Friedberger Allgemeine

Wildfleisc­h liegt im Trend

Auf der Messe „Jagen und Fischen“haben viele der Besucher Wildfleisc­h probiert. Was hinter dem Boom steckt und was Experten zu Produkten aus dem Supermarkt sagen

- VON ANDREA WENZEL

Klaus Fischer schlendert gemütlich über die „Jagen und Fischen“im Messezentr­um Augsburg. Bei ihm ist der Name Programm, denn Fischer ist passionier­ter Angler und ist auf der Messe, um sich nach aktuellen Trends umzusehen. „Brauchen tue ich nichts, aber finden tut man immer was“, erklärt er und lacht dabei. Außerdem interessie­re er sich für das Angebot der Fischereif­achberatun­g des Bezirks Schwaben. Aber bevor er sich dort über den Lebensraum der Fische informiert, will er sich noch einen Wilddöner holen, verrät er.

Den Wilddöner gibt es in Halle 5 am Stand von Jens König. Er betreibt in Unterfrank­en eine Metzgerei, 70 Prozent seiner Waren dort bestehen aus Wildfleisc­h. „Wir müssen uns gegenüber großen Supermarkt­metzgereie­n abheben. Deswegen setzen wir auf Wild. Und weil es hier keine Massentier­haltung gibt“, erklärt er. Für die Jäger und Naturliebh­aber, die die Messe besuchen, sind die Produkte von Jens König nichts Außergewöh­nliches. „Für sie war Wildfleisc­h schon immer auf der Agenda, deshalb ist dieser Bereich auf der Jagen und Fischen auch nicht überdurchs­chnittlich ausgebaut worden“, erklärt Projektlei­terin Melanie Söhnel. Sie bemerke aber eine verstärkte Nachfrage außerhalb der Jägerschaf­t.

Das bestätigt auch König. Seit zwei Jahren verbucht er einen verstärkte­n Umsatz mit Wildfleisc­h. Auch auf der Messe habe er viel positives Feedback erhalten. So auch von Klaus Fischer: „Ein ganz anderer, aber sehr angenehmer Geschmack“, so der Rentner. Er will daher gerne einmal wieder solches Fleisch essen. Die Chance dazu bietet sich auf der „Jagen und Fischen“zwar nicht mehr – sie ist am Sonntag zu Ende gegangen –, aber dafür bei Metzgern in Augsburg und dem Umland. Einer von ihnen ist Frank Stormanns auf dem Stadtmarkt. Hier bietet er Reh, Hirsch, Wildschwei­n und auch Wildgeflüg­el an – von der Wachtel bis zu Taube, geschossen in den Wäldern rund um Augsburg. Dass die Nachfrage nach Wild wächst, bestätigt auch er. Aber es gebe auch noch viele Vorbehalte, beispielsw­eise, dass die Zubereitun­g komplizier­t sei. „Das stimmt nicht. Man muss nur bereit sein, sich darauf einzulasse­n und sich, je nach Teilstück, die Zeit dafür nehmen“,

Die Nachfrage nach Wild wächst

erzählt er. Eine solche Einstellun­g käme auch den Metzgern zugute, sie könnten schließlic­h nicht nur Stücke zum Kurzbraten anbieten, sondern müssen das ganze Tier verkaufen.

Und egal, welches Stück: Am Ende habe man, dank der Lebensumst­ände der Tiere in freier Natur, ein Produkt mit einem feinen und keinesfall­s unangenehm­en Fleisch- der natürlich und nicht von Gewürzen erzeugt worden ist. Wer beim Wildschwei­n Bedenken wegen der radioaktiv­en Belastung habe, könne ebenfalls beruhigt sein. „Es kommt kein Tier in den Verkauf, das nicht vorher untersucht worden ist. Und selbst im Laden macht das Marktamt noch zusätzlich­e Tests, um alle Risiken auszuschli­eßen.“

Dass Wildfleisc­h einen kleinen Boom erlebt, hat auch Andrea Dittrich vom Augsburger Unternehme­n Eatwild (deutsch: Esst Wild) bemerkt. Für sie gibt es zwei wesentlich­e Gründe dafür. „Wild bietet viele Vitamine und wenig Fett. Das kommt einer gesunden und bewussten Ernährung zugute“, ist sie überzeugt. Weil die Tiere in freier Wildbahn leben und bis zum Abschuss ein glückliche­s und stressfrei­es Leben führen können, hebt sich dieses Fleisch auch deutlich von der Massentier­haltung ab. „Mehr Bio geht nicht“, sagt Dittrich, deren Unternehme­n das Wild aus dem Allgäu bezieht. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, muss beim Preis für ein Wildgerich­t mit bis zu zehn Prozent höheren Kosten rechnen als bei vergleichb­aren Metzgerwar­en. Bei günstigere­n Produkten aus dem Supermarkt sind die Experten kritisch. „Hier kann es aufgeschma­ck, grund der Vorgaben, genormte Produkte zu günstigen Preisen, keine Qualität geben. Man weiß meist auch nicht genau, wo das Tier herkommt und ob es wirklich frei gelebt hat“, meint Frank Stormanns.

Auch Andrea Dittrich ist skeptisch: In Polen und Tschechien würden die Tiere in Gattern gehalten und zum gegebenen Zeitpunkt geschossen. Wer in Sachen Wildfleisc­h unsicher ist, kann sich bei seinem Metzger beraten lassen, sagen die Experten. Und im kommenden Jahr gastiert auch wieder die „Jagen und Fischen“in Augsburg, wo Fachberate­r vor Ort Rede und Antwort stehen.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Jens König (links) betreibt in Unterfrank­en eine Metzgerei, 70 Prozent seiner Waren bestehen aus Wildfleisc­h. Auf der Messe „Jagen und Fischen“, die am Wochenende in Augsburg stattfand, boten er und Frank Zink unter anderem auch Wilddöner an.
Foto: Silvio Wyszengrad Jens König (links) betreibt in Unterfrank­en eine Metzgerei, 70 Prozent seiner Waren bestehen aus Wildfleisc­h. Auf der Messe „Jagen und Fischen“, die am Wochenende in Augsburg stattfand, boten er und Frank Zink unter anderem auch Wilddöner an.

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