Streit um Faschingsumzug
Stadtrat Roland Fuchs will die Veranstaltung abschaffen. Er ist sauer, dass sein Antrag nicht behandelt wird. Doch Bürgermeister Roland Eichmann schießt zurück
Stadtrat Roland Fuchs und Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann gerieten sich in die Haare. Auslöser war die Debatte über den Faschingsumzug.
Friedberg Wie steht es um den Friedberger Faschingsumzug? Schlecht, urteilte SPD-Stadtrat Roland Fuchs im Oktober. Damals forderte er in der Sitzung des Kulturund Sportausschusses, den Zug auf den Prüfstand zu stellen. Grund: „Er ist kaum noch zu unterbieten“, wie Fuchs sagte. Die Veranstaltung stehe in keinem Verhältnis zu den Kosten von 40000 Euro. Er würde sie daher am liebsten abschaffen. Fuchs erhielt Schützenhilfe von anderen Stadträten, doch entschieden wurde nicht. In Leserbriefen und im Internet sprachen sich damals viele Menschen für den Umzug aus, das Thema schien zu versanden.
Jetzt brachte der Fraktionschef es wieder aufs Tapet. In der jüngsten Sitzung bemängelte er, dass sich nichts getan habe: „Es gehört zur Demokratie, auch Anträge zu behandeln, die einem nicht ins Konzept passen“, sagte er in Richtung Bürgermeister Roland Eichmann (SPD), der als Fan des Umzugs gilt. Es folgte ein gereizter Schlagabtausch der beiden darüber, ob Fuchs den Antrag hätte schriftlich stellen müssen (was Kommunalreferent Wolfgang Basch nach Konsultation der Geschäftsordnung bestätigte), und ob Fuchs, wie Eichmann sagte, angekündigt habe, den Antrag schriftlich einzureichen (was Fuchs und andere Stadträte abstritten). Letztlich echauffierte Fuchs sich: „Wenn Sie sicher sind, dann reicht es in diesem Hause.“Die zwei Politiker waren nicht zum ersten Mal aneinandergeraten. Ergebnis dies- mal: vorerst keines. Fuchs kündigte im Nachgang der Sitzung gegenüber unserer Zeitung an, sich den nächsten Umzug erst einmal anzuschauen, vor allem in Bezug auf „Highlights“und „Friedberg-Typisches“. Danach werde er sich überlegen, ob er den entsprechenden Antrag stellt oder nicht.
Er habe inzwischen erfahren, dass im Sitzungsprotokoll vom Oktober, das die Stadträte bislang nicht vorgelegt bekommen hätten, festgehalten wurde, dass ein schriftlicher Antrag gestellt werden müsse. Fuchs, seit 28 Jahren Stadtratsmitglied, betonte: „Ich habe das als Antrag gesehen.“Nun wolle er aber nicht nachtarocken.
In der Tat hatten am Rand des Umzugs 2017 so manche der (laut Stadt) 8000 Zuschauer geäußert, dass sie politische bzw. Friedberger Themen und den Witz vermissten. Die Fußgruppen dagegen kamen gut an. In Klosterlechfeld setzt man beim diesjährigen Umzug genau darauf. Der Gemeinderat hat beschlossen, keine motorisierten Wagen, sondern nur Fußgruppen zuzulassen. Bürgermeister Rudolf Schneider sagte: „Wir wollen ein Zeichen gegen zunehmende Gigantomanie der Faschingsumzüge setzen.“
In Friedberg hatten vergangenes Jahr rund 35 Gruppen mitgemacht, davon viele Wagen mit Partymusik. Um diese einzudämmen, gab es erstmals Lautstärkekontrollen, die laut Kulturamtsleiter Frank Büschel dieses Jahr durchgeführt werden. Der Umzug am Faschingsdienstag, 13. Februar, steht wieder unter dem Motto „Familienfasching“. Dazu gehört, dass harter Alkohol seit Jahren verboten ist. Nach dem Zug geht auf dem Marienplatz Showtreiben von ORCC und Narrneusia über die Bühne, abends findet eine Party für Jugendliche in der Tiefgarage Ost statt.
Viel Geld fließt in Sicherheit und Ordnung. Laut Büschel werden im Februar allein 24 Security-Leute eingesetzt. Neu ist, dass jemand die Route Ludwigstraße – Lokal Samok bewacht, wo es 2017 zu „Pendelverkehr“mit unschönen Begleiterscheinungen gekommen sei. Wegen der allgemeinen Sicherheitslage in Deutschland werden außerdem Maßnahmen an wichtigen Zufahrtsstraßen ergriffen. So sollen Sperren mit „mobilen Elementen“aufgebaut werden, kündigte Frank Büschel an.