„Der Sport soll nicht politisch sein!“
Wie Funktionäre vor Ort die Forderung des Präsidenten von Eintracht Frankfurt sehen, dass Mitglieder der AfD in seinem Verein keinen Platz haben sollen
Dasing/Kissing/Mering Peter Fischers Aussage polarisiert. Der Präsident von Eintracht Frankfurt machte deutlich, dass AfD-Wähler keinen Platz in seinem Fußballverein haben. „Unsere Satzung sagt ganz klar: Wehret den Anfängen von Rassismus, Herabsetzung, Ausgrenzung und Antisemitismus’“, verkündete er. Die Weltanschauung der AfD sei damit nicht vereinbar. Praktisch kann zwar nicht festgestellt werden, wer die Partei wählt – das verhindert allein schon das Wahlgeheimnis. Aber offen soll in Fischers Augen kein Vereinsmitglied von Eintracht Frankfurt mehr zur AfD stehen.
Dass diese Äußerung nicht von allen Seiten gern gehört wird, war zu erwarten. Nicht nur die AfDWähler selbst, auch von anderen Seiten gab es kritische Stimmen zu den Äußerungen des Frankfurter Vereins-Präsidenten.
Der Leiter der Fußballabteilung des TSV Dasing, Mike Schaeffer, sieht die Sachlage etwas differenzierter. „Sport soll nie politisch werden“, fordert er. Fußball dürfe ebenso wenig wie jede andere Sportart als Plattform missbraucht werden, um politische Gesinnungen zu verbreiten. Man müsse stets neutral bleiben. Deswegen wolle er ebenso wie Fischer niemanden sehen, der auf dem Rasen für die AfD wirbt. Aber wenn explizit AfD-Wähler ausgeschlossen werden, sei das auch eine Form von Diskriminierung. Es sei aus sportlicher Sicht egal, ob ein Vereinsmitglied mit der AfD sympathisiere. Nur wenn fremdenfeindliche oder rassistische Meinungen geäußert werden, werde eine Grenze überschritten.
Mario Borrelli, Abteilungsleiter für Fußball beim Kissinger SC, pflichtet ihm bei: „Es ist traurig, dass wir uns in der heutigen Zeit noch immer mit Themen wie Rassismus beschäftigen müssen. Besonders im Sport, denn ein Teil des Sports ist es, weltoffen zu sein.“Schließlich gehe es dabei nicht nur um körperliche Leistungen, sondern auch um eine faire Einstellung. „Sport und Politik müssen getrennt werden“, findet Mario Borrelli ebenfalls. Wer in ei- nem Fußballverein politisiert, sei am falschen Ort. Dass Fischer keine AfD-Wähler im Fußball haben wolle, sehe er dennoch kritisch. Nur weil jemand sich mit einer bestimmten Partei identifiziert, sollte er noch nicht ausgeschlossen werden, auch das fordere die Trennung von Sport und Politik. Wenn ein Vereinsmitglied mit seinen politischen Ansichten hausieren gehe, passe das nicht in den Sport. Das müsse aber für alle Parteien gleichermaßen gelten. Und für rassistische Parolen – egal aus wessen Munde – sei auch kein Platz im Fußball, so der Kissinger Funktionär.
Ähnlich sieht es Georg Resch, der Präsident des SV Mering. „Wir haben in unserem Verein satzungsgemäß festgelegt, dass weder Partei- noch Religionszugehörigkeit über die Mitgliedschaft beim MSV entscheiden“, so der Politiker, der für die CSU im Meringer Gemeinderat sitzt. Keiner kontrolliere beim SV Mering bei der Aufnahme eines Neumitglieds das Parteibuch, führte Resch weiter aus. „Alle Parteien, die verfassungsrechtlich anerkannt sind, gehören zur Demokratie, das ist halt so“, sagte der MSV-Präsident. Nur wer Trainer im Jugendbereich sei, müsse mit einem Führungszeugnis Auskunft darüber geben, ob er als Trainer unbedenklich sei, ließ Resch weiter wissen.
Wenngleich es geteilte Meinungen zu Fischers Haltung gibt, hat dieser seinen Verein dennoch hinter sich. Mit 99 Prozent wurde er von der Mitgliederversammlung erneut als Präsident bestätigt.