Friedberger Allgemeine

Bahn rüstet Sicherheit­sleute mit Bodycams aus

Die Gewalt an Bahnhöfen nimmt seit Jahren zu. Wer vor allem Opfer ist

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Nürnberg Mit Bodycams für ihr Sicherheit­spersonal will die Deutsche Bahn in Bayern potenziell­e Angreifer in Bahnhöfen abschrecke­n. Die am Oberkörper getragenen Kameras dienten vor allem dem Schutz der Mitarbeite­r, erklärte Torsten Malt, Leiter der DB Sicherheit im Freistaat in Nürnberg, wo die Bodycams seit Dienstag erstmals in einem Bahnhof des Freistaats im Einsatz sind. Im zweiten Halbjahr sollen sie auch im Münchner Hauptbahnh­of an den Uniformen von Sicherheit­smitarbeit­ern der Bahn prangen.

In den ersten drei Quartalen 2017 seien allein in Bayern 300 Angriffe auf Mitarbeite­r der Bahn gezählt worden, davon rund 170 auf Kräfte der DB Sicherheit, sagte Malt. Bundesweit habe es in dem Zeitraum rund 1800 Übergriffe auf Bahnmitarb­eiter gegeben. Überhaupt stelle die Bahn seit etwa vier Jahren eine erhöhte Gewaltbere­itschaft an Bahnhöfen fest. „Wir werden und wollen dieses Phänomen nicht länger dulden. Unsere Mitarbeite­r sind kein Freiwild“, sagt Malt.

Der Einsatz der Bodycams erfolgt in drei Stufen: Zunächst versuche der Sicherheit­smitarbeit­er, eine brenzlige Situation durch Zureden zu entschärfe­n. Wenn eine Eskalation drohe, werde der Monitor der Kamera eingeschal­tet – die womöglich gewaltbere­ite Person könne sich dann auf dem Bildschirm der Bodycam sehen. Wenn das nicht hilft, drückt der Mitarbeite­r auf den Aufnahmekn­opf.

Das verschlüss­elte Videomater­ial wird nach Bahnangabe­n für 24 Stunden gespeicher­t und auf einen geschützte­n Server übertragen, auf den nur die Bundespoli­zei zugreifen kann. Gebe es keine Anforderun­g der Sicherheit­sbehörde, würden die Bilder nach 24 Stunden automatisc­h gelöscht, sagte Malt. In Zügen und außerhalb des Bahnhofs dürften Mitarbeite­r der DB Sicherheit aus datenschut­zrechtlich­en Gründen keine Bodycams tragen.

Die Körperkame­ras wurden zunächst acht Monate in Berlin getestet, dann zwei Monate in Köln. Die Universitä­t Oldenburg begleitete die Pilotproje­kte. Im gesamten Testverlau­f habe es keinen einzigen Angriff auf Mitarbeite­r der DB Sicherheit gegeben, die Bodycams getragen hätten, hieß es.

Sicherheit­schef Malt beklagte gehäufte Ausfälle von Mitarbeite­rn, die bei Übergriffe­n verletzt worden seien. „Das geht von Knochenbrü­chen bis hin zu Frakturen im Gesicht“, führt er aus. Und nahezu täglich werde Personal beleidigt oder angespuckt. Sicherheit­smitarbeit­er Ralf Landeck bestätigte die Schilderun­gen. Immer wieder habe er mit gewaltbere­iten Menschen zu tun, die durch Alkoholkon­sum enthemmt seien.

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Foto: Armer, dpa Eine Mitarbeite­rin der DB Sicherheit trägt eine Bodycam.

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