Friedberger Allgemeine

Kirche handelte leichtfert­ig

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger allgemeine.de

Wer genau in welchem Maße verantwort­lich für den Finanzskan­dal im Bistum Eichstätt ist, wird das Gericht klären. Dennoch: In diesem Fall geht es nicht nur um Schuld oder Versagen Einzelner, es geht auch um das institutio­nelle Versagen der katholisch­en Kirche. Weil diese sich verschloss­en gab, was ihre tatsächlic­hen Vermögensv­erhältniss­e betrifft, und so keine Kontrolle ermöglicht­e. Weil erst Skandale sie zum Umsteuern brachten. Vor allem aber, weil sie sich im überaus komplexen Bereich der Finanzen vielerorts viel zu lange auf Geistliche verließ. Die jedoch waren und sind in erster Linie Geistliche, keine Finanzexpe­rten.

Dies hat man in anderen Bistümern früher begriffen als im Bistum Eichstätt. Dass man dort dank einer „Transparen­zoffensive“auf die fragwürdig­en Geschäfte eines Mitarbeite­rs gestoßen ist und ihn anzeigte, muss man allerdings anerkennen. Zugleich veranschau­licht der Finanzskan­dal, wie leichtfert­ig die Kirche teilweise mit ihrem Vermögen bis vor kurzem noch umging. In Eichstätt mag zwar ein Bistumsmit­arbeiter mit kriminelle­r Energie gehandelt haben, der ihm übergeordn­ete Leitende Finanzund Baudirekto­r aber war völlig außerstand­e, ihn zu kontrollie­ren – und kontrollie­rte sich als Domdekan zudem gewisserma­ßen selbst.

Die Kirche, die mit Kirchenste­uer-Millionen oder Spenden operiert, bezahlt teuer dafür – nicht zuletzt mit einem weiteren schweren Imageschad­en. Bitter ist das vor allem für die Gläubigen. Sie müssen erwarten können, dass die Kirche sorgsam mit Geld umgeht. Dieses soll schließlic­h in Seelsorge oder karitative Einrichtun­gen fließen.

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