Friedberger Allgemeine

Bauboom: Amt schränkt Öffnungsze­iten ein

Immer mehr Anträge und eine Fülle von Großprojek­ten im Kreis. Um die Genehmigun­gsverfahre­n zu beschleuni­gen, bleibt Behörde an zwei Wochentage­n geschlosse­n. Telefonisc­h geht dienstags und mittwochs nichts

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Schlechtwe­ttergeld (heute heißt es übrigens „Saison-Kurzarbeit­ergeld“) gibt’s für Bauarbeite­r eigentlich immer seltener. Zum einen weil – dank Klimawande­l! – viele Baustellen mittlerwei­le auch im Winter weiterlauf­en können. Zum anderen, weil die Firmen den vielen Aufträgen nicht mehr hinterherk­ommen und auch in der kalten Jahreszeit wenn irgend möglich weiterarbe­iten. Die gute Konjunktur für Industrie und Gewerbe, der Wohnungsma­ngel in der Region und dazu die niedrigen Zinsen befeuern den Bauboom im Wittelsbac­her Land. Der Kran gehört mittlerwei­le zum Ortsbild und die Winterbaus­telle ist kein Exot mehr.

Vor dem Baubeginn steht aber die Genehmigun­g und das im Landkreis dafür zuständige staatliche Bauamt am Landratsam­t in Aichach meldet Hochbetrie­b, Arbeitsübe­rlastung und längere Bearbeitun­gszeiten für die Bauanträge. Im vergangene­n Jahr sind insgesamt über 1330 gestellt worden – fast 200 mehr als vier Jahre zuvor. Aktuelle Konsequenz der Behörde: Die Öffnungsze­iten werden stark eingeschrä­nkt. Bis Ende Mai ist das Bauamt jetzt dienstags und mittwochs für den Publikumsv­erkehr geschlosse­n. Die Mitarbeite­r sind an diesen Tagen auch telefonisc­h nicht zu erreichen. Diese Regelung betreffe die Bereiche Bauordnung, Bauleitpla­nung, Denkmalsch­utz und Technische Bauordnung, teilt das Landratsam­t mit.

Die durchschni­ttliche Bearbeitun­gsdauer von Bauanträge­n für Wohngebäud­e liege derzeit bei rund 90 Tagen, so Sprecher Wolfgang Müller auf Nachfrage. Darunter fallen Ein- und Zweifamili­enhäuser genauso, wie Mehrfamili­enhäuser. Zwei Drittel der Ein- und Zweifamili­enhäuser würden binnen zwei Monaten genehmigt. Bei den ge- werblichen Vorhaben liege die durchschni­ttliche Bearbeitun­gsdauer dagegen bei etwa 120 Tagen, also vier Monaten. Die Bearbeitun­gsdauer eines Antrags hänge natürlich auch immer davon ab, welche Auswirkung­en ein Vorhaben auf die Umgebung habe und welche Fachstelle­n bei der Genehmigun­g zu beteiligen sind, erläutert Landratsam­tssprecher Wolfgang Müller.

Das Bauamt in Aichach ist für die Bauvorhabe­n in 23 der 24 Kreiskommu­nen zuständig. Nur die Stadt Friedberg hat ein eigenes Bauamt als Genehmigun­gsbehörde. Für die Bearbeitun­gszeit ist nicht nur die Zahl der Bauanträge, sondern auch deren Qualität von Bedeutung. In den vergangene­n Wochen seien besonders viele Anträge zu Großprojek­ten eingegange­n, teilt Müller mit und zählt auf: Aufstockun­g Mensagebäu­de am Gymnasium in Mering, Errichtung einer Logistik-Lagerhalle in Mering (Firma Honold), Erweiterun­g des Produktion­sgebäudes der Firma Zorn in Aichach, Bau eines sechsgrupp­igen Kindergart­ens in Rehling oder der Neubau der gemeinsame­n Kläranlage für Inchenhofe­n und Kühbach.

Alle diese Vorhaben seien sehr eilig, da ein besonderes öffentlich­es oder wirtschaft­liches Interesse dahinterst­ehe, erläutert Müller und für fast alle müsse der Brandschut­znachweis durch das Landratsam­t geprüft werden. Das sei besonders aufwendig.

Laut dem Sprecher des Landratsam­tes stünden weitere größere Objekte im Kreis in den Startlöche­rn. Zum Beispiel die Logistikha­lle mit Großgarage und Verwaltung­sgebäude im interkommu­nalen Gewerbegeb­iet Acht/300 am Gallenbach­er Berg für den Deutschen Paketdiens­t (DPD) oder eine viergruppi­ge Kindertage­sstätte in Kühbach. Für erhöhten Arbeitsauf­wand sorgen zudem Einwände von Anwohnern und Kommune wie zuletzt bei einem Mehrfamili­enhaus in Mering.

Jetzt zieht das Bauamt die Reißleine. Mit der Begrenzung des Publikumsv­erkehrs auf drei Tage sollen sich die Sachbearbe­iter an den zwei anderen Tagen nur auf die Bauanträge konzentrie­ren, sagt Müller. Ob es dann an den anderen drei Tagen nicht noch viel hektischer im Bauamt zugeht, kann Müller nicht beantworte­n. Die Beschränku­ng soll jedenfalls die nächsten vier Monate gelten. Das Landratsam­t bitte die Bürger, auf die anderen Tage auszuweich­en, sagt Müller und hofft auf Verständni­s.

OÖffnungsz­eiten Bauamt bis Ende Mai Montag: 7.30 bis 12.30 Uhr, 14 bis 16 Uhr. Donnerstag: 7.30 bis 12.30 Uhr, 14 bis 18 Uhr. Freitag: 7.30 bis 12.30 Uhr. Um den gewünschte­n Ansprechpa­rtner an diesen Tagen sicher anzutreffe­n, empfiehlt das Amt dringend, telefonisc­h einen Termin zu vereinbare­n.

 ?? Symbolfoto: Matthias Wild ?? Tag und Nacht könnten Maurer und andere Bauhandwer­ker derzeit durcharbei­ten. Der Bauboom sorgt nicht nur für völlig ausgelaste­te Baufirmen, sondern auch für ein überlastet­es Bauamt.
Symbolfoto: Matthias Wild Tag und Nacht könnten Maurer und andere Bauhandwer­ker derzeit durcharbei­ten. Der Bauboom sorgt nicht nur für völlig ausgelaste­te Baufirmen, sondern auch für ein überlastet­es Bauamt.

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