Friedberger Allgemeine

Unterwegs zwischen Eis und Sand

Die Reisejourn­alisten Sonja Nertinger und Klaus Schier aus Merching pendeln zwischen dem Süden Afrikas und Island. Ein besonderes Erlebnis fehlt noch auf ihrer Liste

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Merching Gerade noch erzählt Klaus Schier, wie aufregend es war, als der Gepard hinter seinem Zelt im Etosha-Nationalpa­rk schnüffelt­e, schon informiert er im selben Atemzug eine Reisegrupp­e, die sich zusammen mit ihm und seiner Partnerin Sonja Nertinger im März auf den Weg nach Island machen, dass man auch zu dieser Jahreszeit sicherheit­shalber Spikes für die Winterstie­fel mit einpacken sollte. Der Wechsel zwischen Eis und Sand scheint den beiden Reisejourn­alisten aus Merching nichts auszumache­n. Zurzeit macht sich das Paar auf den Weg nach Island, wo es nach einem Jahr Pause wieder Reisegrupp­en über die Insel führt.

„Jede Landschaft hat eine ganz besondere Facette“, sagt Klaus Schier. Bekannt wurden die beiden Abenteurer aus Merching vor allem, weil sie mit ihrem ausgebaute­n Unimog sich seit dem Jahr 2000 auf eine Weltreise vom Nordkap bis nach Kapstadt machten. Unterbroch­en wird diese nur von den Vorträgen, für die das Paar immer wieder für kurze Zeit nach Merching kommt. „So ein wirkliches Gefühl von Zuhausesei­n, das kennen wir nicht mehr“, sagen die Reisejourn­alisten. „Diese absolute Freiheit und die vielen Begegnunge­n mit Menschen sind es, die uns auch nach über 20 Jahren auf Reisen noch immer neugierig auf Neues machen“, erklärt Klaus Schier.

Für einige Jahre musste das Paar seinen Traum von Südafrika aber hintanstel­len. „Es war einfach nicht möglich, dass wir über den Landweg von Europa bis an den südlichste­n Punkt in Afrika reisen konnten“, schildert Schier. Zu gefährlich waren die Unruhen auf dem Schwarzen Kontinent und auch die Konflikte im Nahen Osten machten ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Davon abbringen ließen sich Klaus Schier und Sonja Nertinger nicht. Im Juni 2017 war es endlich so weit. „Wenn es über Land nicht möglich ist, dann verschiffe­n wir halt unseren Landcruise­r“, dachte sich Klaus Schier und fuhr schon im Mai sein Reisefahrz­eug auf ein Containers­chiff in Antwerpen. „Von dort aus ging es für das Auto bis nach Namibia“, erklärt er.

Es sei schon ein mulmiges Gefühl gewesen, als sie selbst in Namibia aus dem Flugzeug ausstiegen und zur Hafenstadt Walvis Bay fuhren, um dort ihr Fahrzeug zu holen. „Doch das gesamte Equipment war an Bord und nach ein paar Tagen, die wir für den Umbau unseres Fahrzeugs noch brauchten, konnte die Reise durch das für uns noch vollkommen unbekannte Namibia beginnen.“

Afrika selbst war ihnen jedoch nicht ganz fremd. „Bereits 1991 ging unsere Hochzeitsr­eise durch die Sahara und nach Kamerun“, erzählt der Filmemache­r. Das sei damals ein richtiges Abenteuer gewesen. „Da ist Namibia schon eher etwas für Afrika-Einsteiger“, sagt Schier, lacht und fügt mit einem Augenzwink­ern an, „hier ist manches deutscher als in Deutschlan­d selbst.“

Dieser Aufbruch in ein unbekannte­s Land sei etwas ganz Besonderes gewesen für die beiden. „Wir reisten jetzt mehrere Jahre durch Island und kennen uns hier richtig gut aus, da war es an der Zeit, wieder neue Eindrücke zu sammeln“, sind sie überzeugt.

Im Juni erlebten sie den namibische­n Winter mit gemäßigten Temperatur­en und Kälte in der Nacht. Bei ihrer jüngsten Reise im Dezember kletterte das Thermomete­r aber bis auf 53 Grad Celsius. „Und zwar in Plus-Richtung“, sagt Klaus Schier. Mit Unwägbarke­iten kommen die beiden Reisejourn­alisten gut zurecht und besondere Komfortans­prüche haben sie auch nicht. Bei Eis und Schnee und Temperatur­en von minus 30 Grad waren sie schon in Grönland unterwegs. Auch Wind und Wetter auf Island machen ihnen nicht zu schaffen. Und so manchen Regenguss auf Island verbrachte­n sie in ihrem umgebauten Landcruise­r. „Doch in Namibia sind die Campingplä­tze alle sehr gut ausgebaut und die touristisc­he Infrastruk­tur tipptopp“, so das Urteil der beiden. Campen in freier Wildbahn ist nicht möglich und auch zu gefährlich. Doch mit Campingplä­tzen in Europa sind die in Namibia wohl eher nicht zu vergleiche­n. „Nachts kam es schon mal vor, dass ein Flusspferd aus dem Okawango stieg und nur wenige Meter an unserem Zelt vorbeilief.“Von den sogenannte­n „Big Five“, also den fünf wichtigste­n Wildtieren Afrikas, begegneten ihnen neben Geparden auch noch Elefanten, Löwen und Giraffen. „Nur das Nashorn fehlt noch auf unserer Liste“, sagt Klaus Schier und hofft, dass sie auf ihrer nächsten Reise im April dem Rhinozeros noch begegnen werden. Ziel ist diesmal neben Namibia auch Botswana und Sambia.

Danach geht es wieder für die Sommertour­en nach Island und im September wollen die beiden zu ihrem Haus nach Schweden. Im November ist ein längerer Aufenthalt in Deutschlan­d eingeplant. Und auch der Unimog, das Reisegefäh­rt, mit dem Sonja Nertinger und Klaus Schier auf der ganzen Welt die Blicke auf sich ziehen, wird wieder startklar gemacht. „Schließlic­h haben wir uns ja auf den Weg gemacht, mit dem Unimog auf Weltreise zu gehen.“Er soll vermutlich schon 2019 nach Afrika verschifft werden.

 ??  ?? Die Schneedeck­e ist in Nordschwed­en mehrere Meter hoch und Sonja Nertinger muss vom Geländewag­en auf den Motorschli­tten umsteigen. Doch diese Unwäg barkeiten machen ihr nichts aus. Gut eingepackt lässt sich auch die bitters te Kälte in freier Natur...
Die Schneedeck­e ist in Nordschwed­en mehrere Meter hoch und Sonja Nertinger muss vom Geländewag­en auf den Motorschli­tten umsteigen. Doch diese Unwäg barkeiten machen ihr nichts aus. Gut eingepackt lässt sich auch die bitters te Kälte in freier Natur...
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Die Sterne leuchten noch heller in Namibia als im hohen Norden von Grönland, stellt Klaus Schier fest.
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Fotos: Klaus Schier Nur mit dem Schneemobi­l kommt Sonja Nertinger in Nordschwed­en im Winter zu ihrer Blockhütte.

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