Friedberger Allgemeine

„Der Sport soll nicht politisch sein!“

Wie Funktionär­e vor Ort die Forderung des Präsidente­n von Eintracht Frankfurt sehen, dass Mitglieder der AfD in seinem Verein keinen Platz haben sollen

- VON DANIEL WEBER

Dasing/Kissing/Mering Peter Fischers Aussage polarisier­t. Der Präsident von Eintracht Frankfurt machte deutlich, dass AfD-Wähler keinen Platz in seinem Fußballver­ein haben. „Unsere Satzung sagt ganz klar: Wehret den Anfängen von Rassismus, Herabsetzu­ng, Ausgrenzun­g und Antisemiti­smus’“, verkündete er. Die Weltanscha­uung der AfD sei damit nicht vereinbar. Praktisch kann zwar nicht festgestel­lt werden, wer die Partei wählt – das verhindert allein schon das Wahlgeheim­nis. Aber offen soll in Fischers Augen kein Vereinsmit­glied von Eintracht Frankfurt mehr zur AfD stehen.

Dass diese Äußerung nicht von allen Seiten gern gehört wird, war zu erwarten. Nicht nur die AfDWähler selbst, auch von anderen Seiten gab es kritische Stimmen zu den Äußerungen des Frankfurte­r Vereins-Präsidente­n.

Der Leiter der Fußballabt­eilung des TSV Dasing, Mike Schaeffer, sieht die Sachlage etwas differenzi­erter. „Sport soll nie politisch werden“, fordert er. Fußball dürfe ebenso wenig wie jede andere Sportart als Plattform missbrauch­t werden, um politische Gesinnunge­n zu verbreiten. Man müsse stets neutral bleiben. Deswegen wolle er ebenso wie Fischer niemanden sehen, der auf dem Rasen für die AfD wirbt. Aber wenn explizit AfD-Wähler ausgeschlo­ssen werden, sei das auch eine Form von Diskrimini­erung. Es sei aus sportliche­r Sicht egal, ob ein Vereinsmit­glied mit der AfD sympathisi­ere. Nur wenn fremdenfei­ndliche oder rassistisc­he Meinungen geäußert werden, werde eine Grenze überschrit­ten.

Mario Borrelli, Abteilungs­leiter für Fußball beim Kissinger SC, pflichtet ihm bei: „Es ist traurig, dass wir uns in der heutigen Zeit noch immer mit Themen wie Rassismus beschäftig­en müssen. Besonders im Sport, denn ein Teil des Sports ist es, weltoffen zu sein.“Schließlic­h gehe es dabei nicht nur um körperlich­e Leistungen, sondern auch um eine faire Einstellun­g. „Sport und Politik müssen getrennt werden“, findet Mario Borrelli ebenfalls. Wer in ei- nem Fußballver­ein politisier­t, sei am falschen Ort. Dass Fischer keine AfD-Wähler im Fußball haben wolle, sehe er dennoch kritisch. Nur weil jemand sich mit einer bestimmten Partei identifizi­ert, sollte er noch nicht ausgeschlo­ssen werden, auch das fordere die Trennung von Sport und Politik. Wenn ein Vereinsmit­glied mit seinen politische­n Ansichten hausieren gehe, passe das nicht in den Sport. Das müsse aber für alle Parteien gleicherma­ßen gelten. Und für rassistisc­he Parolen – egal aus wessen Munde – sei auch kein Platz im Fußball, so der Kissinger Funktionär.

Ähnlich sieht es Georg Resch, der Präsident des SV Mering. „Wir haben in unserem Verein satzungsge­mäß festgelegt, dass weder Partei- noch Religionsz­ugehörigke­it über die Mitgliedsc­haft beim MSV entscheide­n“, so der Politiker, der für die CSU im Meringer Gemeindera­t sitzt. Keiner kontrollie­re beim SV Mering bei der Aufnahme eines Neumitglie­ds das Parteibuch, führte Resch weiter aus. „Alle Parteien, die verfassung­srechtlich anerkannt sind, gehören zur Demokratie, das ist halt so“, sagte der MSV-Präsident. Nur wer Trainer im Jugendbere­ich sei, müsse mit einem Führungsze­ugnis Auskunft darüber geben, ob er als Trainer unbedenkli­ch sei, ließ Resch weiter wissen.

Wenngleich es geteilte Meinungen zu Fischers Haltung gibt, hat dieser seinen Verein dennoch hinter sich. Mit 99 Prozent wurde er von der Mitglieder­versammlun­g erneut als Präsident bestätigt.

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Mike Schaeffer
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Mario Borrelli
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Georg Resch

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