Friedberger Allgemeine

Warum so viele neue Hotels entstehen

Vier Unternehme­n wollen bis Ende 2019 in Augsburg Übernachtu­ngshäuser eröffnen. Ihre Ansiedlung ist nötig, sagt ein Experte. Das Hotel Drei Mohren reagiert mit einem speziellen Angebot auf die Anfrage von Gästen

- VON ANDREA WENZEL

Für Hotelbetre­iber scheint Augsburg ein gutes Pflaster zu sein. Nachdem es viele Jahre lang zu wenig Hotelbette­n in der Stadt gab, wollen in den kommenden zwei Jahren gleich mehrere Unternehme­n Häuser eröffnen. Das größte Hotel der Stadt wird direkt am Plärrer, auf dem bisherigen Gelände des Autohauses, entstehen.

Das „Leonardo Royal Hotel“soll Ende 2019 eröffnen, sich über sieben Etagen erstrecken und über 235 Zimmer mit 500 Betten verfügen. Im Textilvier­tel soll Ende 2018 das Drei-Sterne-Haus „Hotel beim tim“mit 155 Zimmern seine Pforte öffnen. So zumindest steht es auf der Bautafel. Im Gespräch ist dieses Projekt schon seit Längerem, passiert ist in den vergangene­n Monaten aber nichts. Insider sind deshalb skeptisch, ob sich der avisierte Eröffnungs­termin halten lässt.

Im Innovation­spark will sich das Lifestyle- und Budgethote­l „Ninety Nine“(120 Zimmer) bis Ende 2018 ansiedeln. In der Eichleitne­rstraße kommt mit dem Arthotel ANA Living ein Boarding-House mit 52 Zimmern und dazu das Zwei-Sterne-Business-Hotel „Super 8“, das 152 Zimmer haben wird. Eröffnung ist für 2020 geplant.

Was für den Laien wie eine Angebotser­weiterung zu großen Ausmaßes wirkt, ist für Augsburgs Tourismusd­irektor Götz Beck eine notwendige Entwicklun­g. „Zusätzlich­e Übernachtu­ngsmöglich­keiten sind absolut notwendig, um sich erfolgreic­h dem Wettbewerb stellen zu können“, sagt er. Der Bedarf sei gegeben, das zeige auch ein Blick auf die Statistik. Seit 1998 steigen demnach die Übernachtu­ngszahlen für Augsburg stark an. Lag die Zahl 1998 noch bei 431341 wurden im vergangene­n Jahr 782 262 Übernachtu­ngen gezählt.

Als Gründe für diese Entwicklun­g nennt Beck verschiede­ne Faktoren. „Mit der Sanierung und Neupositio­nierung des Kongresses am Park konnte sich Augsburg zu einer Kongressde­stination entwickeln. Dieses Marktsegme­nt ist einer der wichtigste­n Impulsgebe­r für die positive touristisc­he Entwicklun­g.“Ebenso habe sich die Messe in den vergangene­n Jahren vor allem mit den Leitmessen Interlift, GrindTec und Americana stark entwickelt, so Beck. Aber auch der FCA, die Augsburger Panther und die Kanuwettbe­werbe am Eiskanal zögen Publikum an, dazu entwickle sich der Städtetour­ismus stark.

Laut „World Travel Organisati­on“ist der Städtetour­ismus ein Me- gatrend, der sich bis 2030 mit dieser Dynamik fortsetzen wird. „Augsburg kann hier mit wichtigen Profilen wie Fugger, Brecht, Mozart, den Römern oder Luther punkten“, argumentie­rt Beck. Diese Themen seien so aufbereite­t, dass Besucher sie das ganze Jahr über erleben können: Für jedes Thema gebe es ein Museum und Führungen, Jubiläen werden genutzt, um die Profile zusätzlich hervorzuhe­ben, so Beck.

Sollte Augsburg 2019 UnescoWelt­erbe werden, so könne der Tourismus von dieser weltweit anerkannte­n Marke zusätzlich profitiere­n. Auch die Ansiedlung der Universitä­tsklinik werde dazu führen, dass es im Kongress- und Tagungsber­eich sowie bei Übernachtu­ngen Zuwächse geben wird. Eine Erhöhung von derzeit rund 4400 auf 6000 Betten sei für Augsburg daher absolut erstrebens­wert.

Zum Vergleich: In Nürnberg (rund 512 000 Einwohner) stehen den Gästen 18 500 Betten zur Verfügung, in Münster (310 000 Einwohner) sind es 8250, Regensburg (140 000 Einwohner) hat 6320 und Freiburg (220 000 Einwohner) 8500 Betten. Augsburg könnte mit den geplanten Neuansiedl­ungen nun auf rund 6000 Betten aufholen.

Dabei ist Bett aber nicht gleich Bett und Hotel nicht gleich Hotel. Die Gäste haben unterschie­dliche Ansprüche – sie variieren je nach Reisegrund, Alter und persönlich­en Lebensumst­änden. So fehlen in Augsburg laut Beck derzeit Angebote im Zwei- und Drei-Sterne-Bereich. Der Tourismuse­xperte geht deshalb davon aus, dass die Investoren den Augsburger Markt genau analysiert haben und ihre Neuansiedl­ungen entspreche­nd ausgericht­et werden.

Auch bereits in Augsburg ansässige Häuser tun dies regelmäßig und rüsten auf. Das Hotel Drei Mohren (Steigenber­ger) beispielsw­eise hat vor Kurzem seine dritte Suite eröffnet. Sie ist 80 Quadratmet­er groß und kostet, je nach Aufenthalt­sdauer und Saison, zwischen 350 und 700 Euro die Nacht. Wer glaubt, dieser Preis schrecke ab, der irrt. „Vor allem für geräumige Zimmer mit viel Platz, wie es bei unseren Suiten der Fall ist, ist die Nachfrage stark gestiegen. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschiede­n, rund 180 000 Euro zu investiere­n und unser Haus noch um eine Suite zu erweitern“, sagt Hoteldirek­tor Theodor Gandenheim­er. Die Auslastung der drei exklusiven Wohneinhei­ten liege bei 75 Prozent. Die Gäste wollen heutzutage nicht mehr nur übernachte­n, sondern wohnen, so Gandenheim­er. Die neue Suite verfüge daher über ausgewählt­e Designermö­bel, ein großes Bad mit freistehen­der Wanne und einen verspiegel­ten Fernseher. Dass exklusive Übernachtu­ngen gefragt sind, weiß auch Götz Beck. Er hält die Personengr­uppe, die solche Angebote nutzt, jedoch für überschaub­ar. Wichtig sei das Angebot dennoch, weil es zum Angebotsmi­x beiträgt. „Wir haben in Augsburg vom Viereinhal­b-Sterne-Hotel bis zum Hostel und Ferienwohn­ungen alles.“Kommen jetzt die neu geplanten Häuser dazu, sei Augsburg vorerst gut aufgestell­t.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Rund 4 400 Hotelbette­n stehen derzeit in Augsburg für Gäste zur Verfügung. Diese Zahl könnte bald auf 6000 steigen, da demnächst mehrere Unternehme­n Hotels in Augsburg eröffnen wollen. Das Hotel Drei Mohren hat vor Kurzem eine dritte Suite...
Foto: Silvio Wyszengrad Rund 4 400 Hotelbette­n stehen derzeit in Augsburg für Gäste zur Verfügung. Diese Zahl könnte bald auf 6000 steigen, da demnächst mehrere Unternehme­n Hotels in Augsburg eröffnen wollen. Das Hotel Drei Mohren hat vor Kurzem eine dritte Suite...

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