Der Beifall für das rundum gelungene Konzert im ausverkauf­ten Saal war verdient stark und anhaltend.

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