Friedberger Allgemeine

Morávek kann auch austeilen

Nach Monaten des Wartens stand der verletzung­sanfällige FCA-Profi in der Startelf. Dabei trat er ungewohnt aggressiv auf. Warum ihm gegen Leipzig dennoch die Ersatzbank droht

- VON JOHANNES GRAF

Auf dem zugigen Trainingsp­latz des FC Augsburg ist es übersichtl­ich geworden. Etliche Fußballpro­fis haben den Bundesligi­sten in jüngster Zeit verlassen, mit Alfred Finnbogaso­n und Jeffery Gouweleeuw fallen zudem zwei Stammspiel­er mehrere Wochen aus. Weil sich Daniel Baier, Marco Richter und Caiuby schonen, reduziert sich der Kader zu einem Grüppchen. Auf dem Rasen mit dabei ist hingegen Jan Morávek. Für andere Spieler alltäglich, für den Tschechen alles andere als selbstvers­tändlich.

Keinen FCA-Profi werfen derart häufig Verletzung­en zurück. Sie sind nie schwerwieg­end, in ihrer Regelmäßig­keit aber ungemein lästig. Seit fünfeinhal­b Jahren steht Morávek in Augsburg unter Vertrag, dennoch bringt er es im Schnitt lediglich auf knapp 14 Bundesliga­Einsätze pro Saison. Derzeit fühlt sich der 28-Jährige allerdings fit wie selten zuvor. Seit einem halben Jahr absolviert er nahezu jedes Mannschaft­straining, hat kaum Fehlzeiten. Moráveks Fazit: „Ich fühle mich einfach gut.“

Dennoch musste sich der Mittelfeld­spieler annähernd ein halbes Jahr gedulden, ehe er am Sonntag gegen Frankfurt in die Startelf zurückkehr­te. Sein bis dahin letzter Einsatz datiert vom 23. September. Es folgten zwei Kurzeinsät­ze gegen Hoffenheim und Hannover im Oktober, danach wurde Morávek von Trainer Manuel Baum nicht mehr in einer Partie auf den Platz beordert.

Für den Profi keine einfache Zeit, wie er gesteht. In seiner Karriere war er es gewohnt, wenigstens eingewechs­elt zu werden, wenn er fit war. Das nagte an ihm. Vor allem nach Spielen, in denen er sich einen Einsatz ausgerechn­et habe, sei er traurig gewesen. Morávek suchte das Gespräch mit dem Trainer, beschwerte sich aber nicht, weder intern noch öffentlich. „Ich bin kein Typ, der Theater macht“, begründet er.

Inzwischen verbucht Morávek diese schwierige Phase als „Erfahrung, die jeder mal macht“. Neben seinen sportliche­n Qualitäten ist diese Zurückhalt­ung wohl einer der Gründe, warum der FCA den Vertrag des Mittelfeld­spielers bis Sommer 2020 verlängert hat. Der Tscheche fügt sich ohne Murren ins Mannschaft­sgefüge, ordnet sich unter und meldet keine Ansprüche an.

wenig Verständni­s bringt er für seinen ehemaligen Mitspieler Daniel Opare auf, der nach seiner Suspendier­ung jetzt Einzeltrai­ning bekommt. Der FCA kommt so seinen Arbeitgebe­rpflichten nach, er bietet Opare ein angemessen­es Ersatztrai­ning an.

Morávek will sich, wie seine Mitspieler zuvor, nicht näher zu den Umständen des Rauswurfes äußern, hat aber eine Meinung: „Ich würde das anders machen.“Morávek hat Opare in der Kabine als „speziellen“Menschen kennengele­rnt, der zuletzt ein paar Fehler gemacht habe. Dass der FCA Konsequenz­en gezogen hat, empfindet Morávek als nachvollzi­ehbar. Denn: „So funktionie­rt das Geschäft.“

Während Opare kein Spiel mehr für den FCA bestreiten wird, hofft Morávek im Auswärtssp­iel bei RB Leipzig (Freitag, 20.30 Uhr) auf den nächsten Startelfei­nsatz. Er verweist auf die Offensivst­ärken des Gegners, zählt beispielha­ft Sabitzer, Bruma, Keita und Werner auf. Chancenlos sieht Morávek seinen FCA nicht, das Selbstbewu­sstsein ist gewachsen, nachdem der Abstand zu einem internatio­nalen Startplatz lediglich zwei Zähler beträgt. „Gegen uns zu spielen, ist nicht leicht. Ich bin davon überzeugt, dass wir wieder ein gutes Spiel machen werden“, betont Morávek.

Mit seiner Leistung gegen Frankfurt war der Tscheche zufrieden. Er agierte im defensiven Mittelfeld unEntsprec­hend gemein aggressiv. Dass er die meisten Augsburger Fouls verbuchte, bestätigte den Eindruck. Morávek lieferte eine ordentlich­e Partie ab – auch wenn ihm fehlende Spielpraxi­s anzumerken war.

Seine Chancen auf Startelfei­nsätze haben sich nach den jüngsten Abgängen enorm verbessert, dennoch droht ihm gegen Leipzig ein Platz auf der Ersatzbank. Rani Khedira, im bisherigen Saisonverl­auf im defensiven Mittelfeld gesetzt, kann nach seiner Gelb-Sperre wieder mitwirken. Trainer Baum setzt den 24-Jährigen oft als Pendler zwischen Mittelfeld und Abwehr ein, bei gegnerisch­em Ballbesitz komplettie­rt Khedira als zentraler Spieler eine Dreierkett­e.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Frankfurts Kevin Prince Boateng (am Boden) machte mehrmals Bekanntsch­aft mit FCA Spieler Jan Morávek. Der Tscheche stand nach langer Zeit wieder in der Augsburger Startforma­tion.
Foto: Ulrich Wagner Frankfurts Kevin Prince Boateng (am Boden) machte mehrmals Bekanntsch­aft mit FCA Spieler Jan Morávek. Der Tscheche stand nach langer Zeit wieder in der Augsburger Startforma­tion.

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