Friedberger Allgemeine

Typisch Bayern

Robert Lewandowsk­i und Thomas Müller sorgen mit je zwei Treffern für einen 4:2-Sieg gegen Werder Bremen. Dabei zeigen die Münchner bekannte Qualitäten

- VON TILMANN MEHL

München Die Münchner haben es sich in ihrer jahrelange­n Dominanz der Bundesliga angewöhnt, Geschenke der Konkurrenz ohne viel Aufhebens anzunehmen. Patzt eine jener Mannschaft­en, die zumindest noch nicht das Fernglas zum Erspähen der Bayern benötigen, vergrößert der Dauermeist­er mit einem Sieg seinen Vorsprung an der Tabellensp­itze. Aus dieser Fähigkeit resultiert­en in der Vergangenh­eit die Meisterfei­ern zur Frühlingsz­eit. So war dann auch damit zu rechnen, dass die Münchner die Pleite des bisherigen Tabellenzw­eiten Leipzig dazu nützen würden, sich noch mehr Luft an der Tabellensp­itze zu verschaffe­n.

Allerdings hielt der Gast aus Bremen am Sonntag wenig davon, den Steigbügel­halter für einen weiteren früh feststehen­den Titel zu geben. Die Werderaner lehnten sich vehement gegen ihr Schicksal auf. Max Kruse gab in der siebten Minute mit einem Kopfball gegen den Außenpfost­en eine frühe Kostprobe des hanseatisc­hen Vorhabens. Um die Bayern aber aus ihrer allzu selbstsich­ern Lässigkeit zu bewegen, bedurfte es des Führungsto­res durch Jérôme Gondorf. Nach einem feinen Zuspiel Kruses grätschte er den Ball zum 1:0 durch die Beine von Torwart Sven Ulreich (25). Der Ausgleich vier Minuten vor der Halbzeit war dann aber nicht Produkt druckvolle­n Kombinatio­nsspiels. Im Gegenteil. Jérôme Boateng schickte den Ball über 30 Meter in den Werder-Strafraum. Dort profitiert­e Thomas Müller zum einen vom Stellungsf­ehler seines Gegenspiel­er Milos Veljkovic und zum anderen von seiner Technik. Er nahm den Ball mit der Brust herunter, um ihn einen Moment später aus sieben Metern ins Tor zu befördern. Das 1:1 zur Pause war ein Halbzeitst­and, der eher den Münchnern schmeichel­te.

Zu den Fähigkeite­n der Bayern gehört es ebenfalls, aus derart glückliche­n Fügungen maximalen Ertrag zu generieren. Da sie allerdings an diesem kühlen Nachmittag nur das absolute Minimum aufwandten, um nicht zu frieren, schien ein Erfolg einige Zeit so realistisc­h zu sein wie ein freier Platz an einem Samstagabe­nd auf dem Oktoberfes­t. Jupp Heynckes blieb nichts anderes übrig als eine externe Energiezuf­uhr.

Er beorderte Arturo Vidal und Kingsley Coman für die blass gebliebene­n Javi Martinez und Arjen Robben aufs Feld (58.). Vier Minuten später war es dann Robert Lewandowsk­i, der eine von James getretene Ecke mit dem Kopf zur überrasche­nden Führung ins Tor wuchtete.

Kurz allerdings konnten die Bremer darauf hoffen, sich dem Lauf der Dinge entgegenst­ellen zu können. In der 74. Minute lenkte Niklas Süle den Ball nach einer Ecke ins eigene Tor. Weil die Bayern aber nun mal die Bayern sind, köpfte nur zwei Minuten später Lewandowsk­i eine Müller-Flanke ins Tor. Es war die letzte Aktion des Polen, der anschließe­nd von Sandro Wagner ersetzt wurde. Der Neuzugang hatte so beste Sicht auf das 4:2, als Müller einen wunderbare­n Lupfer von James über die Abwehr ins Tor setzte (84.). Die Münchner haben sich also noch mehr Luft an der Tabellensp­itze verschafft. Typisch Bayern.

Bayern: Ulreich Kimmich, Boateng, Süle, Bernat Javi Martinez (58. Vidal) Robben (58. Coman), T. Müller, James Rodriguez, Ribéry Lewandowsk­i (77. Wagner) Bremen: Pavlenka Ro. Bauer (46. Gebre Selassie), Veljkovic, Moisander, Augustins son M. Eggestein, Bargfrede (80. Belfo dil) Junuzovic, Delaney, Gondorf (73. Kainz) M. Kruse

Tore: 0:1 Gondorf (25.), 1:1 T. Müller (41.), 2:1 Lewandowsk­i (63.), 2:2 Süle (74./Eigentor), 3:2 Lewandowsk­i (77.), 4:2 T. Müller (84.) Schiedsric­hter: Robert Kampka (Mainz) Zuschauer: 75 000

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Foto: Witters Robert Lewandowsk­i (links) und Thomas Müller (zweiter von links) trafen beim 4:2 der Bayern gegen Bremen doppelt und durften sich die Glückwünsc­he von Franck Ribéry und Jérôme Boateng abholen.

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