Tarifreform wird wieder Thema im Stadtrat
Die Politik reagiert auf die Diskussion. Stadtwerke-Chef Walter Casazza kommt am Mittwoch in die Sitzung
Die Tarifreform, die seit 1. Januar gilt, ist ein derzeit heiß diskutiertes Thema. Viele Fahrgäste sind sauer, weil sie im Augsburger Stadtgebiet teils doppelt so viel bezahlen wie vor dem 1. Januar. Es hagelt Kritik und Beschwerden.
Erster Ansprechpartner dieser Kritik sind die Stadtwerke, die im Tarifverbund des Augsburger Verkehrsverbunds (AVV) den Nahverkehr in Augsburg in erster Linie abwickeln. Unverständnis zeigen die Bürger aber auch über die Haltung der Kommunalpolitiker, die die Tarifreform abgesegnet haben. Im Augsburger Stadtrat hatten SPD und die Sechser-Ausschussgemeinschaft (Freie Wähler, ÖDP, Linke, Polit-WG) gegen die Tarifreform gestimmt. Mittlerweile gibt es aus Reihen der CSU und Grünen, die mit der SPD das Regierungsbündnis im Rathaus stellen, Überlegungen, an der Tarifreform nachzubessern.
Mit der aktuellen Situation und der öffentlichen Kritik will sich der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung auseinandersetzen. Das Thema kommt am Mittwoch, 24. Januar, ab 14.30 Uhr im Rathaus kurzfristig auf die Tagesordnung. Die Ausschussgemeinschaft hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Sie listet darin einen umfangreichen Fragenkatalog auf. Ob am Mittwoch alle diese Fragen beantwortet werden, ist noch offen.
Stadtwerke-Chef Walter Casazza hatte im Gespräch mit unserer Zeitung darauf verwiesen, „dass man sicherlich eine gewisse Zeit abwarten muss, um belastbare Zahlen vorzulegen“. Ein erster Schritt in dieser Richtung könnte sein, dass nach Ende Januar geäußert wird, wie viele Abos die Stadtwerke im ersten Monat der Tarifreform verkauft haben. Anfangs hieß es, dass – wie politisch vereinbart – das reformierte Tarifsystem ein Jahr Laufzeit haben müsse, um dann die Ergebnisse auszuwerten. Zwischenzeitlich drängt die CSU-Stadtratsfraktion auf einen schnelleren Kurs. Sie könnte sich vorstellen, dass bereits bis zum Sommer 2018 belastbare Zahlen, Daten und Fakten vorliegen.
Casazza wird jedoch schon früher dem Stadtrat Rede und Antwort stehen. Dies bestätigt Richard Goerlich, Sprecher der Stadt, auf Anfrage: „Casazza wird im Stadtrat einen Bericht abgeben.“Darüber soll danach dann auch debattiert werden.
Unterdessen macht die SPD weiter mobil gegen die Umstellungen: „Die Tarifreform sieht teils erhebliche Verschlechterungen beziehungsweise Verteuerungen für Gelegenheitsfahrer und spezielle Abonnentengruppen, wie etwa Senioren, vor“, sagen mehrere SPDOrtsvorsitzende. Ihr Ärger richtet sich gegen die Abschaffung der Zone 10 bei den Bartarifen, die Anzahl der Haltestellen, die mit dem Kurzstreckenticket zurückgelegt werden können, und gegen die Regelung, dass Senioren erst ab 9 Uhr statt bisher ab 8 Uhr fahren dürfen.