Ohne Schnaps und gut bewacht
30 Gruppen haben sich für den Friedberger Faschingsumzug am kommenden Dienstag angemeldet. Die Veranstaltung ist wegen Kosten und Spaßfaktor umstritten. Unsere Leser wollen sie behalten
Friedberg Die SPD Friedberg will dem Faschingsumzug am Dienstag einen Hauch mehr Lokalkolorit verleihen. Nachdem mit Roland Fuchs ein Mann aus ihren eigenen Reihen im Stadtrat kritisiert hatte, dem Umzug fehle es an Witz, Unterhaltungswert und lokalem Bezug, geht der Ortsverein in Vorleistung und läuft als Fußgruppe mit. Was er ausgeheckt hat, will die Vorsitzende Ulrike Sasse-Feile noch nicht verraten – Fasching lebt schließlich auch vom Überraschungseffekt.
Die Sozialdemokraten sind eine von 30 Gruppen, die sich bislang angemeldet haben; etwas weniger als vergangenes Jahr. Was ist geboten? Kulturamtsleiter Frank Büschel zählt ein paar Themen auf. „Himmel und Hölle“ist das Motto einer Gruppe. „Die Schöne und das Biest“verkörpert eine andere. Ganz vorne mit dabei ist der ORCC Friedberg mit seinem Programm „On Air“.
Zum sechsten Mal in Folge stehen Umzug und Rahmenprogramm unter dem Motto „Familienfasching“. Das heißt unter anderem, dass harte Getränke tabu sind: Gruppen dürfen keinen Schnaps verteilen, Wirte keinen verkaufen und Zuschauer keinen mitbringen. Übrigens: Wer es doch tut und von Security oder Polizei erwischt wird, muss sein Getränk abgeben, darf es aber am Ende wieder holen. Laut Büschel hat sich das Alkoholverbot bewährt: „Wir haben positive Rückmeldungen, gerade von Familien, und waren Vorreiter für andere Kommunen.“
Ebenfalls bewährt hätten sich die 2017 erstmals durchgeführten Lautstärkekontrollen. Am Ausgang des Volksfestplatzes, wo die Gruppen losziehen, sowie an einer geheim gehaltenen Stelle auf der Strecke stehen Messgeräte. Schallen mehr als 95 Dezibel von einem Wagen, droht die Streichung des städtischen Zuschusses. Laut Büschel hat man vergangenes Jahr einer Gruppe diese Summe reduziert, die sonst zwischen 300 und 400 Euro liegt.
Damit außer der Lautstärke nicht auch das Verhalten der Besucher entgleist, sind 25 Sicherheitsleute im Einsatz, zuzüglich Polizei und Rettungskräfte. Erstmals hat die Security die Verbindung zwischen Garage Ost, wo nach dem Umzug eine Party für Jugendliche steigt, und Lokal Samok nahe dem Bahnhof besonders im Auge. Hier hatte es vergangenes Jahr Beschwerden wegen Lärm und Verschmutzung gegeben.
Wegen der allgemeinen Sicherheitslage schützt die Stadt außerdem ab sofort Zufahrtsstraßen, nämlich den Friedberger Berg, die Aichacher Straße beim Volksfestplatz und die Zufahrt aus Friedberg-Süd. Es werden mobile Sperrelemente aufgestellt und Fahrzeuge von Bauhof und Rettungskräften auf die Straße gestellt, sodass ein Lkw-Attentäter ausgebremst würde.
All das hat seinen Preis. 35 000 Euro betrugen 2017 allein die Sachkosten für Umzug und Party, davon entfällt die Hälfte auf Sicherheit und Ordnung, 10 000 Euro fließen an Teilnehmer. Rechnet man die Tätigkeit von Verwaltungs- und Bauhofmitarbeitern dazu, kommt das Narrentreiben, das vergangenes Jahr 8000 Menschen anzog, auf 80000 Euro. Deshalb hatte Fuchs im Kulturausschuss zur Diskussion gestellt, den Umzug abzuschaffen. Wir befragten dazu unsere Leser bei einem Online-Voting. Über 400 Menschen stimmten in der nicht repräsentativen Umfrage ab. 278 sagten: Der Umzug soll bleiben.
Er beginnt am Faschingsdienstag um 14 Uhr und führt von der Aichacher in die Ludwigstraße, am Rathaus vorbei, durch die Bauernbräuzur Bahnhofstraße zurück in die Münchner Straße. Ab 15.15 Uhr ist Faschingstreiben auf dem Marienplatz mit einem DJ, Narrneusia und ORCC Friedberg.
Die Tiefgaragenparty des Jugendclubs läuft von 15.30 bis 24 Uhr in der Garage Ost. Der Eintritt dazu ist frei. Die Innenstadt ist ab Mittag weitgehend gesperrt, Parkmöglichkeiten sind eingeschränkt, Busse werden umgeleitet. Es wird empfohlen, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.