Mit Zement gegen den Witwenbuckel
Gegen Knochenschwund und Brüche im Rücken kann mehr getan werden, als nur die Schmerzen zu lindern
Stadtbergen Die Ärztliche Vortragsreihe dreht sich diesmal um Rückenschmerzen, die von Schäden an der Wirbelsäule herrühren. Es geht nicht um Verletzungen des Rückenmarks oder gar drohende Querschnittslähmung. Aber kleine Brüche in Wirbelknochen, oftmals mit der Folge einer Verkrümmung der Wirbelsäule, dem sogenannten Witwenbuckel, können sehr schmerzhaft sein. Eine gängige Methode, dieses Leiden zu lindern, stellt der Oberarzt an der Augsburger Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Robert Fessl, vor. Hinter dem krummen Rücken steckt Osteoporose, der meist altersbedingte Knochenschwund. Dadurch wird die weiche Substanz im Inneren eines Knochens abgebaut. Der harte Rahmen des Knochens kann dann leicht brechen, etwa schon bei einem kleinen Sturz oder wenn man etwas Schweres hebt. Grundsätzlich heilt der Bruch von selbst, aber das kann bis zu acht Monate dauern, und somit besteht das Risiko, dass die Wirbelsäule dabei ein Stück weit in sich zusammensinkt. Vor allem, wenn mehrere solche Brüche auftreten, wird der Rücken laut Fessl allmählich krumm und tut weh. Zusätzlich gefährlich werden die schmerzhaften Brüche dadurch, dass infolge der Bettlägerigkeit das Risiko für eine Lungenentzündung oder eine Lungenembolie steigt, die so sogar zum Tod führen können.
Die Behandlung der Wirbelbrüche konzentriert sich laut Fessl zunächst darauf, die Schmerzen zu nehmen. Wird operiert, so ist das ein schonender Eingriff, für den eine lokale Betäubung ausreicht. An der richtigen Stelle am Rücken werden ein vier Millimeter langer Schnitt gesetzt und eine kleine Kanüle zum Wirbelknochen vorgeschoben. Hierüber wird nach den Worten von Fessl ein Knochenzement eingespritzt, der die verlorene weiche Knochensubstanz ersetzt. Damit wird der Bereich beruhigt, der Wirbel kann nicht weiter zusammensacken, sondern wird im Idealfall sogar wieder ein Stück weit aufgerichtet.
Der Referent wird die etwa 30 Minuten lange Operation, die in Augsburg bereits seit 17 Jahren ausgeführt wird, im Einzelnen erläutern. Zudem geht er auf eine weitere Anwendungsmöglichkeit ein: Auch wenn schmerzhafte Krebsgeschwüre in der Wirbelsäule bestehen, kann in ähnlicher Weise operiert werden. Dabei wird der Krebs mithilfe der Kanüle zunächst verkocht, der entstehende Hohlraum anschließend mit Knochenzement aufgefüllt. Infrage kommt das Verfahren, wenn eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie keinen Erfolg versprechen. Es geht also oft um Patienten, bei denen es keine Aussicht auf Heilung mehr gibt. Trotzdem kann die kleine Rücken-OP die Situation dann noch deutlich verbessern. O Vortrag Die Veranstaltung findet am 15. Januar um 19.30 Uhr im Bürger saal Stadtbergen statt. Eintritt 5 Euro.