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Am Montag hat der neue Fed-Chef Jerome Powell seinen Amtseid abgelegt. Er ist nicht zufällig im Amt. Was sich der US-Präsident vom Nachfolger Janet Yellens erhofft
Washington Ein neuer Kopf, aber nicht unbedingt ein neuer Kurs: Jerome Powell hat am Montag sein Amt an der Spitze der US-Notenbank Federal Reserve angetreten. Mit ihm setzt die US-Regierung auf ein hohes Maß an Kontinuität. USPräsident Donald Trump hatte Powell Anfang November nominiert. Von ihm ist nun zu erwarten, dass er die behutsame Zinspolitik seiner Vorgängerin Janet Yellen fortsetzt.
Powell gehört seit 2012 dem Gouverneursrat der Notenbank an. Yellen hat er in ihrem Kurs stets unterstützt. Bei der Präsentation seines Fed-Kandidaten im Rosengarten des Weißen Hauses hatte Trump den heute 65-Jährigen als „Konsensstifter für die vernünftige Geldpolitik, an die er glaubt“präsentiert. Die Personalentscheidung des Präsidenten kann als Ausdruck seines Wunsches nach einer weiter lockeren Geldpolitik gedeutet werden. Trump hat deutlich gemacht, dass er sich niedrige Zinsen zur Stimulierung der US-Wirtschaft wünscht.
Für Yellen, die er im Wahlkampf noch als Erfüllungsgehilfin von Präsident Barack Obama gescholten hatte, hat Trump seit seinem Amtsantritt viele warme Worte gefunden. So lobte er sie als „wunderbare Frau, die einen blendenden Job gemacht“habe. Zwar schraubte die Fed seit Trumps Wahlsieg den Leitzins mehrmals hoch, aber nur in moderatem Ausmaß.
Powell, ein steinreicher früherer Finanzinvestor, gehört zwar parteipolitisch einem anderen Lager an als Yellen – sie ist Demokratin, er Republikaner. Für ihre Zusammenarbeit war dies aber kein Problem. Powell handelte sich den Ruf einer „Taube“ein, weil er Yellens moderaten Zinskurs unterstützte. Zugleich trug er die vorsichtige Reduzierung des gigantischen Anleihekaufprogramms mit, mit dem die Notenbank nach der Finanzkrise 2008 die US-Wirtschaft gestützt hat.
Powell genießt den Ruf eines Moderaten, der seine Entscheidungen gründlich abwägt und seine Worte sorgfältig wählt – Eigenschaften, die ihm den Job als Fed-Direktor erleichtern werden. Schließlich können auf dieser mächtigen Position selbst kleine verbale Ausrutscher Börsenturbulenzen auslösen. Powell ist erste Fed-Chef seit Jahrzehnten ohne Abschluss in Wirtschaftswissenschaften. Er bringt aber Berufserfahrung nicht nur aus den Finanzmärkten, sondern auch aus dem Regierungsapparat mit. Der dreifache Vater stammt aus der Hauptstadt Washington und studierte an der Eliteschmiede Princeton in Neuengland, bevor er an der Georgetown University in seiner Heimatstadt einen Jura-Abschluss machte. Danach wurde er Investmentbanker.
Im Jahr 1990 wechselte Powell ins Finanzministerium. Später stieg er bei der Anlagefirma Carlyle Group ein und machte ein Vermögen. Es liegt nach Zeitungsberichten bei bis zu 55 Millionen Dollar.
Von Powell verspricht sich Trump zumindest in einem Punkt eine gewisse Neujustierung – nämlich die Bereitschaft, bei Lockerungen der nach der Finanzkrise eingeführten Bankenregulierungen mitzumachen. Powell werde den Präsidenten wahrscheinlich bei diesem Vorhaben unterstützen, sagten Insider der Washington Post.
Virginie Montet, afp