Friedberger Allgemeine

Das Comeback eines Faschingsv­ereins

Vor einigen Jahren stand der ORCC Friedberg vor dem Aus. Doch einige wenige glaubten an ihn und erweckten ihn zu neuem Leben. Wie hat das funktionie­rt?

- VON SABINE ROTH

Friedberg Auch Faschingsv­ereine haben traurige Zeiten – so war es jahrelang beim ORCC. Nun ist der Friedberge­r Faschingsv­erein aber wieder voll da: „On Air“(Auf Sendung), wie das aktuelle Programm heißt. „Die Show präsentier­en wir stolz mit der im Landkreis vermutlich einzigen Kombi-Garde mit Tänzern im Alter zwischen sieben und 67 Jahren“, freut sich Präsident Markus Nowak. Heute kann er lachen, aber das war nicht immer so. Es gab schwierige Zeiten beim ORCC Friedberg, der 1982 von faschingsb­egeisterte­n Bürgern ins Leben gerufen wurde. 2013 war der Faschingsv­erein kurz vor dem Aufgeben. Die Gründe: Die Gardemädch­en wollten zum Teil nicht mehr mitmachen. Sie gingen entweder zu anderen Vereinen oder hörten aufgrund eines Studiums ganz auf.

Nowak war damals eine der treibenden Kräfte und wollte nicht zulassen, dass alles vorbei sein sollte – obwohl der Hobbytänze­r selbst eher durch Zufall nach Friedberg gekommen war. Über die Tanzschule Trautz & Salmen holte der Verein ihn und seine Frau Carina für die Saison 2011/2012 als Prinzenpaa­r zum ORCC. Die beiden fingen an, den Fasching in Friedberg zu lieben. Als im Jahr darauf ein Moderator gesucht wurde, übernahm der ITUnterneh­mer den Job. Doch dann kam es Schlag auf Schlag.

Die damalige Präsidenti­n Melanie Henschel wollte sich zurückzieh­en und mehr für ihre Familie da sein. Die Suche nach einem Nachfolger war schwer. „Wir wollten den Verein am Leben halten“, erinnert sich Schatzmeis­terin Sylvia Murré. „Mit Markus Nowak fanden wir dann zum Glück einen würdigen Präsidente­n, der die Zügel fest in die Hand nahm. Alle Hoffnung ruhte auf ihm.“Nowak brachte frischen Wind in den Verein. Insbesonde­re erweiterte er die Bühnenshow­s durch humoristis­che Beiträge, um das närrische Treiben noch mehr in den Vordergrun­d zu stellen. Einfach war diese Aufgabe nicht. Zudem stand er ohne Garde da. „Einen Fasching ohne den ORCC Friedberg kann ich mir nicht mehr vorstellen, obwohl ich selbst ja in Langweid wohne“, sagt Nowak. Bereut hat er es nie.

Unterstütz­ung bekommt er von seinen Mitstreite­rn im Präsidium. Dazu gehören Schatzmeis­terin Sylvia Murré, die mit ihm die Veranstalt­ungen organisier­t, sowie Vizepräsid­ent Edgar Kübler und Schriftfüh­rer Reinhold Korper. Täglich drei bis vier Stunden Mails zu bearbeiten und zu telefonier­en ist im Moment normal für Nowak und Murré. Doch man spürt: Sie brennen für ihren Verein. Tom Schmid unterstütz­t sie im Marketing und kümmert sich um die Fotos, die Website und Facebook, Sebastian Schatz um Printmedie­n.

Die Choreograf­ien von Männergard­e und Prinzenpaa­ren liegen in den Händen von Edgar Kübler und Reinhold Korper und für die Frauengard­e ist Saskia Korper verantwort­lich. Aber nicht nur ihr, auch allen anderen 40 Akteuren, die in der letzten Zeit sieben Tage die Woche im Einsatz sind, möchte Nowak danken. Heute strahlt er über das ganze Gesicht, wenn er als Moderator sein Team vorstellen darf.

Die Kindergard­e ist auch wieder gewachsen. Sieben Mädchen und ein Junge zählen dazu. Einfach war es nicht, Kinder dazuzugewi­nnen. „Inzwischen gibt es sogar neue Anfragen von Mädchen, die unbedingt mitmachen wollen“, freut sich Murré. Doch wo findet man eine Trainerin? Es war Glück, dass der Verein letztes Jahr Magdalene Steffens für die Choreograf­ie und das Training der Kinder- und Jugendgard­e gewinnen konnte. Ihr Vater ist Karl-Heinz Steffens, der künstleris­che Leiter des „Friedberge­r Musiksomme­rs“. Sie hat selbst früher in der Garde mitgetanzt. „Da ich wegen eines dualen Studiums in München keine Zeit mehr für das Tanzen hatte, ist die Kindergard­e sozusagen auch wieder mein Einstieg in die Tanzwelt“, freut sie sich. Anfangs stand sie vor großen Herausford­erungen: „Unsere Kindergard­e besteht aus starken Charaktere­n, die sich in Alter, tänzerisch­er Erfahrung und Geschmack ziemlich stark unterschei­den.“Doch nun ist Steffens stolz, wenn sie ihre Kindergard­e tanzen sieht.

In dieser Saison konnte auch endlich wieder ein Kinderprin­zenpaar gefunden werden. Mit Prinzessin Bianca I., elf Jahre, und Prinz Andrei I., zwölf Jahre, ist es gelungen, ein Tanzpaar zu gewinnen, das GeViel winner des GOC der Junioren C (Latein) des Jahres 2017 ist. Sie sorgen mit dem Erwachsene­npaar Prinzessin Lena I. und Prinz Valentin I. für schöne Momente.

Doch der Spaß koste auch Geld. Deshalb brauche man Sponsoren. Die Firmen zu gewinnen koste wiederum viel Zeit. Die Aufgaben werden aufgeteilt. „Unser Ehrenpräsi­dent Wolfgang Dietrich ist auch immer noch aktiv und unterstütz­t uns vor allem bei den Werbeanzei­gen und dem Sponsoring“, freut sich Nowak.

Und es gibt noch viel zu tun. Jetzt muss der Wagen für den Umzug fertig werden. Deshalb greift das Team ein paar Mal in der Woche zu Pinsel und Farbe, um den Schlepper fit zu machen. Thomas Fischer aus Miedering organisier­te einen Tieflader vom Lohnuntern­ehmen Sturm, den der ORCC kostenlos nutzen darf. Den Schlepper dazu stellt er selbst zur Verfügung. Auf seinem Hof in Miedering wird der Wagen aufgebaut, mit Holz verkleidet und bemalt. Und am Faschingsd­ienstag um 14 Uhr ist der ORCC dann beim Umzug „On

Air“.

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Ehrenpräsi­dent Wolfgang Dietrich freut sich mit Prinzessin Lena I. und Prinz Valentin I. und applaudier­t seinem ORCC. Die neue Trainerin Magdalene Steffens (Mitte) ist stolz auf ihre Kindergard­e. Ihren Auftritt beim Schwarz Weiß Ball haben sie mit...
 ?? Fotos: Udo Koss, Sabine Roth ?? Der ORCC – hier beim Ball der Junggeblie­benen in Friedberg – präsentier­t sich frisch, witzig und vielseitig. „On Air auf Sendung“heißt sein Programm.
Fotos: Udo Koss, Sabine Roth Der ORCC – hier beim Ball der Junggeblie­benen in Friedberg – präsentier­t sich frisch, witzig und vielseitig. „On Air auf Sendung“heißt sein Programm.
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