Bischof fordert „größere Visionen“
Karl-Heinz Wiesemann spricht in St. Anna über die Ökumene
zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in der Kirche St. Anna hat am Sonntag unter anderem Karl-Heinz Wiesemann gesprochen, katholischer Bischof in Speyer. Wiesemann, zugleich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), rief zu „mehr Mut in der Ökumene“auf. Es müsse „viel größere Visionen“geben, die über ein bloßes friedliches Mit- und Nebeneinander in getrennten Kirchen hinausgingen, sagte er.
Es gehe darum, so der Bischof, die Einheit als „das eine Gottesvolk“sichtbarer werden zu lassen: „Nur so gelingt es uns, unsere vielfältigen, konfessionellen Prägungen wahrhaft zu versöhnen.“Je mehr Christen von dieser „größeren Vision“einer sichtbar geeinten Christenheit her lebten, umso leichter werde es fallen, die konfessionell verengten Blickwinkel aufzubrechen, sagte Wiesemann.
Ein gutes Stück sei das im vergangenen Jahr anlässlich des Gedenkens an 500 Jahre Reformation gelungen, weil dieses als ein ökumenisches Christusfest begangen worden sei. Der Bischof rief zudem dazu auf, die Vision von einem Reich Gottes zu entwickeln, das bis an die Enden der Erde reicht und auf das Leben in Fülle zielt. Nur dadurch könne man Menschen, die Angst vor VerändeBeim rungs- und Umwälzungsprozessen haben, Mut und Hoffnung geben. Und nur eine solche weltumspannende Solidarität könne die großen Krisen der Menschheit abwehren, ergänzte Wiesemann.
Dazu gehörten der Klimawandel, der Terror, die Korruption und die „himmelschreiende Ungerechtigkeit“, die immer wieder Millionen von Menschen in Flucht und Elend treibe. Die Gebetswoche existiert seit mehr als 100 Jahren und wird weltweit vom 18. bis 25. Januar begangen. Jeweils ein Land erarbeitet dazu Texte, die dann von allen Kirchen genutzt werden, um für Einheit und Versöhnung der Christen zu beten. Diesmal hatte die Konfegewachsenen renz der Kirchen in der Karibik dies übernommen. Mit dem Thema „Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke“will sie die Situation der Christen in der Karibik mit der Befreiungsgeschichte des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten verbinden. An der Feierlichkeit in der Annakirche nahmen auch der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa und Harald Rückert, Bischof der evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, teil. Das Gotteshaus ist ein symbolträchtiger Ort. 1999 wurde dort die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre zwischen dem Vatikan und dem Lutherischen Weltbund unterzeichnet.