Brücke über den Lech von Schule in Arbeitswelt
Die Realschule in Affing-Bergen geht eine Schulpartnerschaft mit dem MVV-Industriepark Gersthofen ein. Dort werden junge Menschen nicht nur in chemiespezifischen Berufen ausgebildet, sondern auch Elektroniker und Köche
Affing Bergen Mit der Firma Haimer in Igenhausen (Gemeinde Hollenbach) verbindet die Staatliche Realschule in Affing-Bergen schon seit Längerem eine Partnerschaft. Damit sollen in erster Linie die Schülerinnen und Schüler angesprochen werden, die sich für das Fach Werken entschieden haben. Wer sich mehr für die Naturwissenschaften interessiert, für den könnte die Zusammenarbeit mit dem MVV Industriepark Gersthofen von Bedeutung werden. Dort werden die Teenager zu Berufen aus dem Gebiet der Chemie rangeführt. Daneben gibt es auch eine Reihe ganz anderer Möglichkeiten, wie bei der Unterzeichnung des Vertrags in der Bergener Aula zu hören war.
„Wir müssen die Firmen zu den jungen Menschen bringen“, erklärte Landrat Klaus Metzger als erster Redner und betonte: „Es gibt auch Berufe, von denen mancher noch gar nichts gehört hat. Wir sind als Landkreis dankbar, dass es Betriebe gibt, die Schulpartnerschaften eingehen.“In ähnlicher Weise äußerte sich der Ministerialbeauftragte Martin Sulzenbacher: „Die Berufswahl gehört zu den elementar wichtigen Dingen im Leben.“Mit dieser Partnerschaft werde eine Brücke von der Theorie zur Praxis geschlagen: „Die Unternehmen können sich als attraktiver Arbeitgeber anbieten.“Er verwies ferner auf die demografische Entwicklung und auf den Mangel an Fachkräften. Laut Sulzenbacher seien solche Partnerschaften für alle Beteiligten gewinnbringend.
Von Holger Amberg, dem Geschäftsführer des MVV Industrieparks, war zu hören, dass die Gespräche und Vorbereitungen zu dieser Kooperation bereits seit einem knappen Jahr im Gange waren. Dann ging Amberg auf sein Unternehmen ein, das sich aus dem ehemaligen Chemiewerk der Hoechst AG in Gersthofen bildete, derzeit 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt, darunter 100 Azubis. Dort werden keine Produkte für den Endverbraucher hergestellt. Polyester wird beispielsweise gefertigt, ebenso Lichtstabilisatoren und Zusatzstoffe für Kosmetik- und Lebensmittelstoffe. Chemiespezifische Berufe üben rund die Hälfte der Beschäftigen aus, außerdem werden Elektroniker, Mechaniker und Kaufleute ausgebildet. „Das Engagement mit den Schulen wollen wir gerne ausbauen“, so Amberg weiter, der sich zudem sehr positiv über die Realschule in der Gemeinde Affing äußerte: „Uns hat das Engagement aller Beteiligten an der Schule sehr beeindruckt.“
Thomas Schörg sprach als Regionalgeschäftsführer der Industrieund Handelskammer im Wirtschaftsraum Augsburg. Er berichtete von rund 250 solcher Schulpartnerschaften und ermunterte die Schülerinnen und Schüler dazu, die Unternehmen kennenzulernen, damit ihnen später der gewählte Beruf auch Spaß vermitteln könne.
Sigrid Kehlbach nutzte als Rektorin die Gelegenheit, um auf die Geschichte ihrer Schule einzugehen, die im Herbst 2010 den Betrieb aufnahm, damals mit gut 90 Schülern in drei Klassen. Heute sind daraus 520 Heranwachsende in 18 Klassen geworden. Zwei Jahrgänge haben die Schule bereits verlassen. Als Ziel der neuen Partnerschaft nannte Kehlbach die Möglichkeit, in Gersthofen ein Praktikum zu machen, um Einblick in die dortige Berufswelt zu gewinnen.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Bläserklasse unter der Leitung von Stefan Staudigl. Und nach der Unterzeichnung des Vertrags wartete ein Büfett auf die geladenen Gäste, das von der Kantine des MVV-Industrieparks in Gersthofen vorbereitet worden war. Das heißt: In diesem Unternehmen werden auch angehende Gastronomen ausgebildet.