Ein neues Familienbild im Freistaat
Viele Frauen arbeiten, die Männer nehmen Elternzeit
Augsburg Ein Wort geisterte in den vergangenen Jahren durch die Medien: die „Herdprämie“. Im Jahr 2007 gehörte der Begriff sogar zu den Unwörtern des Jahres. Die Idee war, dass Eltern pro Kind 150 Euro bekommen, wenn sie auf einen Krippenplatz verzichten und den Nachwuchs selbst betreuen. Gerade der Freistaat Bayern setzte sich für das Betreuungsgeld ein. Bundesweit ist es inzwischen wieder abgeschafft, Bayern zahlt es aber noch weiter. Das klassische Familienbild des arbeitenden Mannes und der Hausfrau, die auf die Kinder aufpasst, kommt einem in den Sinn, doch die Realität sieht häufig anders aus.
Bayern hat unter den alten Bundesländern die höchste Erwerbsquote bei den Frauen. Im Jahr 2016 waren 73,6 Prozent im Freistaat berufstätig. Diese Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Deutschlandweit liegt der Durchschnitt bei 70,6 Prozent. Diese Daten des Statistischen Bundesamtes sind Ergebnisse des Mikrozensus 2016 und stellen den Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren dar. Herbert Hartinger, Pressesprecher des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bayern, begrüßt diese Entwicklung. „In Zeiten von Fachkräftemangel werden Frauen gebraucht“, sagt er.
Und auch das Bild des Mannes, der tagein, tagaus das Geld verdient und sich aus der Kindererziehung heraushält, hat sich gewandelt: Die bayerischen Väter beziehen immer mehr Elterngeld und nehmen folglich auch mehr Elternzeit. 43,4 Prozent waren es im Jahr 2015, laut einer Studie des Bayerischen Arbeitsministeriums. Damit belegen die Väter aus dem Freistaat den zweiten Rang in Deutschland – nur in Sachsen ist die Bezugsquote mit 46,7 Prozent noch höher. Der Bundesdurchschnitt beträgt nur rund 34 Prozent. Marion Gehlert vom Bayerischen Arbeitsministerium schließt daraus: „Die Väter wollen mehr Zeit mit dem Nachwuchs verbringen.“