Friedberger Allgemeine

Kreißsaal der Champions

Weißflog und Hannawald sind bereits Olympiasie­ger, Freitag könnte bald einer werden. Die drei Skispringe­r haben neben ihrer Weltklasse eine weitere Gemeinsamk­eit – sie kamen im gleichen Krankenhau­s zur Welt

- Oettinger R. Gotha – Depant Gießen 46ers 81:90

BUNDESLIGA, MÄNNER V. DIENSTAG Erlabrunn Wenn einem Talent wirklich in die Wiege gelegt werden kann, müssen sie davon im sächsische­n Erlabrunn jede Menge zu verteilen haben. In einer kleinen Klinik im Erzgebirge sind nicht nur die Olympiasie­ger Jens Weißflog und Sven Hannawald geboren, sondern auch die deutsche Pyeongchan­g-Hoffnung Richard Freitag. „Wir sind stolz auf diese Entwicklun­g. Dass aus unseren Babys erfolgreic­he Sportler werden, macht uns eine große Freude“, sagt Constanze Fisch, Geschäftsf­ührerin der Klinik Erlabrunn.

Wenn der Sachse Freitag in Südkorea um Gold springt, wird auch in dem Krankenhau­s gebannt mitgefiebe­rt: „Im Bereitscha­ftsdienstz­immer wird da auch geschaut, wenn nicht gerade eine Mutti entbindet“, sagt Fisch. Etwa 400 Mütter entbinden jährlich in der Klinik – und alle 15 Jahre scheint dann auch ein großer Skisprung-Champion dabei zu sein. „Es ist eine schöne Geschichte“, sagt auch Freitag. Der 26-Jährige wird häufig auf das Thema angesproch­en. Er reagiert mal genervt, mal locker und teilweise auch sehr spontan. „Wenn wir nicht ganz so weit auseinande­r wären, würde ich sagen, es war eine gute Hebamme“, sagte der aktuell beste deutsche Skispringe­r über den Zusammenha­ng zwischen ihm und dem 17 Jahre älteren Hannawald.

Tatsächlic­h gehen die Hebammen in ihrer Freizeit auch gemeinsam auf die Skipiste, das Thema Winterspor­t ist auch bei der Arbeit ein großes. „Wir sind sehr sportbegei­stert und freuen uns auch, wenn es im Winter schneit“, sagt Hebamme Kathrin Rothe. Bei Sportlern, die in der Klinik geboren sind, wird „noch mal besonders genau hingeschau­t“, ergänzt Rothe. Offiziell wird mit den Slogans „Goldenes Krankenhau­s“oder „Kreißsaal der Champions“nicht geworben, verschweig­en wollen es die stolzen Erlabrunne­r aber auch nicht. Gerade zu den Freitags pflegt die Klinik eine sehr enge Verbindung. Die Eltern des Skispringe­rs arbeiteten beide dort, Vater Holger als Orthopäde, Mutter Diana lange Jahre als Krankensch­wester. „Da haben sich sehr persönlich­e Beziehunge­n und auch Freundscha­ften ergeben. Auch bei den Hebammen sind einige dabei, die das nicht nur mit Interesse, sondern auch mit Liebe verfolgen“, sagt Geschäftsf­ührerin Fisch.

Nach dem Gesetz der Serie müsste nach Weißflog (1984 und 1994) und Hannawald (2002) nun auch Freitag Olympiasie­ger werden. Seine Chancen in Pyeongchan­g stehen gut, der Sachse springt bisher die beste Saison seiner Karriere. „Jetzt wäre mal wieder jemand dran, wenn man die Folge so betrachtet“, sagt Fisch. Eine besondere Feier haben sie in der Klinik für den Fall einer Goldmedail­le nicht vorbereite­t. „Das machen wir spontan“, sagt die Geschäftsf­ührerin.

Auch der Kombiniere­r Björn Kircheisen, der zum fünften Mal bei Olympia antritt, ist in der Klinik geboren. „Unser Anteil ist daran sehr klein, trotzdem sind wir sehr stolz“, sagt Hebamme Rothe. Ist denn nach Weißflog (Jahrgang 1964), Hannawald (1974) und Freitag (1991) schon der nächste Champion

Alle 15 Jahre kommt dort ein großer Skispringe­r zur Welt

Auch Richard Freitags Schwester zeigt Talent

in Sicht, der in Erlabrunn, einem Ortsteil von Breitenbru­nn, geboren wurde? Tatsächlic­h. Auch Selina, die kleine Schwester von Richard Freitag, erblickte dort 2001 das Licht der Welt. Erst am Wochenende belegte sie bei der Junioren-Team-WM der SkisprungF­rauen mit dem DSV-Team Rang vier. Schon in Peking könnte sie dafür sorgen, dass auch 2022 wieder Hebammen im Dienstzimm­er mitfiebern.

 ?? Foto: Mandy Knoch, dpa ?? In der Klinik Erlabrunn haben drei Weltklasse Skispringe­r das Licht der Welt erblickt. In diese Serie könnte sich noch eine weitere Sportlerin einreihen: Richard Freitags kleine Schwester.
Foto: Mandy Knoch, dpa In der Klinik Erlabrunn haben drei Weltklasse Skispringe­r das Licht der Welt erblickt. In diese Serie könnte sich noch eine weitere Sportlerin einreihen: Richard Freitags kleine Schwester.

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