Finger weg vom Spiel mit Namen!
Zu den vielen Dingen, die ein junger Journalist lernen muss, gehört auch: Spiele nie mit Namen! Nie – und zu allerletzt in Überschriften. Warum der Altjournalist diese Regel dem Lehrling derart einbläut? Weil die Versuchung zu groß ist, damit zu jonglieren. Soraya Scheifele, Axel Haar, Johnny Walker und Rudi Ment – was ließe sich damit nicht alles anstellen. Am Ende aber hätten auch die schönsten Geistesblitze den Rotstift des Redaktionsleiters wegen Kalauerund Absturzgefahr nicht überstanden. Ach hätte man nur Florist oder Friseur gelernt! Florist Gump, Barber Streisand – alles erlaubt.
Umso mehr freut sich der Redakteur, wenn er auch mal darf. Vor kurzem haben Chinese Tsang Ho Yin Titus und seine Frau Leung Yee Mei ihre Tochter Giesing getauft. Fußballferne Schichten und Konsumenten asiatischer Beruhigungstinkturen mögen darüber die Achsel zucken, aber Giesing hat nicht nur das Zeug zum chinesischen Vornamen, sondern ist auch Heimat der Münchner Löwen. Und nur aus diesem Grund hat der chinesische Sechzger Tsang seine Tochter Giesing getauft. Tsang Tsz Wing Giesing – da lässt sich einiges machen, wenn es über sechs Zeitungsspalten geht. Nun hat Kent Solheim aus Norwegen für Einspalter nachgelegt. Ynwa – sprich: Ünwa – heißt die Tochter des Norwegers. Kent trägt den FC Liverpool im Herzen und damit auch die Vereinshymne „You’ll never walk alone“. Aus den Anfangsbuchstaben der Zeile ist Ynwa entstanden, was phonetisch nicht zu unterscheiden ist vom gebräuchlichen norwegischen Vornamen Ynwa. Hat die Kleine noch mal Glück gehabt.
Man stelle sich vor, der hingebungsvolle Kent wäre Anhänger des 1. FC Köln. Aus dessen Vereinshymne ließe sich problemlos ein entfernt norwegisch klingendes Merstonzodir bilden – Kölsch: Wir stehen zu dir. Alles zusammen gerührt und geschüttelt: Merstonzodir auf Giesing, dazu Axel Haar und abends Jonny Walker – aber wird dürfen ja nicht.