Friedberger Allgemeine

Foul oder kein Foul?

Das Spiel der Augsburger Panther gegen Köln war aus Sicht der Unparteiis­chen extrem fair. Viele Beobachter sahen das anders. Das sagt der Schiedsric­hter-Chef

- VON ANDREAS KORNES

Im Curt-Frenzel-Stadion und in den sozialen Medien gab es nach der 1:3-Pleite der Panther gegen Köln nur ein Thema: die Schiedsric­hter. Diese wollten kein Foul während des gesamten Spiels gesehen haben. Strafen verhängten sie nur für zwei Faustkämpf­e, die aber beide Teams zu gleichen Teilen trafen. Die Folge: Es gab keine Powerplay-Situatione­n. Dabei hatte es nicht nur nach Meinung vieler Fans auf beiden Seiten Aktionen gegeben, die eine Zwei-Minuten-Strafe verdient gehabt hätten.

Panther-Trainer Mike Stewart zügelte sich am Sonntagabe­nd nur mühsam, blieb aber seiner Linie treu: Kein Kommentar zu den Schiedsric­htern. In der Vergangenh­eit hatte er für kritische Worte schon Geldstrafe­n zahlen müssen. Dafür sprach Stewarts Gesicht Bände, immerhin verfügt seine Mannschaft über das beste Powerplay der Deutschen Eishockey Liga – was sie gegen Köln nicht zeigen konnte.

Bei der DEL ist Lars Brüggemann als „Leiter Schiedsric­hterwesen“für das Thema zuständig. Zu einzelnen Spielen allerdings gibt es aus dem Ligabüro in Neuss grundsätzl­ich keine Stellungna­hme. Nur so viel: „Es ist selten, aber es kommt vor, dass es in einem Spiel keine Überzahlsi­tuationen gibt. Was sehr selten ist, dass es gar keine Strafen gibt. Aber das war ja am Sonntag nicht der Fall“, sagte Brüggemann gestern.

Der 41-Jährige hat Eishockey aus beiden Perspektiv­en erlebt: zuerst als Spieler in der DEL, dann als Unparteiis­cher. Seit dem vergangene­n Jahr leitet er das Schiedsric­hterwesen der DEL. Auf seinem Schreibtis­ch laufen die Berichte der Coaches ein, die in den Stadien die Leistungen der Referees vor Ort bewerten. Zwischen 70 und 80 Prozent der Spiele werden beobachtet. Die Be- sprechung folgt direkt nach Spielende in der Kabine. Die Vereine stellen eine Videoaufze­ichnung des Spiels zur Verfügung. „Sofort nach dem Spiel ist der Lerneffekt am größten“, sagt Brüggemann. „Als Schiedsric­hter hast du ja die strittigen Situatione­n im Kopf und je früher man das klärt, desto besser.“

In der Regel dauert diese Nachbearbe­itung eine Stunde. „Sinn der Sache ist das Coaching, es geht um den Lernprozes­s. Wir können die Zeit nicht zurückdreh­en. Was passiert ist, ist passiert.“

Mit den Leistungen seiner Schiedsric­hter ist Brüggemann „relativ zufrieden“. „Wir haben in diesem Jahr einen sehr kleinen Kader. Das bedeutet, dass jeder Einzelne sehr viele Spiele hat.“Genau das sei aber gewünscht, denn dadurch steige das Niveau. „Natürlich gibt es auch das ein oder andere Spiel, mit dem ich nicht zufrieden bin. Es ist wichtig, das dann auch zu erwähnen“, sagt Brüggemann. Er wolle die Schiedsric­hter wie eine „ganz normale Mannschaft“führen. „Da ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Lob gibt’s, wenn etwas gut läuft. Aber wenn eine Aktion suboptimal gelaufen ist, bekommen das die Schiedsric­hter sofort mit. Dafür sorge ich schon.“

Dass seine Zunft bei den Fans oft einen schweren Stand hat, gehört für Brüggemann zum Job. „Wir arbeiten in erster Linie für die Teams, um ihnen für das Spiel eine sichere und faire Umgebung zu schaffen.“Der Schiedsric­hter sei nicht dafür da, es jemandem recht zu machen. „Wir sind dafür da, es richtig zu machen. Dass das bei den Fans auch mal auf Missfallen stößt, ist vollkommen normal.“Schade sei, dass vor allem negative Dinge im Gedächtnis blieben. Brüggemann plädiert dafür, das Gesamtbild im Blick zu behalten. „Schiedsric­hter sind ein Teil unseres Sports. Sie gehören einfach dazu.“

Welcher FCA-Spieler hat es Ihnen besonders angetan?

Dopfer: Vor zwei Jahren habe ich mal Dominik Kohr getroffen. Aber der ist ja inzwischen nicht mehr in Augsburg. Mir gefällt, wie Daniel Baier spielt, wie er das Spiel lenkt. Von den Neuzugänge­n hat mich vor allem Michael Gregoritsc­h überzeugt.

Werden Sie in dieser Saison auch mal ein Spiel live im Stadion verfolgen? Dopfer: Das ist immer ein bisschen schwierig, weil wir an den Wochenende­n fast immer im Weltcup unterwegs sind. Ich hoffe aber, dass es im April oder Mai noch klappt.

Was trauen Sie der Mannschaft des FCA in dieser Saison noch zu? Dopfer: Momentan sieht das alles ja sehr erfreulich aus. Ich denke, dass ein Platz im gesicherte­n Mittelfeld auf jeden Fall möglich ist. Wenn es zur Teilnahme am internatio­nalen Wettbewerb reichen würde, wäre das natürlich überragend.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Panther Stürmer Evan Trupp bekommt den Ellbogen seines Kölner Gegenspiel­ers ins Gesicht. Kein Foul, entschiede­n die Schiedsric­hter nicht nur in dieser Szene. Viele Fans sahen das anders und quittierte­n die Arbeit der Unparteiis­chen mit einem gellenden...
Foto: Siegfried Kerpf Panther Stürmer Evan Trupp bekommt den Ellbogen seines Kölner Gegenspiel­ers ins Gesicht. Kein Foul, entschiede­n die Schiedsric­hter nicht nur in dieser Szene. Viele Fans sahen das anders und quittierte­n die Arbeit der Unparteiis­chen mit einem gellenden...

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