In Deutschland Lebenserfahrung sammeln
Normalerweise leisten Deutsche ihren Freiwilligendienst gerne im Ausland ab. Diesmal ging es andersrum. Zum ersten Mal empfängt die Diözese Augsburg Freiwillige aus Peru. Was sie sich von ihrer Zeit hier erhoffen
Kürzlich sind zum ersten Mal Freiwillige aus Peru in Augsburg angekommen: Knapp einen Monat leben Yanina Durand und Jose Rojas jetzt in der Stadt. Die beiden kommen aus der Provinz Huaura, nördlich der peruanischen Hauptstadt Lima. Seit zehn Jahren schickt die Diözese Augsburg in Zusammenarbeit mit dem Weltwärts-Programm junge Menschen ins Ausland, die einen Freiwilligendienst ableisten wollen. Unter anderem auch in die Provinz Huaura. Bisher ging das Projekt nur in eine Richtung, aus Deutschland in den „globalen Süden“, wie der verantwortliche Pfarrer Ulrich Lindl erklärt. Die beiden Peruaner sind die ersten „Incoming“-Freiwilligen in Augsburg.
Seit einem knappen Monat leben Durand und Rojas jetzt in Augsburg. Ein Intensiv-Sprachkurs soll sie auf ihre Zeit in Deutschland vorbereiten. Im Februar werden sie nach Ursberg umziehen, um dort im Dominikus Ringeisen Werk zu ar- beiten. In der Einrichtung für Menschen mit Behinderung wurden zwei passende Stellen für die beiden Freiwilligen geschaffen.
In Peru arbeiten Yanina Durand und Jose Rojas an der integrativen Grundschule des „Ayudamé“-Vereins aus Sonthofen, mit dem auch die Diözese zusammenarbeitet. Die 25-jährige Durand ist eigentlich ausgebildete Sozialarbeiterin und war bisher aber als Lehrerin tätig. Rojas ist 32 Jahre alt und arbeitet als Sportlehrer. Auf die Arbeit mit den Kindern in Ursberg freuen sie sich. „Ich bin schon sehr gespannt“, sagt Durand. Bedenken haben die beiden keine: „Kinder sind Kinder, egal ob hier in Deutschland, oder in Peru.“
Während ihrer Zeit in Augsburg konnten Durand und Rojas schon viele Eindrücke sammeln. „Hier geht alles etwas ruhiger und geordneter zu als in Peru“, sagt Yanina Durand und denkt dabei vor allem an die hektische peruanische Hauptstadt Lima. Jose Rojas betont: „Wir wurden so herzlich aufgenommen, dass wir uns schon Zuhause fühlen.“ hat die Sozialarbeiterin auch schon Unterschiede festgestellt: Deutsche seien distanzierter als Peruaner. „Aber, wenn man sich besser kennt, sind sie genauso offen und fröhlich wie wir“, sagt sie.
Im Gespräch wird klar, dass Durand und Rojas viel darüber nachgedacht haben, was sie sich von der Zeit in Deutschland erhoffen. Immer wieder fällt dabei der Begriff „Austausch“.
Jose Rojas will vor allem lernen, mit welchen Methoden Pädagogen in Deutschland arbeiten. Er hofft, einiges auch in Peru anwenden zu können. Außerdem möchte er Kindern und Kollegen an seinem ArAllerdings beitsplatz die peruanische Kultur näherbringen. Rojas kann sich zum Beispiel vorstellen, im Sportunterricht einige der traditionellen Tänze aus der Andenregion auszuprobieren. „Mitbringen und mitnehmen“, lautet sein Motto.
Ähnlich geht es Yanina Durand. Einer ihrer Schwerpunkte wird es sein, Deutsch zu lernen. Es sei in Peru nicht üblich, mehrere Sprachen zu sprechen, erklärt sie. Außerdem will sie ein wenig der deutschen Korrektheit in ihr Heimatland mitnehmen. Als Beispiel nennt sie Pünktlichkeit. „In Peru gibt es das in dieser Form einfach nicht“, sagt die Sozialarbeiterin.
Genau darum ginge es der Diözese mit dem Incoming-Projekt. „Wir erleben die ganze Welt in den Medien, aber bei Weltwärts geht es um Lebenserfahrung und menschliche Verbundenheit“, sagt Ulrich Lindl. Die Diözese hofft, dass Jose Rojas und Yanina Durand als „Multiplikatoren“dienen könnten und den Freiwilligendienst in der Region weiterempfehlen werden.