Große Geschäfte mit dem Glauben
Die katholischen Fugger verdienten an der römischen Kirche. Heute weiß man: Auch die Welser handelten mit ihr, obwohl sie Sympathien für Martin Luther hegten
Dass die Fugger Wechselbriefe und Geld aus dem Ablasshandel der deutschen Bistümer zur Kurie nach Rom transportierten, ist bekannt. Auch, dass der Erzbischof von Magdeburg die Hälfte des Ablassgeldes für den Petersdom mit dem Segen der Kurie für sich und die Tilgung seiner 48000 Gulden schweren Schuld bei den Fuggern abzweigte.
Luther hingegen, erklärt der Bamberger Geschichtsprofessor Mark Häberlein beim Vortrag im Fugger-und-Welser-Erlebnismuseum, appellierte „an den christlichen Adel deutscher Nation“, keine Zinsen zu nehmen. Dass die Fugger nicht nur die Verbreitung der reformatorischen Schriften verhinderten, sondern mit Johannes Eck auch einen prominenten Gegner Luthers finanzierten, ist ebenfalls bekannt.
Weniger bekannt ist, dass auch die Welser in das Geschäft mit der Kurie involviert waren. Die enge Verbindung zwischen Kauf- und Kirchenleuten begann etwa 50 Jahre zuvor. Päpste aus italienischen Adelsfamilien planten, aus der seinerzeit „verschlafenen Kleinstadt“Rom eine Metropole zu machen. Sie handelten wie Fürsten und brauchten für ihre Geschäfte Finanzdienstleister. Beide Augsburger Familien hatten Kirchenmänner in Rom eingeschleust.
Doch die Verflechtungen der Welser mit Rom und auch mit dem von ihnen finanzierten Kaiser Karl V. werden wohl nie so gut erforscht sein wie die der Fugger. Als das Welser-Unternehmen 1614 bankrottging, so Häberlein, wurde das Firmenarchiv an Buchbinder vergeben, die die Papiere zerschnitten und für Einbände verwendeten. Bei Restaurierungen alter Dokumente der Studienbibliothek Dillingen tauchen manchmal Fetzen, seltener zusammenhängende Blätter auf, die den Welsern zugeordnet werden können. Die Zufallsfunde ergeben: Die Welser hatten ab 1510 eine Niederlassung in Rom, engagierten sich jedoch weniger im Ablasshandel als vielmehr bei der Rekrutierung und Auszahlung der Schweizergarde.
Ein Balthasar Merklein, Propst zu Waldkirch, wurde 1507 Reichsvizekanzler unter Kaiser Maximilian, sammelte jedoch auch kirchliche Titel. Er wurde Bischof von Konstanz, Hildesheim und Malta. Das kostete. Er wandte sich an den Augsburger Stadtschreiber Conrad Peutinger, einen Schwager der Welser, und versprach den Kaufleuten, im Gegenzug für einen Kredit Adelsprivilegien zu besorgen.
War die Konfessionszugehörigkeit wichtig bei diesen Geschäften? Der Professor weiß: „Für die Fugger schon. Das zeigen die antiprotestantischen Aktionen und ihre spätere Unterstützung des Jesuitenordens in Augsburg.“Bei Bartholomäus Welser hingegen sei immer noch nicht geklärt, ob er nicht selbst protestantisch war. Von Aufträgen der Kurie hielten ihn solche Sympathien jedenfalls nicht ab. Er wusste Geschäft und Glauben zu trennen.