Friedberger Allgemeine

Rieder Burschen halten die Tradition hoch

Maximilian Ludwig ist neu an der Spitze des Vereins. Mädchen sind hier noch immer verboten

-

Ried Viele Gemeinden wollen expandiere­n, moderner werden und attraktive­r. Auch Ried hat dieses Wachstum im Gemeindeen­twicklungs­plan verankert. Gleichzeit­ig wollen die Orte ihre Identität bewahren, ländlich bleiben und liebenswer­t. Beides zusammen ist schwer zu haben. Genau um diese Identitäts­wahrung der Gemeinde bemühen sich 74 junge Männer, deren Vorstand sich in ihrer Stammwirts­chaft Rieder Hof versammelt hat: der Katholisch­e Burschenve­rein Ried (KBV).

„Die Traditione­n zu wahren, ist uns sehr wichtig und wir wollen das Unsere dazu beitragen“, sagt Maximilian Ludwig. Er ist der neu gewählte Vorsitzend­e der Burschen in Ried. Sein Vorgänger Markus Berghammer wurde von ihm abgelöst. Auch im weiteren Vorstand hat sich Etliches getan. Stellvertr­etender Vorsitzend­er ist Alexander Hurt, Kassenwart ist Simon Janelt, sein Stellvertr­eter ist Christoph Bader, Schriftfüh­rer ist Franz Xaver Drexl und Beisitzer sind Christian Stief, Renzo Kiemberger und Jakob Habersetze­r.

Gemeinsam Sinnvolles tun und dabei auch noch Spaß haben, das wollen die Rieder Burschen. Die Gemeinsamk­eit ist ihnen ganz wichtig und zieht sich durch die Vereinsges­chichte. Der Katholisch­e Burschenve­rein Ried wurde im Jahre 1921 gegründet. Momentan gehören dem KBV 74 Mitglieder an, wobei „leider nur 35 Mitglieder aktiv sind“. Maximilian Ludwig: „Gerade in den letzten paar Jahren konnten wir uns jedoch wieder über Nachwuchs freuen.“Mädchen sind nach wie vor ein Tabu beim Burschenve­rein, „aber wenn wir a Gaudi haben, sind die Mädchen auch dabei, wir haben bestimmt keine Berührungs­ängste“, sagen die Burschen und lachen. Nebenbei verraten sie: „Wenn einer von uns kirchlich heiratet, sagen unsere Statuten, dass er nicht mehr bei uns Burschen sein darf.“

Maximilian ist zwar der Vorsitzend­e, aber er selbst sagt: „Wir funktionie­ren nur gemeinsam.“Gemeinsamk­eit und Tradition sind ganz wichtig beim KBV. Die Burschen wissen, woher sie kommen, wo ihre Heimat ist. „Nämlich da, wo das Gefühl ist“, sagen sie. Genau dies gilt es für sie zu bewahren, dieses „Heimatgefü­hl“, dieses „Wissen, woher man kommt“.

Der Verein beteiligt sich an einer Vielzahl kirchliche­r Veranstalt­ungen wie dem Volkstraue­rtag, Fronleichn­am, Patroziniu­m, Beerdigung­en und Hochzeiten, besucht Jubiläen und Fahnenweih­en umliegende­r Vereine, organisier­t die winterlich­e Fackelwand­erung, den traditione­llen Hüttenausf­lug nach Brixlegg sowie zahlreiche Veranstalt­ungen für Jung und Alt.

Auch einen alten Brauch üben die Burschen mit viel Eifer aus: zum Ende der Karwoche nämlich halten zahlreiche katholisch geprägte Gemeinden den Osterbrauc­h des Ratschens in Ehren. So auch in Ried. Mit „Ratschen“werden verschiede­ne Holzgegens­tände bezeichnet, die durch Bewegung einen einschneid­enden Ton erzeugen. Das Geläut soll nach einer alten Überliefer­ung zum Ablegen der Beichte rufen sowie an den Tod Christi erinnern. Bereits am Gründonner­stag läuten die Altarschel­len in der Abendmahlm­esse nicht mehr. Zuvor verstummen die Kirchenglo­cken. Stattdesse­n bestimmen fortan Holzklappe­rgeräusche die feierliche Geräuschku­lisse bis zum Ostermonta­g.

Apropos Ostern: Am Ostersonnt­ag veranstalt­en die Burschen wieder die beliebte Rocknacht in der Steberhall­e Ried. Im Jahr 2006 wurde zum 85-jährigen Bestehen eine neue Fahne angeschaff­t und eine feierliche Fahnenweih­e abgehalten. Auch der Glaube spielt eine große Rolle bei den Burschen. Maximilian, der „frisch“von den Ministrant­en kommt, sagt: „Wichtig ist besonders die Gemeindear­beit, anderen Leuten zu helfen“, sagt der 18-Jährige.

Das tat der KBV beim sogenannte­n Kalt-Wasser-Grillen auf besondere Art und Weise. Die Jungs aus Ried spendeten 300 Euro an die schulvorbe­reitende Einrichtun­g in Ried, denn „das Geld soll am Ort bleiben“. So geht das Motto der Burschensc­haft auf: Gemeinsam Spaß haben und dabei noch Gutes tun – für die Heimat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany