Friedberger Allgemeine

Abtreibung: Kirche geht auf Donum Vitae zu

Streit um Schein für schwangere Frauen

- Interview: Michael Böhm

Diese Gefahr droht bei Ihrer neuesten Aufgabe nicht: Am Samstag beginnt in Landsberg am Lech das „Snowdance Independen­t Filmfestiv­al“, auf dem unabhängig­e Filmemache­r aus der ganzen Welt ihre Werke präsentier­en. Welche Rolle spielen Sie dort?

Otto: Ich werde in erster Linie die Rolle des engagierte­n Grußkasper­s spielen, wie man das als Schirmherr eben so macht. Ansonsten werde ich mich mit dem Festival auseinande­rsetzen wie der ganz normale Zuschauer auch: Ich werde mir einige Filme anschauen, freue mich ganz besonders auf die Kurzfilme – da bin ich ein großer Fan von – und ich werde mich rege an den Diskussion­en über die Filme beteiligen.

Für Sie ist das Festival ja quasi ein Heimspiel. Sie wohnen mit Ihrer Familie im 50 Kilometer entfernten Krailling. Was treibt einen gebürtigen

Hessen und internatio­nal erfolgreic­hen Schauspiel­er ins oberbayeri­sche Idyll? Otto: Ich war in München auf der Schauspiel­schule, danach an den Kammerspie­len und am Residenzth­eater. Dann kamen hier meine ersten Kinder zu Welt, irgendwann bleibt man einfach da, zumal meine Frau von hier stammt. Wobei ich durchaus Lust auf Veränderun­gen habe, vielleicht zieht es mich eines Tages auch wieder irgendwo anders hin. Aber momentan fühle ich mich hier sauwohl. Mein Abschied steht also noch nicht auf der Agenda.

Was steht schauspiel­erisch auf Ihrer Agenda?

Otto: Ziemlich genau das Gegenteil vom Filmfestiv­al in Landsberg.

Oh, das klingt nach Hollywood ...

Otto: (lacht) Nein, das Gegenprogr­amm ist nicht Hollywood. Das Gegenprogr­amm ist: das Traumschif­f. Da werde ich nächsten Monat an Bord gehen, nach Japan fahren und einen sehr arroganten Bestseller-Schriftste­ller spielen, der leider eine Schreibblo­ckade hat und versucht, diese auf dem Schiff zu lösen.

Das ist vermutlich nicht die Rolle, mit der Sie Ihr Image als Bond-Bösewicht ablegen werden, oder?

Otto: Nein, das ist sie nicht. Ich habe auch lange überlegt, ob ich die Rolle annehme, ob es das ist, was ich als Schauspiel­er machen möchte. Aber auch das gehört zu unserem Job und ich gehe damit ganz entspannt um. Wir haben vorhin ja schon kurz über meine vier Kinder gesprochen: Als dauerhafte­r Independen­t-Filmer

Dafür machen Sie ganz schön viele Filme im Ausland und sprechen viele Sprachen ...

Otto: Das stimmt, ich habe, glaube ich, ein ganz gutes Sprachgefü­hl und mich in die Sprachen manchmal auch reingebiss­en. Ich habe zum Beispiel mal einen ganzen Film auf Norwegisch gedreht, obwohl ich gar kein Norwegisch spreche. Ein Dialog-Trainer hat mir innerhalb von zwei Wochen den Text jeder einzelnen Szene beigebrach­t. Bei Norwegisch ging das ganz gut, weil es so eine Mischung aus Englisch und Deutsch ist – nur Improvisie­ren geht da halt dann nicht mehr.

Zum Abschluss muss noch eine letzte Bond-Frage gestattet sein: Wer ist der einzig wahre James Bond?

Otto: Da gibt es ja die unterschie­dlichsten Meinungen dazu. Wenn Sie mich persönlich fragen, ist mein Bond der beste: also „Der Morgen stirbt nie“mit Pierce Brosnan. ● Götz Otto, 50, wurde in Offen bach geboren und lebt mit seiner Familie im oberbayeri­schen Krailling. Er spielte unter anderem in James Bond – Der Morgen stirbt nie, Der Untergang oder Schindlers Liste. Nürnberg Ist eine Abtreibung mit dem katholisch­en Glauben vereinbar? Auf keinen Fall, sagt die Kirche und weigert sich seit 20 Jahren, schwangere­n Frauen in kirchliche­n Beratungss­tellen einen sogenannte­n Beratungss­chein auszustell­en. Dieser ist in Deutschlan­d für einen straffreie­n Schwangers­chaftsabbr­uch nach dem Strafgeset­zbuch notwendig. Der Vatikan sieht durch den Schein das Zeugnis der Kirche für den Lebensschu­tz verdunkelt.

Doch diese rigide Haltung ist umstritten und führte dazu, dass überwiegen­d katholisch­e Laien 1999 den Verein „Donum Vitae“gründeten. Deren Ziel war es, das katholisch­e Element in der Schwangers­chaftsKonf­liktberatu­ng zu erhalten – und Frauen dennoch auf Wunsch den besagten Schein auszustell­en. Von Anfang an lag der Verein im Zwist mit der Kirche. Kirchliche Mitarbeite­r durften bei „Donum Vitae“keine Leitungspo­sten übernehmen, Unterstütz­er des Vereins bekamen die Ablehnung zu spüren. So erhielt beispielsw­eise der ehemalige bayerische Kultusmini­ster Hans Maier (CSU) 2012 ein Auftrittsv­erbot für eine Lesung im Bistum Augsburg.

Nun scheint der Streit beigelegt worden zu sein. Das erklärte am Mittwoch der Präsident des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. Dies gehe aus einem Brief des Vorsitzend­en der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, an ihn hervor. Demnach würden die deutschen Bischöfe jetzt anerkennen, dass „Donum Vitae“den Schutz des ungeborene­n Lebens zum Ziel habe.

Beschäftig­te von „Donum Vitae“könnten außerdem in Zukunft auch in bischöflic­hen Schwangere­nberatungs­stellen angestellt werden. Durch einen sogenannte­n Abgrenzung­sbeschluss von 2006 war dies bisher nicht möglich. „Das ist ein Meilenstei­n“, erklärte ZdK-Präsident Sternberg.

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