Die Gelbe Tonne kommt – aber wann?
Eine breite Mehrheit im Kreistag stimmt für den Systemwechsel bei den Leichtverpackungen. Der genaue Termin ist noch ungewiss
Aichach Friedberg Joghurtbecher, Milchtüten und Blechdosen zu Hause säubern, trennen, sammeln und zum Wertstoffhof bringen – diese Zeiten sind auch im Landkreis Aichach-Friedberg bald vorüber. Der Kreistag stimmte am Mittwoch mit großer Mehrheit für die Einführung der Gelben Tonne, in der die Leichtverpackungen künftig unsortiert entsorgt werden sollen. 40 Kreisräte votierten für den Umstieg vom bisherigen Bring- zum Holsystem, 12 Vertreter aus den Reihen von SPD, Grünen, Freien Wählern, Unabhängigen und ÖDP votierten dagegen.
Vorausgegangen war der Entscheidung noch einmal eine ausführliche Debatte, obwohl die unterschiedlichen Standpunkte bereits vor Kurzem im Umweltausschuss ausgetauscht worden waren. Michael Haas von der Kommunalen Abfallwirtschaft stellte dabei erneut die Ausgangslage dar. Die Erfassungsquote bei Leichtverpackungen im Wittelsbacher Land liegt deutlich unter der in anderen Landkreisen, wo es bereits Gelbe Tonnen gibt. In einer repräsentativen Bürgerbefragung sprach sich zudem eine deutliche Mehrheit für die Einführung der Gelben Tonne aus.
Claudia Eser-Schuberth (Grüne) zweifelte das Ergebnis und die Methodik dieser Befragung an. „Das einzig richtige Instrument wäre ein Bürgerentscheid gewesen“, sagte sie. Sie erinnerte daran, dass der Landkreis einmal Vorreiter bei der Müllpolitik gewesen sei, nun werde alles über den Haufen geworfen. Kritik gab es auch von Eva Ziegler (Unabhängige). Die Gelbe Tonne suggeriere dem Bürger, dass er sich umweltbewusst verhalte. Tatsächlich lande ein großer Teil der Verpackungen in Staaten mit niedrigen Umweltstandards. „Es ist unerträglich und verantwortungslos, den deutschen Wohlstandsmüll ins Ausland zu verschieben“, sagte sie. Bertha Arzberger (ÖDP) erinnerte an die besondere Verantwortung des Landkreises für den Recyclinggedanken.
„Das Konzept war damals nicht strittig. Aber wir haben heute eine andere Situation“, sagte Matthias Stegmeir (CSU). Die Menschen hätten weniger Zeit und auch weniger Platz, um die Verpackungen zu Hause zu sammeln. Karl-Heinz Schindler (SPD) bedauerte, dass die getrennte Erfassung durch nichts honoriert werde. Er persönlich hätte lieber ein Bringsystem mit dem Gelben Sack gehabt; die Tonne sei nur die zweitbeste Lösung, der er angesichts des Votums im Umweltausschuss nun aber mit wenig Begeisterung zustimme. Frustriert über die „vergebliche Liebesmüh“der Mülltrennung zeigte sich auch Helmut Lenz (Freie Wähler): „Lösen muss diese Problematik der Einzelne, in dem er bewusst einkauft“, sagte er.
So stimmte wie Lenz und Schindler mancher am Ende mit Bauchschmerzen zu und sorgte damit für eine deutliche Mehrheit. Allerdings ist immer noch nicht klar, wer künftig Vertragspartner des Landkreises im Dualen System (DS) sein wird. Da keiner der Vertragspartner die Konditionen einseitig festlegen kann, ist eine Einführung der Gelben Tonne zum 1. Januar 2019 ungewiss. Realistischer ist ein späterer Start, weil der Landkreis erst mit dem neuen Verpackungsgesetz im nächsten Jahr die entsprechende Vorgabe auch ohne Zustimmung des DS-Partners treffen kann.
Dem Landkreis gehen zwar Einnahmen verloren, wenn das DS die Wertstoffhöfe nicht mit nutzt. Zu höheren Müllgebühren soll es dadurch aber nicht kommen.