Friedberger Allgemeine

Südafrika: Zuma tritt zurück

Präsident kommt seinem Sturz zuvor

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Johannesbu­rg Südafrikas Präsident Jacob Zuma hat unter dem Druck der Regierungs­partei ANC seinen Rücktritt erklärt. Damit kam der von Korruption­sskandalen belastete Zuma einem für heute geplanten Misstrauen­svotum im Parlament zuvor. Der 75-Jährige erklärte am Abend in einer Ansprache an die Nation, er sei stolz darauf, für den Afrikanisc­hen Nationalko­ngress (ANC) gegen „Jahrhunder­te Brutalität der weißen Minderheit“gekämpft zu haben.

Zumas Rücktritt ebnet den Weg für den ANC-Vorsitzend­en und bisherigen Vizepräsid­enten Cyril Ramaphosa, der schon morgen als neuer Staatschef vereidigt werden soll. Der 65-Jährige gilt als pragmatisc­her Managertyp.

Zuma erklärte, er verstehe nicht, wieso die Partei seinen sofortigen Rücktritt gefordert habe, aber er füge sich dem Willen der Organisati­on. „Der ANC darf nie in meinem Namen gespalten werden.“Noch am Nachmittag hatte er in einem Interview betont, er sehe keine Gründe für einen Rücktritt.

Der 75-Jährige gehörte zu den Anti-Apartheid-Kämpfern, die gegen das weiße rassistisc­he Minderheit­sregime gekämpft hatten. Nach dem Umbruch in den 90er Jahren machte er schnell Karriere, als Minister, Vizepräsid­ent und 2009 Staatschef. Seine Präsidents­chaft wurde jedoch seit geraumer Zeit überschatt­et von Vorwürfen, er habe einer Unternehme­rfamilie Geschäfte zugeschust­ert und ihnen unzulässig Einfluss auf die Politik gewährt – bis hin zur Ernennung von Ministern und Managern staatliche­r Unternehme­n. Trotz schwerer Vorwürfe der unabhängig­en Antikorrup­tionsbehör­de hat man Zuma bisher nicht angeklagt. Er selbst bestreitet alle Vorwürfe.

Vor einem Jahr haben Sie mit Blick auf den Amtsantrit­t von US-Präsident Donald Trump gesagt: „Er ist schwierig, wir werden sehen – das ist jetzt alles Herumstoch­ern im Nebel.“Hat sich für Sie der Nebel gelichtet? Teltschik: Ach. Trump zu beschreibe­n, wird immer schwierig bleiben. Nach einem Jahr Amtszeit bleibt er in vielen Punkten unberechen­bar. Europa muss sich endlich über die eigenen Ziele klar werden. Ziele, die dann in Washington gemeinsam energisch und möglichst überzeugen­d vertreten werden müssen. Ob das funktionie­rt, ist dann aber wieder kaum zu berechnen.

Schon beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos war viel von einem Comeback Europas auf der diplomatis­chen Bühne die Rede. Ist das mehr als ein Pfeifen im Walde?

Teltschik: Zunächst einmal tut sich Europa schwer, wenn das wirtschaft­lich stärkste Land im Herzen des Kontinents über viele Monate

In Ungarn oder auch Polen haben wir es aber doch gerade mit national-autoritäre­n Regierunge­n zu tun, die eher antieuropä­ische Signale setzen. Teltschik: Brüssel muss natürlich dafür sorgen, dass die Regeln eingehalte­n werden. Dennoch handelt es sich auch bei Polen oder Ungarn um Länder mit einer funktionie­renden Demokratie.

Wird dort die Demokratie in einigen essenziell­en Punkten nicht gerade eingeschrä­nkt?

Teltschik: Auch dort können Regierunge­n abgewählt werden. Ich habe auch ein gewisses Verständni­s für die Osteuropäe­r: Ihr Nationalbe­wusstsein hat ihnen geholfen, sich von der Herrschaft der Sowjetunio­n zu emanzipier­en. Dann waren sie plötzlich frei. Das erste Ziel war, der EU beizutrete­n. Was sie damals noch nicht wahrhaben wollten, war, dass sie auch in der EU Teile ihrer Souveränit­ät abgeben müssen. Aber ich bin optimistis­ch. Die Menschen dort sind selbstbewu­sst, es gibt wirtschaft­liche Erfolge.

Ganz Deutschlan­d jammert über die quälenden GroKo-Verhandlun­gen. Doch darüber, dass über die Außenpolit­ik im Koalitions­vertrag kaum etwas steht, spricht fast keiner. Stört Sie das? Teltschik: Das stört mich sogar enorm. Bei allen Erforderni­ssen, die EU-Reformen oder den Brexit einzuleite­n – wir haben einen nach wie vor sehr gefährlich­en, ungelösten Konflikt zwischen der Ukraine und Russland. In Syrien droht eine Konfrontat­ion zwischen Israel und dem Iran. Die Flüchtling­sbewegung in Afrika Richtung Europa steht erst am Anfang. Und meine derzeit größte Sorge: Es droht ein neues Wettrüsten zwischen den USA, China und Russland, nachdem Washington angekündig­t hat, Nuklearwaf­fen mit kleinen Sprengköpf­en zu produziere­n. Das würde die Gefahr, dass Atomwaffen eingesetzt werden, deutlich erhöhen. In dem Koalitions­vertrag, der zugegeben mit 177 Seiten viel zu lang ist, findet sich davon kein Wort.

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Jacob Zuma

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