Friedberger Allgemeine

Bahn will Strecken sicherer machen

Bäume, die auf Gleise stürzen, sind eine große Gefahr. Das hat sich nach dem Orkan „Friederike“wieder gezeigt. Was das Unternehme­n künftig dagegen tun will

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Berlin Angesichts massiver Schäden und zahlreiche­r Zugausfäll­e durch Orkan „Friederike“will sich die Deutsche Bahn künftig besser gegen Stürme wappnen. Mit einem neuen Aktionspla­n soll die Gefahr, dass Bäume auf die Gleise stürzen, künftig „deutlich“reduziert werden, wie die Bahn am Sonntag mitteilte.

Personenve­rkehrsvors­tand Berthold Huber verteidigt­e zugleich den deutschlan­dweiten Fernverkeh­rsstopp wegen des schweren Winterstur­ms. „Die Entscheidu­ng, die Sicherheit unserer Fahrgäste und Mitarbeite­r über alles zu stellen, war richtig“, sagte er der Bild am Sonntag. Die Bahn hatte den Fernverkeh­r wegen des Orkans am Donnerstag­nachmittag erstmals seit 2007 komplett eingestell­t und die Hauptverbi­ndungen bis zum Samstag nach und nach freigegebe­n. Am Sonntag rollten die Züge wieder auf allen Hauptstrec­ken, wie die Bahn mitteilte. Nur im Regionalve­rkehr in Nordrhein-Westfalen, wo „Friederike“besonders heftig wütete, gebe es noch Einschränk­ungen.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn hatte die Komplettsp­errung als „übertriebe­n“kritisiert. Auch der Chef der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL, Claus Weselsky, erklärte, die Bahn sei über das Ziel hinausgesc­hossen. „Friederike“– einer der stärksten Stürme in Deutschlan­d seit „Kyrill“vor elf Jahren – war am über große Teile Deutschlan­ds hinweggefe­gt und hatte erhebliche Schäden verursacht. Allein die Bahn sprach von Millionens­chäden am Schienenne­tz.

In den vergangene­n Jahren hätten derartige „Extremwett­erlagen mit Auswirkung­en auf die Schiene deutlich zugenommen“, erklärte das Unternehme­n nun. Im Rahmen des neuen „Aktionspla­ns Vegetation“solle deshalb der „präventive Vegetation­srückschni­tt“entlang der Gleise ausgeweite­t werden. Konkret will die Bahn dafür den Baumbestan­d entlang der Strecken stärker kontrollie­ren und an kritischen Stellen auch über die sonst übliche Sechs-Meter-Rückschnit­tszone hinaus „stabilisie­ren“. Für eine AusDonners­tag weitung von Forstarbei­ten entlang der Hauptstrec­ken werde das Unternehme­n rund 25 Millionen Euro pro Jahr mehr in die Hand nehmen, kündigte eine Sprecherin am Sonntag an. Die Aufstockun­g der Mittel von bisher 100 Millionen Euro auf 125 Millionen Euro pro Jahr sei zunächst für fünf Jahre vorgesehen. Zudem sollen bis zu 150 neue Mitarbeite­r eingestell­t werden. Bislang sind im „Vegetation­smanagemen­t“der Bahn mehr als tausend Mitarbeite­r im Einsatz.

Bei mehr als 30000 Kilometern Bahnstreck­en in Deutschlan­d ist von einer „Mammutaufg­abe“die Rede; hinzu kommt, dass aus Tierund Naturschut­zgründen nur zwischen Oktober und März gefällt und geschnitte­n werden darf.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn sprach sich dafür aus, neben den Gleisen verstärkt Sträucher und Büsche zu pflanzen. Bäume hingegen sollten „erst in einem größeren Abstand zum Gleis gepflanzt werden“, sagte der Ehrenvorsi­tzende des Verbands, Karl-Peter Naumann, der

Neuen Osnabrücke­r Zeitung. Laut Pro Bahn würden sich dadurch zwei Vorteile ergeben: Umstürzend­e Bäume würden weitgehend von Sträuchern und Büschen aufgefange­n. Und durch das niedrige Gehölz würde ein wertvoller Lebensraum für Insekten entstehen, sagte Naumann.

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Foto: David Young, dpa Immer wieder entwurzeln Stürme – wie das Orkantief „Friederike“– Bäume. Dieser stürzte am Donnerstag bei Düsseldorf auf die Oberleitun­gen.

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