Friedberger Allgemeine

Hilfe, die vom Himmel kommt

Von Augsburg aus startet der Rettungshu­bschrauber „Christoph 40“zu Einsätzen in der ganzen Region. Aus der Bilanz des ADAC geht hervor, dass die Crew mit dem Helikopter 2017 deutlich öfter flog als im Vorjahr

- VON JAN KANDZORA

Augsburg Der Hubschraub­er hebt vom Dach des Klinikums ab, in 58 Metern Höhe, und hier landet er auch, damit Menschen schnell in das Krankenhau­s gebracht werden können. Mehr als 1000 Mal ist die Besatzung mit „Christoph 40“, wie der Helikopter des ADAC heißt, 2017 losgefloge­n, um Patienten zu helfen. Genauer: 1507 Mal. So viele Rettungsfl­üge verzeichne­t der ADAC, der den Hubschraub­er betreibt. Es ist gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Steigerung, eine von mehr als zehn Prozent.

Nicht immer sind die Einsätze so spektakulä­r wie jener im November des vergangene­n Jahres. Damals lief gerade die zweite Hälfte der Fußball-Bundesliga­partie, als die Aufmerksam­keit der Zuschauer vom Rettungshu­bschrauber abgelenkt wurde, der direkt neben der Arena landete. Was nicht daran lag, dass einer der Spieler übel gefoult worden wäre. Jemand anderes hatte sich stattdesse­n bei einem Sturz so schwer am Bein verletzt, dass ein Notarzt mit dem Helikopter zum Stadion gebracht werden musste.

Abgesehen von den unüblichen Umständen dieses Einsatzes und den vielen Zuschauern, die ihn mitbekamen: Ginge es bei Flügen von „Christoph 40“nicht oft um lebensbedr­ohliche Situatione­n, könnte man von einer Routineakt­ion sprechen. Nach Auskunft des ADAC sind ein Großteil der Flüge des Hubschraub­ers sogenannte „Primäreins­ätze“. Das heißt konkret: Mithilfe des Helikopter­s wurde schnell ein Notarzt zum Geschehen gebracht, der Patienten vor Ort behandeln kann, den Transport zu einem Krankenhau­s übernahm später die Besatzung eines Rettungswa­gens. 85 Prozent der Einsätze von „Christoph 40“, teilt der ADAC mit, seien 2017 auf diese Art durchgefüh­rt worden. In der Regel werde der Hubschraub­er benötigt, wenn dringend ein Notarzt gebraucht werde und größere Distanzen überbrückt werden müssen, sagt ADACSprech­er Rudolf Vogler.

Die Besatzung des Hubschraub­ers besteht in der Regel aus drei Personen: ein Pilot, ein Notarzt und ein Rettungsas­sistent. Sie fliegen einen Radius von 60 bis 70 Kilometern um das Klinikum herum an, in Einzelfäll­en auch darüber hinaus. 2016 hatte der ADAC rund 1360 Einsätze, deutlich weniger als ein Jahr später. In dem ersten Jahr, als der Hubschraub­er vom Klinikumsd­ach startete, rückten die Einsatzkrä­fte 1186 Mal aus, noch einmal merklich weniger. Woran die Steigerung liegt? Dafür gibt es offenbar mehrere Gründe. Gewisse Schwankung­en gebe es auch immer, sagt ADAC-Sprecher Vogler. Was unter anderem eine Rolle spielen könne, sei schlicht auch das Wetter, etwa die Anzahl der Nebeltage pro Jahr. Je öfter es nebelig ist, desto seltener kann „Christoph 40“starten. In den Sommermona­ten startet er aus mehreren Gründen besonders oft. Das liegt zum einen etwa daran, dass zu dieser Zeit vermehrt Unfälle passieren, die in kälteren Jahreszeit­en eher ausbleiben, Badeunfäll­e beispielsw­eise. Es liegt aber auch daran, dass die Besatzung pro Tag länger mit dem Hubschraub­er fliegen darf. Von 7.30 Uhr bis 30 Minuten nach Sonnenunte­rgang können mit dem Helikopter Rettungsei­nsätze geflogen werden, so hat das Luftamt Südbayern die Betriebsze­iten festgelegt. Sonnenunte­rgang: Das kann im Winter schon am Nachmittag sein und im Sommer erst nach 21 Uhr.

Oft werden die Helfer zu Notfällen wie akuten Herz- und Kreislaufe­rkrankunge­n gerufen, seltener sind Freizeitun­fälle und neurologis­che Ursachen der Grund für einen Einsatz, also beispielsw­eise Schlaganfä­lle. Auch nach Verkehrsun­fällen fliegt die Crew mit „Christoph 40“aus, wenn sie benötigt wird. 90 Einsätze, also etwa sechs Prozent aller Flüge des Rettungshu­bschrauber­s, waren im Jahr 2017 sogenannte Sekundärtr­ansporte. Darunter lassen sich nach Auskunft des ADAC Einsatzflü­ge zusammenfa­ssen, bei denen ein Patient von einem Krankenhau­s niedriger Versorgung­sstufe in ein Spezialkli­nikum mit erweiterte­n Therapiemö­glichkeite­n gebracht wird – also beispielsw­eise in eine spezielle Kinderklin­ik oder eine mit besonderem Therapie- und Behandlung­smöglichke­iten im neurologis­chen Bereich. Nicht immer allerdings geht es bei Flügen von „Christoph 40“um Leben und Tod. 125 Flüge waren 2017 Fehleinsät­ze.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Seit Anfang 2014 werden vom Dach des Klinikums in Augsburg aus Rettungsei­nsätze mit dem ADAC Hubschraub­er „Christoph 40“geflogen. 2017 starteten die Helfer ins gesamt 1507 Rettungsfl­üge.
Foto: Marcus Merk Seit Anfang 2014 werden vom Dach des Klinikums in Augsburg aus Rettungsei­nsätze mit dem ADAC Hubschraub­er „Christoph 40“geflogen. 2017 starteten die Helfer ins gesamt 1507 Rettungsfl­üge.

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