Friedberger Allgemeine

TSV Haunstette­n kann nur zuschauen

Der ersatzgesc­hwächte Bayernligi­st verliert das Derby beim TSV Friedberg mit 28:32. Während sich bei den Gastgebern alles auf die Männer fokussiert, fährt Haunstette­n zweigleisi­g

- VON ROBERT GÖTZ

Robert Salopek hatte am Samstagabe­nd alles versucht, doch gegen das Wetter war auch der Abteilungs­leiter des TSV Friedberg machtlos. Als seine Bayernliga-Handballer das Derby gegen den TSV Haunstette­n mit 32:28 (16:11) für sich entschiede­n, stand der Personal-Coach irgendwo auf der A8 auf dem Rückweg von einem Seminar in Salzburg.

Trotzdem war er auf dem Laufenden: „Es gibt ja einen Liveticker“, sagt Salopek. Auch sein Haunstette­r Kollege, Herbert Vornehm, war nicht in der Friedberge­r Halle. Der Handball-Schiedsric­hter pfiff mit seinem Kollegen Harald Schweizer in Rothenburg ob der Tauber.

Dafür sorgten 450 Zuschauer für eine prächtige Kulisse in der Halle des TSV Friedberg. Die war zwar nicht ausverkauf­t, es passen rund 700 Zuschauer rein, doch Salopek war mit dem Interesse genauso zufrieden wie mit dem Spiel seiner Mannschaft. Die hatte sich bis zur 39. Minute einen deutlichen 22:13-Vorsprung erspielt. Nach dem Platzverwe­is von Paul Thiel kamen die Haunstette­r aber noch einmal gefährlich nahe ran und ver- kürzten auf 23:25 (50.). Die Friedberge­r wankten, stürzten aber nicht und gewannen am Ende mit vier Toren Unterschie­d.

„Es war uns schon sehr wichtig, dass wir gerade gegen Haunstette­n gewonnen haben, weil wir in der Region einfach unsere Vormachtst­ellung behaupten wollten“, freute sich Salopek am Sonntag. Der Angriff des aufmüpfige­n Nachbars in dieser Saison ist abgewehrt. Dreimal (zweimal in der Liga, einmal im Pokal) war man aufeinande­rgetroffen, dreimal behielt Friedberg die Oberhand.

Dabei waren Derbys lange gar kein Thema, denn Friedberg spielte lange Jahre in der 3. Liga und klopfte 2013 sogar an das Tor zur 2. Bundesliga, verzichtet­e aber auf das Aufstiegsr­echt. 2015 stieg man dann in die Bayernliga ab. Noch ist die Regenerati­on nicht ganz abgeschlos­sen. Mit 19:11 Punkten ist man jetzt Zweiter, punktgleic­h mit HaSpo Bayreuth, hat einen Punkt Vorsprung auf den Fünften Haunstette­n (18:12). Allerdings ist Tabellenfü­hrer TV Erlangen-Bruck mit 30:0 Punkten weit enteilt. Der gilt als Auffangbec­ken des Bundesligi­sten HC Erlangen.

„Ein Aufstieg käme jetzt auch noch zu früh, aber in ein, zwei Jahren wollen wir wieder in die 3. Liga“, sagt Salopek. Darum hat Friedberg mit Miro Pesic auch einen hauptamtli­chen Trainer eingestell­t.

Der kümmert sich aber nicht nur um die Männer, sondern gibt auch fünf Mal in der Woche dem männlichen Handball-Nachwuchs Individual­unterricht. „Wir wollen wieder junge, eigene Spieler nach oben bringen“, sagt Salopek, der seit knapp zwei Jahren als Abteilungs­leiter tätig ist.

Von einem hauptamtli­chen Trainer kann Vornehm nur träumen. Zwar haben beide Abteilunge­n rund 400 Mitglieder, aber während sich beim TSV Friedberg alles auf die Männer fokussiert, versucht Vornehm die Ressourcen möglichst gerecht auf zwei hochklassi­ge Teams zu verteilen. Er selbst pfeift nicht nur, sondern managt und trainiert auch die Drittliga-Frauen, die auch schon in der 2. Bundesliga spielten.

Im Frauenhand­ball gilt in der Region der TSV Haunstette­n als das maß aller Dinge. „Dies wollen wir im Männerbere­ich wieder werden“, sagt Salopek.

Vornehm akzeptiert das. Dass sich seine Männer seit 2007 in der Bayernliga gut verkaufen, ist für ihn o. k. „Natürlich würde uns ein Aufstieg freuen, aber wie schon so oft haben wir einen schlechten Start hingelegt und hatten in dieser Saison auch Verletzung­spech.“

Dass alle drei Vergleiche gegen Friedberg verloren gingen, wurmt ihn schon, doch es gibt keine tiefen Gräben zwischen den Vereinen: „Natürlich gibt es eine Rivalität und natürlich will man im Derby besser sein, aber wir kommen gut miteinande­r aus.“

Er selbst spielte als Aktiver jahrelang in Friedberg, in beiden Mannschaft­en stehen Spieler, die schon das andere Trikot getragen haben. Man kennt sich, man schätzt sich, man neckt sich. Vornehm macht dies fast jede Woche auf seinen Schiedsric­hterfahrte­n. Denn sein Kollege und Freund Harald Schweizer ist ein Friedberge­r HandballUr­gestein.

TSV Friedberg V. Petersdorf­f; Kraus, Okyere (3), Wagenpfeil, Thiel (4), Schnitz lein (3), Augner (5/1), Loris, Wiesner, Tob. Müller, Schneider (8/1), Dittiger (3), Ab streiter (6), T. Müller

TSV Haunstette­n Fischer, A. Rothfische­r; Jankrift, Schaudt (8/4), Müller (2), Horner (6), Schnitzlei­n (4), Smotzek (2/2), Fischer, Link, Albrecht (5), Singer, Wiesner (1)

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Foto: Michael Hochgemuth Während Felix Augner für den TSV Friedberg von der Siebenmete­rlinie verwandelt, kann der Haunstette­r Max Horner nur tatenlos warten.

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