New Yorker Musik made in Neusäß
Die Straßenband Scarafons spielt mit einem Orchester
Der Konzertsaal ist nicht ihre Welt. Als Straßenband spielen die Scarafons lieber bei Festen unter freiem Himmel. Doch für einen Auftritt zieht es das Blechbläserensemble jetzt in die Stadthalle Neusäß. Zusammen mit dem Münchner internationalen Orchester (MiO), einem studentischen Sinfonieorchester, präsentieren sie ein eigens dafür komponiertes Stück.
Die Idee für das Zusammenspiel hatten Mitglieder des Orchesters. Dirigent Uwe Sochaczewsky beauftragte den international erfolgreichen Jazz-Saxofonisten Martin Seiler, ein Stück für Ensemble und Orchester zu komponieren. „Ich sah es als Herausforderung, für diese Besetzung zu schreiben, weil es so gut wie keine Vorbilder gibt, an denen man sich orientieren kann“, sagt Seiler. Der Musiker lebt in New York und ist mit dem Klang der Stadt vertraut. So schrieb er das Werk „NYC – The Boroughs in Sound“, in dem er den Charakter einzelner Stadtteile musikalisch einzufangen versucht.
Dafür verbrachte Seiler jeweils zwei Wochen in Manhattan, Staten Island, Brooklyn, Queens und Bronx. Jedem der fünf Stadtteile ist ein Satz gewidmet. Während Manhatten eine Stimmung von Aufbruch in sich trage und gleichzeitig unerschütterlich erscheint, wirke Brooklyn lebendig und flexibel. Staten Island sei ein eigener, von New York entrückter Kosmos. Das zu vertonen war sein Ziel. „Ich habe über die Jahre gelernt, was auf welchem Instrument funktioniert und was nicht“, sagt Seiler, der neben Saxofon auch Querflöte, Klarinette und Klavier spielt. So entfallen im Stück die ruhigen Elemente auf das Orchester, die groovigen Teile spielt das Blechbläserensemble. Neben Jazz-Parts finden sich auch elegische und klassische Motive.
Die Scarafons, die sich vor vier Jahren als Ensemble der Stadtkapelle Neusäß gründeten, sind bekannt für ihren tanzbaren Sound. Mit Eigenkompositionen und Liedern aus den Musikrichtungen Funk, Blues oder Rock waren sie schon bei den Augsburger Sommernächten, beim Turamichele-Fest oder beim Festival der Kulturen zu hören. Vor einem halben Jahr begannen die Proben mit dem Münchner internationalen Orchester. Dessen Mitglieder erkunden musikalisch jedes Semester ein anderes Land. Ihr Repertoire umfasst klassische Werke, aber auch zeitgenössische Arrangements.
„Der klangliche Kontrast aus Blechbläsern, Percussion und einem Sinfonieorchester ist wirklich etwas Besonderes“, so Joachim Behr, der seit drei Jahren mit seinem Tenorsaxofon bei den Scarafons mitspielt. Als Streetband steht die Gruppe in der Tradition der amerikanischen Straßenkapellen, die nach dem Ende des Bürgerkrieges entstanden und in kleiner Besetzung bei Festen und Umzügen auftraten. Derzeit zählen die Scarafons dreizehn Mitglieder. Sie selbst waren noch nicht in der amerikanischen Metropole, aber einer ihrer Trompeter sei gebürtiger New Yorker, so Behr.
Bei ihren Auftritten ist die Gruppe immer in Bewegung, egal ob sie marschiert oder einer festen Choreografie folgt. Beim Stück mit dem Münchner Sinfonieorchester, das vor ausverkauftem Publikum am vergangenen Wochenende in München Premiere feierte, mussten sie darauf verzichten. „Mit 60 anderen Musikern auf der Bühne ist es einfach zu eng“, so Behr. Bewegung kommt aber nach dem gemeinsamen Stück ins Spiel, wenn erst das Orchester und anschließend die Scarafons allein auf der Bühne stehen.
OKonzert am Freitag, 9. Februar, um 19.30 Uhr in der Stadthalle Neusäß