Spaßvogel mit ganz viel Bauchgefühl
Sascha Grammel unterhält in der Schwabenhalle 4000 Fans mit seinen witzigen Puppen
„Nej nej nej!“da gibt es ganz entschieden nix zu meckern bei der ballonbunten Bühnenshow „Ich find’s lustig“von Sascha Grammel. Damit füllt der gebürtige Berliner PuppetComedy-Star mit dem blonden Wuschelhaar auch 2018 die Hallen. Der Kritikerin fehlen sämtliche Widerworte, wenn Grammel gekonnt, rasant und gewitzt seinen Bauch reden lässt, um all die skurril-schrägen Puppengeschöpfe mit leichter Hand und mittels Stab (vor)zuführen.
Ob es sich dabei um den spitzschnabeligen Adler-Fasan Frederic Freiherr von Furchensumpf samt seinem „eineichigen“Bruder Fridolin handelte, um die schwindelerregend langsame Schildkrötendame Josie, die ihren 114. Geburtstag feiert, aber auch als frühreife Babyschildkröte entzückte, ob der akademisch geschulte „Hamburger“Prof. Dr. Peter Hacke seinen coolen Spagetti Carbonara-Arrabiata Hairstyle analysierte oder ob sich der vielarmige online umgeschulte Dr. Schröder mit Zahnarzthelferin Ursula über Kiefer-Fehlstellungen austauschte, ob sich die großartig animierte blaue Kulleraugen-„Mieze“endlich aalglatt als Fisch outete und Grammel die Pointen verdarb: Solch einen smarten Gesprächspartner wie diesen Sascha würde sich doch jeder wünschen! Einen, der aufmerksam zuhört, der die Marotten des Gegenübers liebevoll akzeptiert, der fiese Beleidigungen und Vorwürfe – etwa die Anspielungen auf üble Küchenund Mundgerüche („Warst Du beim Griechen?“) oder die eigenartige Frisur – höflich, schlagfertig, aber nie beleidigt kontern kann.
Mit dieser Masche sorgte Sascha für konfliktarme, höchst vergnügliche Dialoge, die nie unter die Gürtellinie abdrifteten. Jede der präzise einstudierten Nummern blieb jugendfrei, dennoch subtil und doppeldeutig formuliert oder spielte humorvoll mit Floskeln und Redewendungen, geizte auch nicht mit netten Kalauern. Eines der Erfolgsgeheimnisse dieses charismatischen Bauchredners, zu dem 4000 große und kleine Fans in die Schwabenhalle stürmten und sich tierisch freuten, dass sie ihre TV-bekannten Puppen-Lieblinge (die als Fanartikel in der Pause für 40 Euro schnell über die Theke gingen!) endlich live erleben durften. Die aufwändig gestaltete Showbühne wurde links und rechts mit großen Videoleinwänden aufgerüstet, um vorproduzierte Übergangs-Einspieler zu zeigen, aber auch um Grammels Liveauftritt zu doppeln, so dass man das Fernseh-Feeling nie ganz loswurde.
Zum regional eingefärbten Wort des Tages wurde in Augsburg die „Leberkässemmel“auserkoren, die Grammel fortan und zum hörbaren Vergnügen des Publikums mit Improvisationslust in sämtliche Texte einbaute. Bemerkenswert war auch, dass Grammel die Besucher ausdrücklich informierte, dass der Notarzteinsatz zu Beginn der Show ein gutes Ende genommen habe und es dem ohnmächtig gewordenen älteren Herrn wieder besser gehe. Ein kurzweilig feiner Abend mit einem liebenswerten Sascha Grammel.