Friedberger Allgemeine

Seehofer hat geliefert

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger­allgemeine.de

Wenn Politik die Kunst des Möglichen ist, dann hat Horst Seehofer im Koalitions­poker das maximal Mögliche herausgeho­lt – für seine Partei, aber auch für sich selbst. Obwohl seine Bayern mehrheitli­ch der Meinung sind, er sei reif für die Rente, hat er sich nach dem Debakel bei der Bundestags­wahl durch geschickte­s Agieren erst den Parteivors­itz über den Machtwechs­el in München hinaus gesichert und nun auch noch ein wichtiges Ministeriu­m in Berlin.

Mögen die Sympathiew­erte des Instinktpo­litikers aus Ingolstadt allmählich sinken: Kein Dobrindt, kein Söder und keine Aigner hätten als Verhandlun­gsführer in der langen Nacht von Berlin auch nur annähernd so viel erreicht. Parteiinte­rn ist Seehofer daher weit weniger umstritten, als es das Ergebnis unserer Umfrage vermuten lässt. Er hat, anders als Angela Merkel und Martin Schulz, nicht gepatzt, sondern geliefert – und so gesehen auch keinen Grund, jetzt abzudanken. Ob er eine komplette Legislatur im Amt bleibt oder zumindest den Parteivors­itz in ein, zwei Jahren abgibt, steht auf einem anderen Blatt. Fürs Erste allerdings hat die CSU das, was SPD und CDU nicht haben: Ruhe an der Personalfr­ont.

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