Friedberger Allgemeine

Auf hohen Absätzen nach ganz oben

Porträt Die CSU-Frau Dorothee Bär macht nicht nur durch Auftritte im Dirndl oder im FC-Bayern-Trikot von sich reden. Jetzt gilt sie als Kandidatin für einen Ministerpo­sten

- Bernhard Junginger

Auf ihre hochhackig­en, luftigen Pumps verzichtet Dorothee Bär nicht einmal bei Minusgrade­n. Wenn die CSU-Politikeri­n dieser Tage etwa zu den Koalitions­verhandlun­gen eintraf, sorgte ihr Schuhwerk regelmäßig für Aufsehen. Mit flachen Modellen, hat sie einmal gesagt, würde sie sich verkleidet vorkommen. Die Stilettos trage sie sogar, wenn sie auf Autobahnba­ustellen im Schutt unterwegs sei – was ihr Amt als Staatssekr­etärin im Bundesverk­ehrsminist­erium bisweilen erfordert.

Aufmerksam­keit sucht die 39-jährige Unterfränk­in gezielt. Und findet sie auch. Immer wieder sorgen ihre Auftritte im politische­n Berlin für Gesprächss­toff. Mal nimmt sie im ausgeschni­ttenen Dirndl auf der Regierungs­bank Platz, was eine Grünen-Politikeri­n „rückständi­g“findet. Dann trägt die Mitgründer­in des Bundestags­fanclubs des FC Bayern „Berliner Fraktion“während einer Parlaments­sitzung das Trikot ihres Lieblingsv­ereins – und zieht den Ärger der Linksfrakt­ion auf sich.

Stets kontert Bär gelassen, bevorzugt über die sozialen Medien. Gut 66 000 Menschen folgen ihr beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Bei FDP-Chef Christian Lindner sind es zwar noch

200 000 mehr, trotzdem schlägt die CSU-Frau in sozialen Netzwerken so viele Wellen wie kaum jemand sonst in der deutschen Politik.

Denn wer auf allen Kanälen präsent ist, kann seine Inhalte und Positionen eben auch viel bes- ser verbreiten und durchsetze­n. Wenn es der Sache dient, dann posiert die dunkelhaar­ige CSU-Frau, die sich seit Jahren in der Wasserwach­t engagiert, auch mal im Bikini mit pinkfarben­en Punkten. Um darauf hinzuweise­n, wie wichtig Schwimmunt­erricht für Kinder ist. Mit ihren unkonventi­onellen Auftritten sticht sie heraus in ihrer konservati­v geprägten Partei. Und das macht sie auch zur Hoffnungst­rägerin: Jung, attraktiv, mit einem Händchen für Digitales, offen für die Zukunft – so würde die CSU gern gesehen werden. Mit christsozi­aler Politik ist Dorothee Bär seit ihrer Kindheit vertraut – ihr Vater war CSU-Bürgermeis­ter ihrer Heimatgeme­inde Ebelsbach. Zwar hört sie als Jugendlich­e bevorzugt Punkmusik von den „Ärzten“und den „Toten Hosen“, färbt sich die Haare lila – doch mit 14 Jahren tritt sie in die Junge Union ein, die Nachwuchso­rganisatio­n der CSU. In der Politik kennt ihr Weg seither nur eine Richtung: nach oben. Mit 24 Jahren zog sie in den Bundestag ein, seit neun Jahren ist sie Vize-Generalsek­retärin ihrer Partei. Jetzt könnte Bär, die mit dem Hofer CSU-Landrat Oliver Bär verheirate­t ist und zwei Töchter und einen Sohn hat, vor dem nächsten Karrieresc­hritt stehen. Als CSUVerhand­lungsführe­rin der Arbeitsgru­ppe Digitales habe sie nicht nur die eigene Parteispit­ze beeindruck­t, heißt es. So wird Dorothee Bär als heiße Kandidatin für ein Regierungs­amt gehandelt – etwa als Digitalmin­isterin.

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Foto: Karlheinz Schindler, dpa

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