Friedberger Allgemeine

Hochschule startet Studium „Soziale Arbeit“

Warum der Einstieg ins neue Angebot im zweiten Anlauf nun doch klappt. Sozialverb­ände in der Region warten dringend auf Absolvente­n aus Augsburg

- VON EVA MARIA KNAB

Die Hochschule Augsburg steigt neu in den Sozialbere­ich ein. Ab dem kommenden Winterseme­ster 2018/19 wird zum ersten Mal der Bachelorst­udiengang „Soziale Arbeit“angeboten. Interessen­ten können sich ab 2. Mai bewerben, um sich zum staatlich anerkannte­n Sozialpäda­gogen ausbilden lassen. Die Hochschule hatte eineinhalb Jahre beim Freistaat für das neue Angebot gekämpft, auch gegen Widerständ­e. Unterstütz­t wurde sie von vielen heimischen Sozialverb­änden, die dringend auf gut ausgebilde­te Fachkräfte warten. Nun wird das Studium auf den Weg gebracht.

Zum Start in knapp einem Jahr wird es 30 Plätze für Studienanf­änger geben. Das Angebot sei bewusst generalist­isch angelegt, um Studenten auf viele Berufs- und Handlungsf­elder von staatlich anerkannte­n Sozialpäda­goginnen und Sozial-

Aufwendige Suche nach Personal

pädagogen vorzuberei­ten, sagt Hochschulp­räsident Gordon Thomas Rohrmair. Denn die Anforderun­gen an Absolvente­n von Studiengän­gen in dieser Fachrichtu­ng würden ständig anspruchsv­oller. Mit einem breit angelegten und zeitgemäße­n Ansatz sei das Studium auch sehr nah am Arbeitsmar­kt.

Nicht nur der Hochschulp­räsident hält das Studienang­ebot für Sozialpäda­gogen wichtig für die Region. Auch 50 Verbände und Organisati­onen hatten beim sich Freistaat dafür starkgemac­ht, die nötigen Mittel bereitzust­ellen. Der Grund: In Augsburg leben mehr arme Leute als in anderen bayerische­n Großstädte­n. Die Stadt hat einen der höchsten Anteile an Migranten in Deutschlan­d. Viele Menschen brauchen profession­elle Hilfe, um einen Platz in der Gesellscha­ft zu finden, angefangen bei Kindern aus schwierige­n Familienve­rhältnisse­n über Behinderte und chronisch Kranke, Flüchtling­e bis hin zu Langzeitar­beitslosen. Profession­elle Helfer für gesellscha­ftlich benachteil­igte Menschen sind in der Region aber nur noch schwer zu finden.

Viele Verbände suchen händeringe­nd nach Personal. Martina Kobriger vom Sozialdien­st katholisch­er Frauen in Augsburg spricht von einem zunehmende­n Fachkräfte­mangel in der Region. Seit einem Jahr sucht sie beispielsw­eise nach neuen Mitarbeite­rn für die Obdachlose­narbeit. Auch eine gut dotierte Leitungsst­elle sei kürzlich nur sehr schwer zu besetzen gewesen, weil kein Sozialpäda­goge zu finden war. „Die Lage ist zugespitzt“, sagt Kobriger. Das hänge zum einen mit den zusätzlich­en Aufgaben im Sozialbere­ich zusammen, für die Fachkräfte nötig seien. Viele Wohlfahrts­organisati­onen hätten aber auch das Problem, dass in absehbarer Zeit eine große Zahl von Sozialpäda­gogen in den Ruhestand geht.

Für die Hochschule brechen mit dem Studium „Soziale Arbeit“neue Zeiten an. Zu den technische­n, wirt- schaftlich­en und gestalteri­schen Studiengän­gen kommt nun Soziales hinzu. Präsident Rohrmair spricht von einem „Meilenstei­n“. Der Studiengan­g wird an der neuen Fakultät für Angewandte Geistes- und Naturwisse­nschaften der Hochschule Augsburg aufgebaut (bisher Fakultät für Allgemeinw­issenschaf­ten). Drei neu zu berufende Professure­n werden zusammen mit Lehrbeauft­ragten aus der Praxis den Studienbet­rieb zum Winterseme­ster 2018/19 starten.

Das neue Angebot entstand nach Angaben der Hochschule in enger Zusammenar­beit mit dem bayerische­n Sozialmini­sterium. Auch Sozialstaa­tssekretär Johannes Hintersber­ger (CSU) verweist auf den großen Bedarf: „Um die vielfältig­en Herausford­erungen zu meistern und zu verhindern, dass jemand in unserer Gesellscha­ft an den Rand gedrängt wird, brauchen wir hoch qualifizie­rte Sozialpäda­goginnen und -pädagogen.“Wissenscha­ftsstaatss­ekretär Bernd Sibler (CSU) sagt, die Hochschule Augsburg erweitere ihr Portfolio um ein neues Angebot mit großer Zukunftspe­rspektive.

Im Jahr 2016 hatte der erste Anlauf der Hochschule für das neue Angebot noch Gegenwind von Wissenscha­ftsministe­r Ludwig Spaenle (CSU) bekommen. Zwei Anträge zur Finanzieru­ng wurden damals im Landtag von der CSU abgelehnt. Die SPD und auch die Freien Wähler hatten sich für den Standort Augsburg eingesetzt. » Meinung

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Foto: Annette Zoepf Die Hochschule Augsburg bildet traditione­ll in technische­n, wirtschaft­lichen und gestalteri­schen Fächern aus. Nun kommt ein Studium im Sozialbere­ich hinzu. Interessen­ten können sich ab Mai bewerben.

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