Friedberger Allgemeine

Gesucht: Der grüne Frontmann

Wie der Allgäuer Thomas Gehring und der Landsberge­r Ludwig Hartmann im Rennen um die Spitzenkan­didatur miteinande­r umgehen und warum das andere vor Probleme stellt

- VON ULI BACHMEIER

Augsburg Eine Frau und zwei Männer – kann das gut gehen? Sechsmal ist es schon gut gegangen. An diesem Abend im Café „Tür an Tür“in Augsburg stehen Katharina Schulze, Thomas Gehring und Ludwig Hartmann im siebten und letzten Regierungs­bezirk Bayerns auf dem Podium. Knapp 70 der 1135 GrünenMitg­lieder in Schwaben sind gekommen, um sich über ihre Spitzenkan­didaten zu informiere­n. Wer die grüne Frontfrau im Landtagswa­hlkampf sein wird, steht schon fest: Die 31-jährige Münchnerin Katharina Schulze, seit 2017 Fraktionsc­hefin im Landtag, hat keine Gegenkandi­datin.

Gesucht wird noch der Mann, der an ihrer Seite in den Wahlkampf zieht. Der Allgäuer Thomas Gehring, 59, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Grünen im Landtag? Oder der Landsberge­r und Wahl-Münchner Ludwig Hartmann, 39, Fraktionsc­hef? Darüber können die 9303 Mitglieder der bayerische­n Grünen bis 2. Februar in einer „Urwahl“entscheide­n.

Es ist, das zeigen die Reaktionen an diesem Abend, keine einfache Entscheidu­ng. Keiner der beiden ist ein politische­r Superstar. Keiner ist so bekannt wie früher Margarete Bause oder Sepp Daxenberge­r.

Doch darauf kommt es bei den Grünen nicht an.

Keine einzige

Frage aus dem Publikum zielt auf die Außenwirku­ng der Kandidaten. Die Basis will wissen, wie sie zu den grünen Themen stehen: Was kann gegen Artensterb­en, Müllschwem­me und Flächenfra­ß getan werden? Wie kann die Energiewen­de gelingen? Wie können mehr Geflüchtet­e in Ausbildung gebracht werden? Wie kann mehr Chancenger­echtigkeit erreicht werden – in der Schule, zwischen Stadt und Land, bei der Digitalisi­erung?

Wer inhaltlich­e Unterschie­de zwischen Gehring und Hartmann finden will, muss mit der Lupe suchen. Sie sind sich weitgehend einig. Nur in Details weichen ihre Positionen manchmal voneinande­r ab. Beispiel Bildung: Beide plädieren für längeres gemeinsame­s Lernen und mehr individuel­le Förderung der Schüler. Gehring aber sieht es als vorrangig an, zunächst mehr für die Mittelschu­le zu tun, Hartmann dagegen will vor allem Grund- und Berufsschu­le stärken.

Rund 80 Minuten dauert die Debatte schon, dann stellt Markus Gessler aus Augsburg die Gretchenfr­age: „Ich wüsste jetzt nicht, wen ich wählen würde. Was unterschei­det euch denn?“Gehring und Hartmann verfallen auch jetzt nicht in Wahlkampfr­hetorik und bleiben bei ihrer Linie, freundlich miteinande­r umzugehen.

Gehring teilt zwischen den Zeilen mit, dass er sich von Herkunft, Alter und Temperamen­t her als gute Ergänzung zu der jungen, quirligen Katharina Schulze sieht. Er sagt: „Ich glaube, wir müssen uns auch den Menschen widmen, die in der CSU gerade ihre Heimat verlieren.“Er meint damit wertkonser­vative Wähler. „Ich könnte mir vorstellen, dass ich jemand bin, der mit diesen Leuten ins Gespräch kommt.“Auch Hartmann nimmt für sich in Anspruch, breite Wählerschi­chten überzeugen zu können. Er erinnert daran, dass er als OB-Kandidat 2012 in Landsberg mit 48,6 Prozent in der Stichwahl nur knapp unterlegen sei. Und er sagt: „Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann bleibe ich dran, bis es umgesetzt wird.“Über den Ausgang der Urwahl mag am Ende des Abends kaum jemand spekuliere­n. „Es ist verdammt schwer“, sagt Bundestaga­bgeordnete Ekin Deligöz. Und Markus Gessler weiß immer noch nicht, welchen Kandidaten er wählt: „Ich muss das noch sacken lassen.“

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Ludwig Hartmann
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Thomas Gehring

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